FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein laut Händlern "desaströser Ausblick" hat den Aktien von Hypoport am Freitag einen Kurssturz eingebrockt. Um bis zu zehn Prozent ging es im frühen Handel für die Aktien des Finanzdienstleisters bergab auf das niedrigste Niveau seit Mitte Januar. Am Mittag notierten die Papiere noch 8,7 Prozent im Minus bei 124 Euro. Das Jahresplus 2023 schrumpft damit deutlich auf rund 28 Prozent. Das Plus kann zudem nicht über den Kurseinbruch des vergangenen Jahres hinwegtäuschen.

Die Hypoport-Gruppe ist ein Netzwerk von Technologieunternehmen für die Kredit-, Immobilien- und Versicherungswirtschaft - und bekommt so die derzeitige Flaute vor allem in der Immobilienbranche stark zu spüren. Nachdem Privatkunden schon seit vergangenem Sommer immer weniger Darlehen abschließen, rechnet Vorstandschef Ronald Slabke auch 2023 mit schwierigen Zeiten. Der Umsatz dürfte um bis zu zehn Prozent zurückgehen, beim operativen Gewinn (Ebit) hält das Management sogar einen Einbruch um bis zu 30 Prozent für möglich. Und: selbst dafür müsse sich der Markt allerdings ein Stück weit normalisieren.

Vor allem der erwartete Ebit-Rückgang sei deutlich höher als die Konsensschätzungen, die bislang ein Minus von acht Prozent erwarten ließen, hieß es von Händlerseite. Die 2022er Resultate wurden am Markt als durchwachsen bewertet, denn der Umsatz verfehlte laut Händlern mit 455 Millionen Euro die Erwartungen, während das operative Ergebnis (Ebit) etwas höher gewesen sei als gedacht.

Noch im ersten Halbjahr 2022 hatte das Unternehmen auf seiner Kreditplattform Europace so viele Immobiliendarlehen vermittelt wie nie zuvor. Damals dürften allerdings auch viele Menschen sich noch schnell niedrige Zinsen gesichert haben, da ein Zinsanstieg bereits absehbar gewesen war.

Ab dem Sommer brach der Markt dann wegen steigender Zinsen ein. Besonders deutlich wurde das im vierten Quartal: Da erzielte Hypoport laut vorläufigen Zahlen gerade noch einen Umsatz von 88 Millionen Euro und damit etwa 27 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Vor Zinsen und Steuern sackte das Unternehmen sogar mit 6 Millionen Euro in die roten Zahlen.

Durch den Kursrutsch am Freitag trübt sich auch das Chartbild wieder ein: Als letzte Unterstützung fungiert noch die 100-Tage-Linie, die den mittelfristigen Trend beschreibt und aktuell bei knapp 120 Euro verläuft. Mit den 21- und 50-Tage-Durchschnitten wurden weitere solche Indikatoren zuletzt unterschritten. Die langfristig relevante 200-Tage-Linie bleibt außen vor: Diese hat der Kurs schon seit Anfang 2022 schon nicht mehr berührt. Damals hatten die Aktien noch um die 500 Euro gekostet./tih/ag/mis

Quelle: dpa-Afx