Gold hat die 4.000-Dollar-Marke geknackt und seit Jahresbeginn spektakuläre 54 Prozent zugelegt. Analysten bleiben weiter optimistisch. Was treibt den Hype, wo lauern Risiken?

Gold hat inzwischen die magische 4.000-Dollar-Marke geknackt – ein Meilenstein, der selbst erfahrene Marktbeobachter staunen lässt. Am Dienstag erreichte das Edelmetall im Tagesverlauf ein neues Rekordhoch von 4.072 Dollar je Unze, bevor es sich knapp darunter stabilisierte. Seit Jahresbeginn hat Gold damit atemberaubende 54 Prozent zugelegt – die stärkste Jahresperformance seit den 1970er Jahren.

Getrieben wird die Rally von einer seltenen Kombination aus geopolitischen Spannungen, Inflationssorgen, expansiver Geldpolitik und einer zunehmenden Vertrauenskrise gegenüber Papierwährungen. Der Goldpreis, über Jahrzehnte Symbol für Stabilität, wird plötzlich selbst zum Ausdruck globaler Unsicherheit – und zur bevorzugten Währung einer neuen Ära des Misstrauens. Was treibt den Kurs so explosiv nach oben – und wie weit kann diese historische Rally noch gehen?

Inflationsangst, Schuldenkrise, politische Unsicherheit

Der jüngste Anstieg ist mehr als nur ein Momentum-getriebener Lauf. Vielmehr bündelt sich darin eine Mischung aus geopolitischer Unsicherheit, wachsender Inflationssorgen und Zweifeln an der fiskalischen Stabilität der USA. Eine drohende langanhaltende Regierungsblockade in Washington, gepaart mit Rekordschulden und strukturell hohen Defiziten, hat Anleger weltweit verunsichert.

In diesem Umfeld suchen Investoren Sicherheit – und finden sie in Gold. Der legendäre Hedgefonds-Manager Ray Dalio zog auf einer Veranstaltung in Connecticut Parallelen zu den frühen 1970er Jahren, als Inflation, hohe Staatsausgaben und Währungsverluste die Grundlage für den damaligen Goldboom bildeten. Seine Empfehlung: 15 Prozent Goldanteil im Portfolio.

Zentralbanken und ETFs treiben die Nachfrage

Ein weiterer Preistreiber: institutionelle Käufer. Laut Goldman Sachs hat die Nachfrage nach Gold-ETFs aus dem Westen wieder deutlich zugenommen – ein Zeichen, dass auch große Anleger verstärkt auf das Edelmetall setzen.

Die US-Investmentbank hat deshalb ihre Prognose für Dezember 2026 auf 4.900 Dollar je Unze angehoben (zuvor: 4.300 Dollar). Hauptgrund: steigende ETF-Zuflüsse, kräftige Käufe der Notenbanken und ein absehbar lockereres Zinsumfeld. Die Fed dürfte laut Marktpreisen ihre Leitzinsen bis Mitte 2026 um rund 100 Basispunkte senken.

Auch China, Indien und die Türkei kaufen weiter massiv Goldreserven auf – teils aus geopolitischem Kalkül, teils als Diversifizierung gegenüber dem Dollar. Seit 2022 summiert sich das Zentralbank-Kaufvolumen auf über 1.000 Tonnen – ein Rekordwert in der jüngeren Geschichte.

Potenzial bis zu 4.400 Dollar im ersten Halbjahr 2026?

Bart Melek, globaler Rohstoffstratege bei TD Securities, hält einen weiteren Anstieg für sehr wahrscheinlich: „Ich denke, 4.400 Dollar in der ersten Hälfte 2026 sind durchaus möglich – ja sogar wahrscheinlich“, erklärt der 

Er verweist auf eine gefährliche Gemengelage aus anhaltender Verschuldung, drohendem Government Shutdown und schwächerer US-Wirtschaft, die die Fed zu einer aggressiveren Lockerungspolitik zwingen könnte. Damit sinkt der „Carry“ für Gold – also der Zinsnachteil gegenüber festverzinslichen Anlagen – und macht das Halten des Metalls attraktiver.

Zwar sei Gold kurzfristig „überhitzt“ – gemessen am RSI von 90 und einer Abweichung von über 25 Prozent vom 200-Tage-Schnitt –, doch Melek erwartet höchstens eine temporäre Konsolidierung auf 3.700 bis 3.600 Dollar. Danach könne sich die Rally fortsetzen, getrieben von schwächerem Dollar, anhaltender Inflation und weiteren Zentralbankkäufen.

Zwischen Euphorie und Überhitzung

Technisch gesehen ist Gold derzeit stark überkauft. Doch der fundamentale Hintergrund spricht für eine strukturell höhere Bewertung. Viele Marktteilnehmer sehen Gold nicht mehr nur als Krisenversicherung, sondern zunehmend als strategischen Vermögenswert in einem Weltfinanzsystem, das an Vertrauen verliert.

Auch private Anleger beteiligen sich an der Bewegung: In Deutschland, der Schweiz und Österreich steigen die Käufe physischer Barren und Münzen spürbar an. Der Preis für einen 1-Kilobarren liegt aktuell bei rund 111.000 Euro – ein neuer Rekordwert.

Gold bleibt glänzend – aber mit Vorsicht

Die Kombination aus geopolitischer Unsicherheit, hoher Verschuldung, sinkenden Zinsen und Inflationssorgen bildet das perfekte Umfeld für Gold. Kurzfristig mag eine Korrektur überfällig sein, langfristig jedoch bleibt das Edelmetall attraktiv.

Mit Kurszielen zwischen 4.400 und 4.900 Dollar sehen Analysten das Ende der Rallye noch nicht erreicht. Doch wie immer gilt: Auch der glänzendste Bullenmarkt kennt Pausen – und wer in Gold investiert, sollte die Volatilität ebenso einkalkulieren wie die Chance auf neue historische Höchststände.

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