SCHWERIN (dpa-AFX) - Der aufgrund der Corona-Krise unter Druck geratene Windkraftanlagen-Hersteller Nordex
Insgesamt benötige das Unternehmen staatliche Bürgschaften für einen Betriebsmittelkredit in Höhe von 350 Millionen Euro. Für die Hälfte davon - 175 Millionen Euro - soll demnach der Bund bürgen, für 116 Millionen Euro das Land MV und für den Rest die Hansestadt Hamburg. Nordex beschäftigt in seiner Fertigung in Rostock nach Angaben des Schweriner Wirtschaftsministeriums mehr als 1600 Mitarbeiter und in der Konzernzentrale in Hamburg etwa 900.
Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) sagte zu der Bürgschaftsgewährung: "Nordex ist ein bedeutender Arbeitgeber für Rostock und die Region." Im Vordergrund der Unterstützung des Landes stehe die Sicherung der Arbeitsplätze. Darüber hinaus habe sich Rostock als innovativer Produktionsstandort über die Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht. "Das soll auch künftig so bleiben."
Finanzsstaatssekretär Heiko Miraß (SPD) betonte, dass Nordex aufgrund der Corona-Pandemie in Schwierigkeiten geraten ist. "Nordex ist einer der größten Windkraftanlagenbauer der Welt und daher zwingend auf internationale Lieferketten angewiesen. Coronabedingt kam es hier aber zu teils erheblichen Einschränkungen, die sich auf die Liquidität des Unternehmens niederschlagen", erklärte er. Dass dies temporäre Schwierigkeiten seien, zeigten nicht zuletzt gut gefüllte Auftragsbücher.
Allerdings hatte der Windkraftanlagen-Hersteller Mitte Juli einen starken Rückgang bei den Bestellungen bekanntgegeben. Zwischen April und Ende Juni bestellten Kunden demnach 217 Windenergieanlagen für Projekte mit einer Leistung von zusammen 888 Megawatt. Im Vergleich zum Vorjahr war dies ein Rückgang um 56 Prozent.
Am Freitag soll der Finanzausschuss des Landtags sein Votum zu der Landesbürgschaft abgeben. Die oppositionelle Linke signalisierte am Donnerstag ihre grundsätzliche Bereitschaft, alles Mögliche und Vernünftige zu unternehmen, um Arbeitsplätze und Know-how im Land zu halten. Die Landtagsfraktion sah am Donnerstag aber noch offene Fragen, zum Beispiel zu den Löhnen und Gehältern insbesondere in der Produktion. Auch der finanzielle Beitrag der Gesellschafter müsse geklärt werden, sagte die finanzpolitische Sprecherin der Fraktion, Jeannine Rösler.
Die Nordex Group ist einer der führenden Hersteller von Windenergieanlagen an Land und mit ihrem Standort Rostock eines der größten Industrieunternehmen Mecklenburg-Vorpommerns. Im vergangenen Jahr erzielte Nordex mit 6880 Mitarbeitern einen Umsatz von etwa 3,3 Milliarden Euro. Die Gruppe mit der Verwaltung in Hamburg hat insgesamt weltweit bereits mehr als 28 Gigawatt Windenergieleistung installiert.
Das Unternehmen kommt ursprünglich aus Dänemark; heute ist der spanische Mischkonzern Acciona größter Einzelaktionär mit mehr als einem Drittel der Anteile. Das Produktprogramm umfasst Onshore-Windenergieanlagen im Leistungsbereich von 2,4 bis über 5 Megawatt. Die börsennotierte Holding Nordex SE gehört den deutschen Aktienindizes SDax
Quelle: dpa-Afx