Bitwise-CIO Matthew Hougan sieht das Ende eines Paradigmas: Bitcoin könnte aus der 4-Jahres-Zyklik ausbrechen. Der ultimative Praxistest steht 2026 bevor.
Seit mehr als einem Jahrzehnt folgte Bitcoin einem fast mechanischen Muster: Rund alle vier Jahre, nach einem sogenannten Halving – wenn die Blockbelohnung der Miner halbiert wird – begann eine 12 bis 18 Monate dauernde Rally, die in neuen Allzeithochs mündete.
Danach folgten nahezu lehrbuchartig Kurseinbrüche von 75 bis 90 Prozent. Dieses Drehbuch war so zuverlässig, dass es das Denken und Handeln einer ganzen Anlegergeneration prägte. Doch nun stellt einer der profiliertesten Köpfe der Branche genau dieses Paradigma infrage.
Hougan: „Ich denke, der 4-Jahres-Zyklus ist vorbei“
Matthew Hougan, Chief Investment Officer bei Bitwise Asset Management, legte sich vergangene Woche bei CNBC fest: „Es ist nicht offiziell vorbei, bis wir 2026 positive Renditen sehen. Aber ich glaube, das werden wir, also sage ich: Ich denke, der 4-Jahres-Zyklus ist vorbei.“
Für Hougan hat sich die Marktmechanik seit 2024 grundlegend verändert. Der Start von Spot-Bitcoin-ETFs in den USA im Januar 2024 brachte massive Kapitalzuflüsse vor dem jüngsten Halving im April – ein Bruch mit der historischen Logik. Zudem hätten klare regulatorische Rahmenbedingungen und die zunehmende Einbindung in den institutionellen Finanzsektor den Einfluss des Halvings deutlich geschwächt. „Ich wette, Rücksetzer von 70 Prozent gehören der Vergangenheit an“, so Hougan.
Von Halving zu Holding – die Rolle der Institutionen
Die Daten von BitcoinTreasuries.net untermauern den Eindruck einer strukturellen Verschiebung: Die 100 größten BTC-Halter kontrollieren aktuell rund 962.933 Bitcoin – knapp fünf Prozent des maximalen Angebots von 21 Millionen Coins. An der Spitze: MicroStrategy mit 628.799 BTC, gefolgt von MARA Holdings (50.639 BTC) und Riot Platforms (19.239 BTC).
Diese Bestände liegen überwiegend in strategischen Tresoren. Die frei handelbare Liquidität sinkt, kurzfristige Angebotsschocks verlieren an Wirkung, und der Preismechanismus richtet sich stärker nach globalen Kapitalflüssen als nach Mining-Events. ETFs, Pensionsfonds und institutionelle Asset Manager wie BlackRock oder Fidelity prägen zunehmend den Markt – mit langfristigem Anlagehorizont statt kurzfristiger Spekulation.
TheBTCTherapist: Zyklus-Logik wird ausgehöhlt
Auch der Analyst @TheBTCTherapist, der es auf der Social-Media-Plattform X auf 230.000 Follower bringt, stützt diese Sicht. Er verweist auf historische Muster, die durch konstante Nachfrage großer Akteure verwässert würden. Institutionelle Investoren reagierten nicht auf die punktuelle Angebotsverknappung, sondern auf makroökonomische Trends und strategische Allokationen. Damit werde die bisherige Rhythmik der Halvings als Markt-Treiber geschwächt.
Trotz dieser Argumente gibt es Skepsis. Kritiker wie der X-Nutzer @AlvaApp erinnern daran, dass selbst Satoshi Nakamoto rund fünf Prozent des Angebots hielt – ohne drastische Einbrüche verhindern zu können. Zudem bemängeln Beobachter wie @phantomopera, dass viele institutionelle Halter keine Proof-of-Reserve-Nachweise erbringen. Und: Sollte es zu einem koordinierten Abverkauf kommen, könnten auch in einem „institutionellen Zeitalter“ Kurseinbrüche im alten Stil zurückkehren. Selbst Hougan räumt ein: Erst wenn das Jahr 2026 mit einem Plus endet, sei der Zyklusbruch wirklich bewiesen.
Rumors are circulating the four year bitcoin cycle is over and we are entering a multi-decade long bull market. pic.twitter.com/i6OaIN3yYa
— The ₿itcoin Therapist (@TheBTCTherapist) August 9, 2025
Ausblick: Paradigmenwechsel oder nur Intermezzo?
Sollte sich Hougans Analyse bewahrheiten, müsste sich die Marktanalyse umstellen: Weniger Fokus auf das Halving-Timing, mehr Beobachtung von ETF-Strömen, Wallet-Bewegungen großer Adressen und den globalen Liquiditätszyklus. Für Investoren könnte das eine stabilere Preisentwicklung, geringere Drawdowns und möglicherweise weitere Kurszuwächse 2026 bedeuten.
Doch Bitcoin bleibt ein Asset mit einem Hang zu extremen Ausschlägen. Regulatorische Schocks, technologische Risiken oder geopolitische Krisen könnten jederzeit alte Muster reaktivieren. Ob der 4-Jahres-Zyklus wirklich Geschichte ist, entscheidet sich nicht jetzt – sondern in den Charts des Jahres 2026.
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