Bereits im Juni hatte Kengeter die US-Optionsbörse ISE für 1,1 Milliarden Dollar an den US-Konkurrenten Nasdaq verkauft. Der seit gut einem Jahr amtierende Vorstandschef will sich von Randbereichen trennen, in denen Deutschlands größter Börsenbetreiber nicht zu den führenden Anbietern weltweit gehört.

Im dritten Quartal baute der Konzern, der gerade mit der London Stock Exchange (LSE) fusioniert, Umsatz und Gewinn trotz einer Beruhigung der Aktienmärkte nach dem Brexit-Votum aus. Anleger, insbesondere aus den USA, hätten nach dem britischen Referendum im Juni Kapital aus Europa abgezogen, erklärte die Deutsche Börse in ihrem Quartalsbericht. Das Handelsvolumen am deutschen Aktienmarkt und an der Derivatebörse Eurex sei deshalb von Juli bis Ende September geringer gewesen als im Vorjahreszeitraum. Damals hatten der VW -Abgasskandals und Sorgen um ein geringeres Wachstums in China große Ausschläge an den Märkten verursacht.

Dass die Deutsche Börse ihre Nettoerlöse im dritten Quartal dennoch um ein Prozent auf 559 Millionen Euro ausbaute, lag an der guten Entwicklung der Energiebörse EEX und des Wertpapierverwahrers Clearstream. Zudem trug die Devisenhandelsplattform 360T zum Ergebnis bei, die erst seit dem vierten Quartal 2015 zum Konzern gehört. Der um Sondereffekte bereinigte Betriebsgewinn (Ebit) stieg um acht Prozent auf 286 Millionen Euro, was laut Finanzchef Gregor Pottmeyer auch auf Sparmaßnahmen zurückzuführen ist. Für das Gesamtjahr bekräftigte das Unternehmen aus Eschborn bei Frankfurt seine Ziele. Die Nettoerlöse sollen um fünf bis zehn Prozent steigen, der bereinigte Betriebsgewinn um zehn bis 15 Prozent.

DAS FUSIONSKARUSSELL DREHT SICH



Durch den Verkauf des Bats-Aktienpakets erwartet die Deutsche Börse im vierten Quartal einen Sondergewinn von 23 Millionen Euro. Das Unternehmen hielt vor der Veräußerung knapp zehn Prozent an Bats. Dies ist auf eine Beteiligung der Ex-Tochter ISE an dem Unternehmen Direct Edge zurückzuführen, das vor einiger Zeit mit Bats fusionierte. Und für Bats steht nun schon der nächste große Deal auf der Agenda. Der Konkurrent CBOE hat Ende September angekündigt, Bats für 3,2 Milliarden Dollar zu schlucken.

Die Deutsche Börse selbst benötigt für die geplante Fusion mit der LSE noch grünes Licht von den Aufsichtsbehörden. Die EU-Kommission will den gut 25 Milliarden Euro schweren Zusammenschluss genau unter die Lupe nehmen und hat dafür noch Zeit bis März 2017. Anschließend muss auch die hessische Börsenaufsicht noch zustimmen. Sie hat gerade nach dem Brexit-Votum große Probleme damit, dass die fusionierte Mega-Börse den bisherigen Plänen zufolge in London angesiedelt werden soll. Die Deutsche Börse spricht deshalb Insidern zufolge mit der LSE über die Schaffung eines doppelten Firmensitzes beziehungsweise eine Verlagerung des Firmensitzes in die EU.

rtr