Der Preis für das wichtige Leichtmetall Lithium, das für die Produktion von Batterien benötigt wird, ist am Mittwoch auf den tiefsten Stand seit August 2021 abgesackt. Unternehmen, die Lithium produzieren oder aufbereiten, sind an der Börse derzeit etwa zwei Drittel billiger zu haben als im vergangenen Jahr. Eine gute Chance, jetzt einzusteigen?

Die Preise für Lithiumkarbonat, das für die Produktion (auch) von E-Auto-Batterien benötigt wird, haben das tiefste Niveau seit über zwei Jahren erreicht. Mit 103.500 Chinesische Yuan (CNY) pro Tonne ist der Rohstoff so billig wie zuletzt im August 2021.

Hauptgrund ist die relativ geringe Nachfrage nach dem Leichtmetall, die die gleichzeitige Angebotsschwemme mit hohen Lagerbeständen verschärft. Weil künftig mit mageren E-Auto-Verkäufen in China gerechnet wird, ist eine deutlich größere Lithium-Nachfrage der Batteriehersteller eher unwahrscheinlich.

Lithium-Chart  (Lithiumcarbonat in Yuan pro Tonne)
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Lithium-Chart seit 2021 (Lithiumcarbonat in Yuan pro Tonne)

Schlimmer noch: In China, wo etwa 70 Prozent der weltweiten Batterien und mehr als die Hälfte der Elektroautos produziert werden, könnten die Preise im nächsten Jahr um weitere 30 Prozent fallen. Das sagten Analysten Anfang Dezember laut einem Reuters-Bericht. Grund: Das Angebot der großen Produzenten wird weiterhin die steigende Nachfrage der Batterienutzer übersteigen. Die Angebotsschwemme, die durch die umfangreichen Subventionen der chinesischen Regierung in den Jahren 2021 und 2022 verursacht wurde, schrumpft nur langsam.

Lithium wird wohl noch billiger 

Der Spotpreis für Lithiumkarbonat werde im nächsten Jahr wahrscheinlich auf bis zu 80.000 Yuan fallen, vier der in China ansässigen Analysten. Zum Vergleich: Die höchsten Lithium-Preise wurden vor einem Jahr bei gut 600.000 CNY pro Tonne registriert.

Laut Prognosen von CITIC Futures wird der Absatz von Elektroautos in China im nächsten Jahr um 25 Prozent auf 9,44 Millionen Einheiten steigen. Was nach viel klingt, relativiert sich mit Blick auf die Jahre 2022 und 2023: Das jährliche Absatzwachstum betrug da nämlich 89 Prozent bzw.31 Prozent abschwächen. Das Wachstum wird sich 2024 also weiter abschwächen.

Auch für den Energiespeicher-Sektor, den zweitgrößten Lithiumverbraucher, wird aufgrund der nachlassenden Nachfrage im In- und Ausland ein langsameres Wachstum prognostiziert, fügte die chinesische Maklerfirma hinzu. 

Lithium-Menge wächst stärker als Bedarf

Das weltweite Lithiumangebot werde hingegen 2024 um 40 Prozent auf mehr als 1,4 Millionen Tonnen Lithiumkarbonat-Äquivalent ansteigen. Das prognostizierten Experten der Schweizer Großbank UBS Ende November. 

Nach Angaben des Informationsanbieters Mysteel haben einige große Produzenten in der Provinz Jiangxi, wo normalerweise ein Drittel der chinesischen Produktion anfällt, ihre Produktion bereits seit September gedrosselt.

Diese Entwicklung veranlasste die wichtigsten Marktteilnehmer dazu, das nächste Lithiumdefizit erst für 2028 zu prognostizieren – eine aggressive Kehrtwende gegenüber den Spekulationen über anhaltende Engpässe, die die Lithiumpreise im November 2022 noch explodieren ließen. 

Lithium-Aktien im Tal der Tränen

Auch Ganfeng Lithium, größter China-Produzent und global die Nummer 3, hat eine Anpassung seiner Produktionskapazitätsplanung angedeutet. Die Ganfeng-Aktie rutschte mit dem Lithium-Preis auf das niedrigste Niveau seit August 2021 ab. Der weltgrößte Lithium-Produzent Albemarle verlor am Dienstag im US-Handel bis auf 113,26 Dollar ab (in Frankfurt heute etwa 107,80 Euro). Vor einem Jahr kostete eine Albemarle-Aktie noch über 300 Dollar. Ähnlich sieht die Kursentwicklung bei SQM aus. 

BÖRSE ONLINE rät trotz der verlockend günstigen Einstiegskurse nur hartgesottenen Anlegern aktuell zum Kauf von Lithium-Aktien. Die Wahrscheinlichkeit ist nicht klein, dass in den kommenden Wochen und Monaten noch tiefere Niveaus erreicht werden. 

Kürzerfristige Trading-Chancen bleiben derweil möglich. Am Mittwoch zeigen einige Papiere von Lithium-Produzenten ansehnliche Kursaufschläge. (Mit Material von Reuters)

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