AARHUS (dpa-AFX) - Der dänische Windkraftanlagen-Bauer Vestas hat wegen steigender Rohstoffkosten und Problemen in der Lieferkette seine Gewinnprognose weiter gesenkt. So rechnet der Nordex- und Siemens-Gamesa-Konkurrent bei der Marge gemessen an dem um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) jetzt nur noch mit einem Wert von rund vier Prozent. Dies teilte das Unternehmen am Mittwoch bei der Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal mit. Der Aktienkurs brach in der Folge bis zu 15 Prozent ein und zog dabei auch andere Windkraft-Werte mit abwärts.

Die neue Prognose von Vestas liegt deutlich unter den Erwartungen der Experten. Der dänische Konzern hatte bereits im Sommer die Zielspanne für die Marge von sechs bis acht Prozent auf fünf bis sieben reduziert. Damals hatte Vestas zudem auch das Umsatzziel gesenkt. Nun bestätigte das Unternehmen diese Prognose und peilt damit für 2021 weiterhin Erlöse von 15,5 bis 16,5 Milliarden Euro an nach 14,8 Milliarden Euro im Vorjahr.

Rechnerisch ergibt sich mit der neuen Prognose für 2021 ein operativer Gewinn von rund 620 Millionen Euro bis circa 660 Millionen Euro und damit deutlich weniger als im vergangenen Jahr. Die von Bloomberg befragten Experten rechnen bislang mit einem Umsatz von knapp 16 Milliarden Euro und einem operativen Ergebnis von 875,5 Millionen Euro.

Die Aktienkurs brach am Mittwochvormittag bis zu 15 Prozent ein, konnte sich zuletzt auf 239 dänische Kronen stabilisieren, was einem Minus von zehn Prozent entspricht. Damit geht die Berg- und Tal-Fahrt der Papiere weiter. Sie bewegen sich im laufenden Jahr stark schwankend in einer Bandbreite von rund 200 bis 320 Kronen. Die Vestas-Warnung setzte am Mittwoch auch die Aktien der Konkurrenz unter Druck. Nordex erlitt einen Rücksetzer von zeitweise rund acht Prozent. Die Siemens-Gamesa-Papiere verloren bis zu sechseinhalb Prozent und die Siemens Energy Aktie über fünf Prozent.

Die reduzierten Erwartungen des Vestas-Managements für das Gesamtjahr bilden sich auch in den Quartalsergebnissen ab. In den Monaten Juli bis September sank die operative Marge auf 5,9 Prozent. Vor Zinsen und Steuern blieb bereinigt um Sondereinflüsse damit mit 325 Millionen Euro über ein Fünftel weniger Gewinn als im Vorjahreszeitraum übrig. Die Umsätze von Vestas stiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hingegen um 16 Prozent auf 5,54 Millionen Euro.

Analyst Ajay Patel von Goldman Sachs sieht die schwachen Quartalsergebnisse und die niedrige Jahresprognose als symptomatisch für den steigenden Kostendruck, mit dem die Branche in naher Zukunft konfrontiert sei. Vestas zeige jedoch, dass das Unternehmen die Kosten weitergeben werde. Allerdings dürfte dies einige Zeit dauern, sodass auch im kommenden Jahr mit niedrigeren Margen zu rechnen sei. Grundsätzlich ist Patel aber der Meinung, dass Vestas von der steigenden Nachfrage nach Windkraft-Anlagen profitieren wird und aufgrund seiner geografischen Diversifizierung seiner Größe starke Fundamentaldaten,wie Cashflow-Generierung und Wachstum aufweist.

Zudem kündigte Vestas ein Wechsel an der Spitze seines Finanzressorts an. Auf Marika Frederiksson folgt ab 1. März 2022 Hans Martin Smith. Er war zuvor Finanzchef der nordischen und zentraleuropäischen Geschäfte von Vestas (Vestas NCE)./zb/lew/mne/mis

Quelle: dpa-Afx