FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Freitag im Handelsverlauf an Schwung verloren. Zur Mittagszeit war er noch bis auf 23.887 Punkte geklettert und hatte sich an seinem erst wenige Tage alten Rekordniveau weiter genähert. Die Entspannung im Zollstreit zwischen China und den USA, die dem Index Anfang der Woche zur Bestmarke von 23.911 Punkten verholfen hatte, verlor auch am Freitag zunächst nicht ihre positive Wirkung.
Zuletzt ging der Dax allerdings wieder auf Abstand und legte nur noch um 0,32 Prozent auf 23.773 Punkte zu. Frische Wirtschaftsdaten aus den USA trugen als Stimmungsdämpfer dazu bei. Die Preise importierter Güter waren im April überraschend wieder etwas gestiegen.
Mit 29.835 Punkten kam der MDax zuletzt nur noch auf ein Plus von 0,03 Prozent. Die runde 30.000-Punkte-Marke leistete dem Index der mittelgroßen deutschen Werte im Verlauf erneut Widerstand. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte um 0,23 Prozent auf 5.424 Zähler zu.
Mit einem Plus von mehr als 1 Prozent steuert der Dax auf die fünfte positive Handelswoche in Folge zu. Experte Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets verwies neben den Zollannäherungen auch auf die Verhandlungen über ein Ende des Ukraine-Krieges, die am Freitag in Istanbul von ukrainischen und russischen Vertretern aufgenommen wurden. "Das sind nicht nur irgendwelche Entwicklungen, es sind klare Signale für Aktienkäufer", sagte er am Freitagmorgen.
Mit einem Jahresplus von fast 20 Prozent macht der Dax dem US-Leitindex Dow Jones Industrial etwas vor, denn dessen Jahresbilanz ist vor dem Hintergrund der Unsicherheit über Donald Trumps Politik leicht negativ. Nach Ansicht von Derren Nathan von Hargreaves Lansdown ist es zwar noch zu früh, um vom Ende der US-Ausnahmestellung zu sprechen. Es gebe aber Anzeichen dafür, dass Anleger mit europäischen Aktien mehr Diversifizierung anstrebten.
In den Fokus rückte der geplante Erwerb von mehr 1&1 -Anteilen durch den Mutterkonzern United Internet . Dieser will den Anteil am Mobilfunkbetreiber von 81 auf bis zu 90 Prozent erhöhen und bietet 18,50 Euro für die dafür notwendigen Aktien. Der 1&1-Kurs sprang mit bis zu 18,90 Euro zeitweise darüber, pendelte sich zuletzt aber mit einem Anstieg um 18,3 Prozent bei 18,20 Euro ein.
Der DZ-Bank-Experte Karsten Oblinger zeigte sich in einem ersten Kommentar recht überrascht von dem Vorhaben, auf das auch die Anleger von United Internet sehr erfreut reagierten. Obwohl die Aktien des Internet- und Telekomkonzerns ex Dividende gehandelt wurden, legten sie um 5,5 Prozent zu. Unter Berücksichtigung des Abschlags lag das Plus bei gut 14 Prozent.
Einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge prüft Bayer in den Vereinigten Staaten ein kompliziertes rechtliches Verfahren, um Glyphosat-Schadenersatzklagen mittels Insolvenz der 2018 übernommenen Monsanto aus der Welt zu schaffen. Dafür gibt es aber hohe juristische Hürden und zudem sind die Spekulationen nicht ganz neu. Die Aktien setzten ihre Erholung mit 1,3 Prozent Plus fort.
Gut blieb die Stimmung vor allem im Rüstungssektor. Anleger glauben offenbar bisher nicht so recht an Fortschritte bei den Friedensgesprächen in Istanbul. Allen voran galt dies für die Renk -Aktien, die am Freitag nach einigen Tagen Pause erneut einen Rekord verbuchten. Zuletzt betrug ihr Plus fast 9 Prozent. JPMorgan-Experte David Perry stufte die Aktien auf "Overweight" hoch und begründete dies mit den enorm starken Umsatzaussichten des Panzergetriebe-Herstellers.
Bei Borussia Dortmund freuen sich Fans und Anleger auf das Saisonfinale, das dem Fußballclub am Wochenende in letzter Minute noch eine Chance zur Teilnahme an der lukrativen Champions League gewährt. Der Kurs der Aktie war schon am Vortag noch oben gesprungen und schaffte es nun erstmals seit gut einem Jahr wieder über die 4-Euro-Marke. Zuletzt legten sie um fast 2 Prozent zu./tih/he
Quelle: dpa-Afx