WERDOHL (dpa-AFX) - Der Bahntechnik-Konzern Vossloh rechnet dank der Klimapolitik in den kommenden Jahren mit deutlich mehr Umsatz und Gewinn. "Die Erreichung von Klimaschutzzielen ohne eine zunehmende Verlagerung von Verkehr auf die Schiene ist schlicht nicht realistisch", sagte Konzernchef Oliver Schuster anlässlich einer Investorenveranstaltung am Dienstag in Werdohl. Weil sich die Streckennetze nicht ohne Weiteres erweitern ließen, müsse man die Verfügbarkeit der bestehenden Netze deutlich erhöhen.

An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Die Vossloh-Aktie legte nach den Neuigkeiten vom späten Nachmittag kräftig zu und ging als drittstärkster Wert im Nebenwerte-Index SDax mit einem Kursplus von 5,19 Prozent auf 40,55 Euro aus dem Handel. Nachdem der Aktienkurs im Corona-Crash an den Finanzmärkten Mitte März bis auf 23,60 Euro abgestürzt war, hat er sich wieder deutlich erholt. Zuletzt wurde das Papier fast zehn Prozent höher gehandelt als zum Jahreswechsel.

Konzernchef Schuster setzt bei seiner Strategie für die kommenden Jahre nicht nur auf klassische Produkte und Dienstleistungen rund um die Bahninfrastruktur. Mithilfe von Digitaltechnik und künstlicher Intelligenz soll Vossloh vermehrt etwa den Zustand von Schienen und Weichen überwachen helfen. Dabei bilde das bestehende Geschäft die Basis für den Auf- und Ausbau eines digitalen Servicegeschäfts, hieß es.

Auch deshalb rechnet der Vorstand mit einem deutlichen Geschäftsausbau und steigenden Gewinnen. Mittelfristig will Vossloh seinen Umsatz im Schnitt um vier bis fünf Prozent pro Jahr steigern. In allen Geschäftsbereichen sollen dann mindestens 10 Prozent der Erlöse als Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) beim Unternehmen hängen bleiben, bevor dieses Ziel langfristig auch für den Gesamtkonzern erreicht wird.

Für 2021 zeigte sich das Management etwas vorsichtiger. So peilt der Vorstand einen Umsatz zwischen 850 und 925 Millionen Euro an, während er für 2020 weiterhin von 870 Millionen ausgeht. Von den Erlösen sollen im nächsten Jahr 7 bis 8 Prozent als Gewinn vor Zinsen und Steuern übrigbleiben. Das sei deutlich mehr als im laufenden Jahr, wenn man einen positiven Sondereffekt durch ein Gemeinschaftsunternehmen in China herausrechne, hieß es.

Die Vossloh-Führung stellt ihre Prognose jedoch unter den Vorbehalt, dass es keine wesentlichen neuen, ungeplanten Auswirkungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie gibt./stw/eas/mis

Quelle: dpa-Afx