Trumps große Krypto-Offensive scheitert im Kongress: 13 Republikaner blockieren die „Crypto Week“ – ein Rückschlag für die US-Regulierung der Kryptobranche.
Washington hatte sich warmgelaufen. Präsident Trump hatte sie zur „Crypto Week“ erklärt, Unterstützer sprachen von einem historischen Moment, der den Krypto-Standort USA auf Jahre hinaus prägen sollte.
Doch am Dienstagabend dann die Ernüchterung: Mit 223 zu 196 Stimmen scheiterte die Verfahrensabstimmung im Repräsentantenhaus – und damit der Auftakt zu gleich drei Krypto-Gesetzen, die als Schlüsselprojekte von Trumps Blockchain-Agenda galten. Eine Niederlage, die die Euphorie der Branche erst einmal bremst.
Die große Blockade
Allen voran der sogenannte GENIUS Act, der für den rund 260 Milliarden Dollar schweren Stablecoin-Markt endlich einen regulatorischen Rahmen schaffen sollte, wurde von Trump und seinem Team mit Nachdruck beworben. Das Gesetz, das bereits mit parteiübergreifender Mehrheit durch den Senat gegangen war, sah strenge Auflagen wie monatliche Audits und 100-prozentige Rücklagenpflichten für Stablecoins wie USDC vor. Trump selbst hatte auf seiner Plattform Truth Social erklärt, das Gesetz werde „Amerika Lichtjahre vor China und Europa“ positionieren.
Doch ausgerechnet 13 republikanische Abgeordnete stimmten gemeinsam mit den Demokraten gegen die sogenannte „Rule“, die zur Debatte der Gesetze nötig gewesen wäre. Darunter: die streitbare Trump-Vertraute Marjorie Taylor Greene, die monierte, der GENIUS Act enthalte keinen klaren Bann einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC) und sei nicht offen für Änderungsanträge. „Die Amerikaner wollen keine von der Regierung kontrollierte digitale Währung“, wetterte Greene auf X – und widersprach damit implizit dem Kurs der Trump-Regierung.
Auch zwei weitere Gesetzesvorlagen wurden gestoppt: der CLARITY Act, der für Rechtssicherheit bei der Frage sorgen sollte, ob Crypto-Assets unter die SEC oder CFTC fallen – sowie ein Gesetz zum Verbot von CBDCs, das bei vielen Republikanern eigentlich auf Zustimmung stieß.
Die Märkte reagieren prompt – Krypto im Sinkflug
Die unmittelbare Reaktion ließ nicht auf sich warten: Der Bitcoin-Kurs sackte wieder auf sein Tagestief bei 116.000 Dollar ab. Aktien des USDC-Emittenten Circle verloren unterdessen knapp 5 Prozent, Coinbase fiel um knapp 2 Prozent, während Mining-Unternehmen wie Marathon Digital, Riot Platforms oder Bitfarms zwischen 2 und 6 Prozent einbüßten. Zwar notiert Circle nach seinem Börsengang im Juni immer noch sechsmal höher als vor zwölf Monaten – doch der Optimismus wurde spürbar gedämpft.
Die Branche hatte schließlich Großes erwartet. Über 245 Millionen Dollar hatte der Krypto-Sektor allein 2024 in Lobbyarbeit investiert, PACs wie Fairshake stehen mit über 140 Millionen Dollar für die Midterms 2026 bereit. Die Niederlage im Repräsentantenhaus zeigt jedoch: Politisches Kapital allein reicht nicht, vor allem nicht, wenn ideologische Gräben innerhalb der Mehrheitspartei verlaufen.
Ideologie schlägt Strategie
Die Ironie: Trump selbst hatte mit einer Executive Order im Januar ein Verbot von CBDCs gefordert, doch im Gesetzestext war davon keine klare Regelung enthalten. Die Revolte gegen die eigene Parteiführung ist also auch ein Symptom für das Misstrauen vieler Republikaner gegenüber zentralstaatlicher Kontrolle und erinnert daran, dass auch in einem kryptofreundlichen politischen Klima die Debatte über Datenschutz, Kontrolle und staatlichen Einfluss nicht beendet ist.
Für die republikanische Führung ist der Ausgang der Abstimmung ein ziemliches Desaster: Die für Dienstagabend geplante zweite Abstimmung wurde kurzerhand abgesagt. Ob und wann ein neuer Anlauf erfolgt, bleibt unklar.
Quo vadis, Krypto?
Die Hoffnung der Branche liegt nun auf einer überarbeiteten Version des GENIUS Acts – möglicherweise ergänzt um eine klarere Anti-CBDC-Klausel, um konservative Hardliner wie Greene zu besänftigen. Doch der Rückschlag hat Spuren hinterlassen. Auch wenn die regulatorische Agenda nicht vom Tisch ist, könnte sie nun langsamer und konfliktreicher voranschreiten als von vielen erwartet.
Die „Crypto Week“ sollte zur Geburtsstunde eines neuen Krypto-Zeitalters in den USA werden – stattdessen ist sie ein Lehrstück in politischer Realität geworden. Dennoch sollte der parteiinterne Grabenkampf nicht überbewertet werden. Die Treiber des laufenden Krypto-Bullenmarktes sind in erster Linie durch die 2024 zugelassenen, inzwischen sehr zahlreichen Bitcoin-ETFs weiter intakt.
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