Bitcoin korrigiert, andere Kryptowährungen geraten noch stärker unter Druck. Was hinter der schwächsten Woche seit Februar steckt – und warum der Herbst nun entscheidend wird.

Statt Euphorie von dem möglichen Gipfelsturm in diesem Bullenzyklus herrscht Katerstimmung an den Kryptomärkten. Nach einem dynamischen Frühjahr und einem optimistischen Sommer ist Bitcoin bis gestern unter die Marke von 108.000 Dollar gefallen und hat zuletzt die schwächste Handelswoche seit Februar verbucht.

„Bitcoin hat sämtliche Sommergewinne wieder abgegeben“, analysiert CNBC-Kryptoexpertin Mackenzie Sigalos. Und nicht nur das: Bei Kursen unter 108.000 Dollar notiert die wertvollste Kryptowährung praktisch auf dem gleichen Niveau wie zur Amtseinführung von Donald Trump Ende Januar. Auf Jahressicht sind die Zugewinne auf unter 15 Prozent zusammengeschmolzen, während die Verluste seit dem vorläufigen Rekordhoch bei knapp 125.000 Dollar mittlerweile ebenfalls 15 Prozent betragen.  

Makro sorgt für Unsicherheit

Neben dem saisonal typischen Sommerloch belasten vor allem makroökonomische Faktoren die Märkte. Fed-Chef Jerome Powell hatte in Jackson Hole zwar eine mittelfristige Lockerung signalisiert, aber keine unmittelbare Zinssenkung in Aussicht gestellt. „Viele hatten auf den ersten Cut im September gehofft – diese Wette ist jetzt vom Tisch“, so ein Stratege von Galaxy Digital.

Technisch sehen Analysten wie DYOR-CEO Ben Kurland kritische Marken bei 108.000 und 105.000 Dollar. „Ein Rutsch darunter könnte den Markt bereinigen – bevor die nächste Aufwärtsbewegung startet“, erklärt Kurland im CNBC-Interview.

Der September ist ein historisch schwacher Monat

Zunächst könnte jedoch weiteres Ungemach drohen: Historisch gilt der September nämlich als schwacher Monat für Kryptowährungen – oft gefolgt von einer deutlichen Rallye im vierten Quartal. „Das Muster aus Spätsommer-Korrektur und Herbst-Run hat sich in den vergangenen Zyklen wiederholt“, so Kurland. 

Kurzfristig erwarten Analysten ein hohes Maß an Volatilität. Besonders wichtig werden die US-Inflationsdaten am 11. September und die Zinsentscheidung der Fed eine Woche später. Die Fed-Sitzung am 17. September dürfte für den weiteren Kursverlauf tatsächlich sehr entscheidend sein. Kommt dann die erwartete Zinssenkung, könnten Risiko-Assets – und damit auch Krypto – schnell wieder Fahrt aufnehmen. Sollte die Notenbank dann den erwarteten Kurswechsel vollziehen, sehen viele Strategen die Chance für eine starke Herbst-Rallye.

Wall Street bleibt bullish 

„Das übergeordnete Bild bleibt bullish“, fasst Fundstrat-Stratege Tom Lee zusammen. „Wer Liquidität hat, sollte die aktuelle Schwäche nutzen, um Positionen aufzubauen – bevor die nächste Aufwärtswelle startet“, so Lee.

Auch Wall-Street-Großbank JPMorgan sieht Chancen. In einer aktuellen Studie heißt es, Bitcoin sei im Vergleich zu Gold derzeit “unterbewertet”.  Die Bank indiziert, dass die 6‑Monats‑Volatilität von Bitcoin von nahezu 60 Prozent zu Jahresbeginn auf nur noch rund 30 Prozent gefallen ist – ein historischer Tiefstand. Mit dem Rückgang seiner Volatilität rücke der Kurs fairerweise deutlich höher – etwa 126.000 Dollar. 

Bitcoin-Befürworter dürften die Marke, die noch zweieinhalb Wochen fast markiert würde, nun wieder herbeisehnen, zumal die Zeit knapp werden könnte. Historisch bewegt sich Bitcoin in 4-Jahreszyklen und markierte im letzten Bullenmarkt im November 2021 das Top. Folgt die älteste Kryptowährung der Welt dem Vorbild, blieben nur noch zwei Monate bis zur Top-Ausbildung. Entsprechend gebannt dürften die Blicke in den nächsten Wochen auf die Kryptomärkte sein.

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Bitcoin (ISIN: CRYPT0000BTC)

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