FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt ist am Mittwoch mit Rückenwind in den Handel gestartet. Angetrieben von der Hoffnung auf Notenbankhilfen, Fantasie für einen Corona-Impfstoff und anhaltendem Optimismus für die bevorstehende Berichtssaison stieg der Dax im frühen Handel um ein Prozent und holte die Vortagsverluste mehr als auf.

Allerdings ließ der Schwung dann wieder etwas nach, zuletzt stieg der deutsche Leitindex noch um 0,65 Prozent auf 12 779,34 Punkte. Dem bisherigen Hoch seit dem Corona-Crash bei knapp über 12 900 Punkten kam er damit nur ein Stück weit näher.

Am Vorabend hatten an den New Yorker Börsen zunächst Forderungen aus dem Umfeld der US-Währungshüter für einen neuen Schub nach oben gesorgt. Mit Lael Brainard sagte eine Gouverneurin der Fed, die Notenbank sollte für einen anhaltenden Zeitraum in großem Umfang Vermögenswerte aufkaufen, um die Wirtschaft in einem von der Viruskrise verursachten "dichtem Nebel der Unsicherheit" wieder anzukurbeln.

Hinzu kamen nun noch ermutigende Aussagen über erste Tests mit einem möglichen Impfstoffkandidaten der US-Biotech-Firma Moderna. Die Probanden hätten Antikörper gegen den Erreger Sars-CoV-2 entwickelt, erklärte das an der Studie beteiligte Nationale Institut für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID).

Laut dem Marktanalysten Milan Cutkovic vom Broker AxiTrader klammern sich Investoren gerade jetzt, wo auf dem Parkett eine mögliche zweite Welle diskutiert wird, an jeden noch so kleinen Strohhalm im Kampf gegen das Virus. "Ein effektiver Impfstoff könnte weitreichende Lockdowns verhindern und den Weg zu einer 'neuen Normalität' ebnen", so der Experte.

Auch die steigenden Erwartungen an die beginnenden Berichtssaison der Unternehmen gilt unter Börsianern derzeit als wichtige Stütze. Vor diesen Hintergründen ging es auch für den MDax der mittelgroßen deutschen Werte um 0,81 Prozent nach oben auf 26 905,14 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx stieg um 0,7 Prozent.

Am Vortag hatten in den USA mehrere Banken positive Resultate vorgelegt. Aber auch hierzulande häuft es sich, dass vorgelegte Eckdaten großer Konzerne ein relativ robustes Bild für das vom Coronavirus geprägte zweite Quartal zeichnen. Im Dax ritten die Aktionäre von HeidelbergCement mit einem Anstieg um drei Prozent und einem erreichten Hoch seit Anfang März weiter auf einer Euphoriewelle, nachdem der Zementkonzern am Vortag starke Eckdaten vorgelegt hatte.

MTU waren derweil mit einem Anstieg um 3,3 Prozent der Dax-Spitzenreiter. Gemeinsam mit den 2,8 Prozent höheren Airbus -Aktien aus dem MDax reagieren sie als großer Verlierer der Viruskrise häufig besonders stark auf jegliche Hoffnungsschimmer.

Infineon wurden derweil mit einem Anstieg von 1,2 Prozent mitgetragen von einem soliden Ausblick des Chipbranchenausrüsters ASML , wie Händler sagten. Auf der Verliererseite im Dax fielen vor allem Continental auf - aber nur optisch wegen der ausgezahlten Dividende.

Im MDax setzten sich Varta nach einem optimistischen Analystenkommentar der Berenberg Bank mit einem Aufschlag von 4,8 Prozent an die Spitze. In ihrer Studie hält Analystin Charlotte Friedrichs einen erhöhten Ausblick des Batterieherstellers für wahrscheinlich.

Morphosys gehörten ferner mit 4,5 Prozent zu den Gewinnern. Hier kam es gut an, dass mit dem US-Konzern Janssen ein Lizenzpartner des Biotech-Unternehmens positives zu vermelden hatte. Die US-Behörde FDA hat demnach das Mittel Tremfya nun auch zur Behandlung von Erwachsenen mit aktiver psoriatischer Arthritis zugelassen.

Im SDax erhielten mit Drägerwerk und Zooplus zwei Anlegerfavoriten in Zeiten der Corona-Pandemie neuen Rückenwind mit Anstiegen um neun respektive vier Prozent. Getrieben von der Viruskrise haben beide Unternehmen am Vorabend nach Börsenschluss von einem glänzenden vorläufigen Quartalsergebnis berichtet und ihre Prognosen für das laufende Jahr erhöht./tih/jha/

Quelle: dpa-Afx