(neu: weitere Aussagen des Vorstands, Aktienkurs aktualisiert.)

JENA (dpa-AFX) - Für den Thüringer Medizintechnikkonzern Carl Zeiss Meditec geht es trotz angespannter Lieferketten wirtschaftlich weiter bergauf. Der Spezialist für OP-Mikroskope, Laser und Linsen für Augenbehandlungen verbuchte in der ersten Hälfte des im Oktober begonnenen Geschäftshalbjahres 2021/22 einen Rekord beim Auftragseingang. Die Bestellungen stiegen um fast ein Drittel auf knapp 1,1 Milliarden Euro. "Wir haben ein so dickes Auftragsbuch wie noch nie", sagte Vorstandschef Markus Weber am Freitag am Konzernsitz in Jena. Das spreche für eine weiterhin gute Entwicklung.

Trotz Problemen auch durch den Corona-Lockdown in chinesischen Großstädten bestätigte Weber die Prognose für das laufende Geschäftsjahr. Danach soll der Umsatz mindestens in Höhe des Marktwachstums zulegen. Die Gewinnmarge auf Basis des Betriebsergebnisses (Ebit) werde zwischen 19 und 21 Prozent erwartet.

Insgesamt sei die Unsicherheit hoch, deshalb gebe es keine genaue Umsatzprognose, sagte Weber. Die Lieferkettensituation im Gerätegeschäft habe sich in den Monaten weiter zugespitzt - auch wegen des Kriegs in der Ukraine. Zeiss Meditec habe auf Engpässe immer wieder reagieren können. Teilweise seien auch neue Lieferanten gewonnen worden.

Finanzvorstand Justus Felix Wehmer äußerte sich zuversichtlich, dass die Einschränkungen beim Geschäft in China im laufenden Geschäftsjahr ausgeglichen werden können. "Die Erfahrung mit dem flächendeckenden Lockdown vor zwei Jahren hat gezeigt, dass es schnell zu einer Erholung des Geschäfts und einem Aufholprozess kam", sagte Wehmer der Deutschen Presse-Agentur. Nach seinen Angaben kann aus einem Lager in Shanghai der Markt wieder mit Produkten von Zeiss Meditec beliefert werden. "Vor vier Wochen hatten wir noch eine andere Situation."

Im ersten Halbjahr wuchs der Meditec-Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 11,5 Prozent auf 855,4 Millionen Euro. Allein in Asien, einem wichtigen Markt für das Jenaer Unternehmen, ging es um 17,1 Prozent auf 414,1 Millionen Euro bergauf. Die stärksten Wachstumsbeiträge kamen dabei nach Vorstandsangaben aus China und Indien.

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg auf 177,3 Millionen Euro, nach 162,7 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der im Vergleich zum Umsatzplus geringere Anstieg beim Betriebsergebnis war den Angaben zufolge vor allem den aktuell höheren Investitionen des Konzerns etwa in seinen Vertrieb und die Produktentwicklung geschuldet. Zudem profitierte das Unternehmen im Vorjahr von einem Sonderertrag durch den Verkauf einer Immobilie.

Entsprechend sank die operative Marge im Berichtszeitraum auf 20,7 Prozent, vor einem Jahr hatte die Profitabilität noch bei 21,2 Prozent gelegen. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 130 Millionen Euro - plus 28 Prozent.

An der Börse stand die Aktie gegen Mittag knapp vier Prozent höher bei 115,25 Euro. Laut einem Händler fiel die Marge in dem Quartal besser aus als erwartet. Er lobte zudem den trotz der zunehmenden wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten beibehaltenen Ausblick. Das Papier hat jedoch - wie viele andere auch - aktuell einen schweren Stand und hat seit Jahresanfang fast 40 Prozent an Wert verloren. Das ist deutlich mehr als der Gesamtmarkt: Der Index der mittleren Werte kommt in diesem Zeitraum auf einen Verlust von knapp einem Fünftel.

Zeiss Meditec hatte im April zwei US-Hersteller für chirurgische Instrumente übernommen und im März das niederländische Unternehmen Preceyes, ein Spezialist für Kataraktchirurgie. "Sie komplettieren unser Angebot im Bereich Mikrochirurgie und Augenheilkunde", sagte der Vorstandschef.

Der Jenaer Konzern beschäftigt weltweit etwa 3700 Mitarbeiter und kam im vergangenen Geschäftsjahr auf einen Umsatz von 1,65 Milliarden Euro. Carl Zeiss Meditec ist eine der umsatzstärksten börsennotierten Firmen in Ostdeutschland./rot/DP/tav

Quelle: dpa-Afx