(neu: Aussagen aus Telefonkonferenz, Aktienkurs und Analysten)

ESSEN (dpa-AFX) - Der Chemikalienhändler Brenntag hat im zweiten Quartal dank höherer Verkaufspreise und einer guten Nachfrage Umsatz und Ergebnis kräftig gesteigert. "Brenntag bleibt auf Wachstumskurs", sagte Unternehmenschef Christian Kohlpaintner in einer Telefonkonferenz am Mittwoch. Das habe das Unternehmen im zweiten Quartal erneut bewiesen. Beide Geschäftsbereiche hätten zu diesem Resultat beigetragen. Der positive Trend halte auch im zweiten Halbjahr an. Die Aktie legte am Nachmittag um rund 0,8 Prozent zu.

Das Sparziel des Konzernumbaus soll zudem schon Ende 2022 erreicht werden und damit ein Jahr früher als geplant. Der Vorstand erwarte von den verbleibenden Initiativen des Programms einen zusätzlichen positiven Effekt auf das operative Ergebnis 2023. Details dazu soll es im Laufe des Jahres geben.

"Wir gehen nun davon aus, dass die Ergebnisse für das Gesamtjahr im oberen Bereich unserer im Juni angehobenen Prognose liegen werden", fügte der Manager hinzu. Im Gesamtjahr soll das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf 1,75 bis 1,85 Milliarden Euro zulegen.

Anders als Chemieunternehmen wäre Brenntag von einer deutlichen Gas-Verknappung nur gering betroffen, erläuterte Kohlpaintner. Der Konzern könne in diesem Fall seine Standorte weiter voll betreiben. Als Distributor wäre das Unternehmen aber indirekt betroffen, wenn energiesensible Produkte wie etwa Ammoniak und Harnstoff wegen eines Gasmangels in der Produktion der Lieferanten knapp werden würden. Im Bedarfsfall könne der Konzern die Beschaffungsketten flexibel anpassen, betonte der Manager. So habe Brenntag mit der Präsenz in 78 Länder die Möglichkeit, Materialien von Lieferanten aus anderen Regionen zu beziehen.

Im zweiten Quartal kletterte der Umsatz im Jahresvergleich um 45,9 Prozent auf knapp 5,1 Milliarden Euro, wie das im Dax notierte Unternehmen in Essen mitteilte. Dabei profitierte Brenntag auch vom schwächeren Euro - bereinigt um Währungseffekte betrug das Plus gut 37 Prozent. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (operatives Ebitda), ein Gradmesser für die operative Entwicklung, zog auch dank des Konzernumbaus und des Sparkurses um die Hälfte auf 533,8 Millionen Euro an.

Im Tagesgeschäft lief es in beiden Geschäftsbereichen deutlich besser, wobei die Sparte Specialties erneut deutlich stärker zulegte als Essentials. Im ersten Geschäftsfeld konzentriert sich Brenntag auf den Vertrieb von Inhaltsstoffen für ausgewählte Branchen. Im zweiten Bereich vermarktet das Unternehmen Prozesschemikalien.

Unter dem Strich blieb im zweiten Quartal ein auf die Aktionäre entfallender Gewinn von 287,5 Millionen Euro und damit etwas mehr als das Doppelte wie im Vorjahr. Umsatz und Ergebnisse fielen besser aus als Experten erwartet hatten.

Brenntag hat nach Ansicht von Analystin Suhasini Varanasi von der US-Investmentbank Goldman Sachs die Erwartungen locker überboten. Positiv sei auch, dass Brenntag beim Ausblick optimistischer geworden sei. Analyst Markus Mayer von der Baader Bank verwies zudem auf die angestrebten Kosteneinsparungen, die nun schon ein Jahr früher erreicht werden sollen.

Der seit 2020 amtierende Brenntag-Chef Kohlpaintner hatte dem Unternehmen einen Großumbau verordnet, um es profitabler zu machen. Abläufe und Strukturen sollten verbessert werden, auch rund 1300 Stellen will Brenntag bis Ende 2022 streichen. Bis Ende Juni seien davon 1060 weggefallen, von den geplanten rund 100 Standortschließungen 85 erreicht. Bis Ende Juni habe das Unternehmen mit dem Programm ein zusätzliches jährliches operatives Ergebnis (Ebitda) von 195 Millionen Euro generiert.

Brenntag ist ein international tätiger Händler von Industrie- und Spezialchemikalien sowie Inhaltsstoffen, der bei Chemiekonzernen in größeren Mengen einkauft und sie in kleineren Mengen verkauft. In den vergangenen Jahren ist das Unternehmen über kleinere Übernahmen gewachsen. Konjunkturabschwünge treffen Brenntag in der Regel weniger stark als Chemiekonzerne, weil Kunden dann geringere Mengen an Chemikalien benötigen und diese vermehrt beim Händler statt beim Produzenten kaufen./mne/jcf/jha/

Quelle: dpa-Afx