Am Freitag zieht der DAX nach einer verlustreichen Woche plötzlich kräftig an. Was ist für den deutschen Leitindex jetzt noch möglich? Außerdem im Fokus: Blackrock und die Aktien von Kontron.
Nach drei Verlusttagen in Folge hat sich der DAX am Freitag kräftig erholt. Am Markt wurde auf vage Hoffnungen auf eine Verhandlungslösung im Krieg zwischen Israel und dem Iran verwiesen. Der deutsche Leitindex gewann bis zum frühen Nachmittag 1,5 Prozent auf 23.408 Punkte. Das Börsenbarometer steuert damit gleichwohl noch auf ein Wochenminus von rund einem halben Prozent zu. Der MDAX der mittelgroßen Werte lag am Freitag mit 1,3 Prozent im Plus bei 29.489 Punkten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg ähnlich stark.
Bei den Kursbewegungen könnte auch eine Rolle gespielt haben, dass an diesem Freitag wieder großer Verfallstag ist. Vom "großen Verfall" oder auch "vierfachen Verfall" sprechen Börsianer, wenn an den Terminbörsen Optionen und Futures auf Indizes und einzelne Aktien am selben Tag verfallen. Stärkere Kursausschläge an solchen Tagen gibt es vor allem bei Aktien-Schwergewichten in den entsprechenden Indizes.
Aufregung um Blackrock
Der US-Finanzkonzern Blackrock nutzt einer wissenschaftlichen Analyse zufolge Lücken im europäischen System aus, um Millionen an Steuerzahlungen legal zu vermeiden. Das Unternehmen erreiche damit Steuersätze, die geschätzt etwa halb so hoch lägen wie die gesetzlichen Steuersätze in Deutschland, Frankreich oder Italien, heißt es im Bericht des türkischen Volkswirtschaftlers Ceyhun Elgin. Er untersuchte den Fall im Auftrag des Linken-Europaabgeordneten Martin Schirdewan. Zuerst berichteten darüber die ARD und die "Süddeutsche Zeitung". Folge der Blackrock-Taktik seien erhebliche Verluste an öffentlichen Einnahmen: Allein Deutschland entgingen laut Analyse von 2017 bis 2023 jährlich 45 bis 54 Millionen Euro Steuereinnahmen. Die EU insgesamt verliere jährlich bis zu rund 140 Millionen Euro.
Die Investmentgesellschaft nutzt dem Bericht zufolge konzerninterne Transaktionen: So berechne sie Tochtergesellschaften in Hochsteuerländern wie Deutschland hohe Lizenzgebühren für die Nutzung einer internen Software - und mindere so die steuerpflichtigen Gewinne. Gleichzeitig flössen die Gebühren als Einkünfte an Tochtergesellschaften in Ländern mit deutlich niedrigeren Steuern. Blackrock teilt der ARD schriftlich mit, dass die Studie falsche und irreführende Behauptungen enthalte: "BlackRock zahlt Steuern, gemäß den von den jeweiligen Steuerbehörden festgelegten Steuersätzen." Man handele in Steuerangelegenheiten "konservativ, um sicherzustellen, dass BlackRock alle gesetzlich vorgeschriebenen Steuern" zahle.
Schirdewan betonte: "Es ist besorgniserregend, dass Regierungen solche aggressiven Steuerstrategien multinationaler Konzerne zulassen." Das sei ein grenzüberschreitendes Problem, das eine mutige EU-Politik nötig mache. "Mit Friedrich Merz als Bundeskanzler haben wir jedoch dafür die falsche Person im Amt." Schirdewan warf dem CDU-Politiker vor, ein Finanzlobbyist zu sein. Merz war von 2016 bis 2021 Aufsichtsratsvorsitzender einer Blackrock-Deutschlandtochter. Er legte dieses Amt nieder, als er 2021 in die Politik zurückkehrte.
Kontron-Aktie legt wieder zu
Aktien von Kontron machen am Freitag einen Großteil ihrer Vortagsverluste wett. Mehr als vier Prozent hatten sie am Donnerstag verloren und damit in der ersten Reaktion negativ auf die am Mittwochabend verbreitete Meldung reagiert, dass das Technologieunternehmen darauf hinarbeitet, die Mehrheit an seiner Tochter Jumptec abzugeben. Zu Wochenschluss erholten sie sich um zuletzt 3,5 Prozent.
Erste Kommentare zu der Vereinbarung klingen positiv, denn Kontron könnte dabei laut Mitteilung einen Gewinn realisieren, der voraussichtlich im höheren zweistelligen Millionenbereich liegt. Das Unternehmen dekonsolidiere einen weniger profitablen Bereich, schrieb am Vortag der Warburg-Experte Malte Schaumann. Er sprach auch von einer attraktiven Bewertung des Deals.
Laut Alexander Zienkowicz von MWB Research ist das Vorhaben Teil der laufenden Strategie, den eigenen Betrieb zu verschlanken und die operative Komplexität zu verringern. Ziel sei außerdem, Kapital freizusetzen. Kontron verfolge damit auch eine Lokalisierungsstrategie, um insbesondere in den USA die geopolitischen Risiken zu reduzieren.
Enthält Material von dpa-AFX
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