Bislang hatte Evonik einen operativen Gewinn zwischen 2,4 und 2,6 Milliarden Euro erwartet. Investoren griffen nach Evonik-Aktien - die Anteilsscheine legten um mehr als fünf Prozent auf 31,53 Euro zu.

"Wir setzen unsere Strategie weiter konsequent um", sagte Kullmann: "Dies spiegelt sich nun auch mehr und mehr in unserer operativen Geschäftsentwicklung wider." Von April bis Juni schraubte Evonik das bereinigte Ebitda auf 742 (Vorjahr: 640) Millionen Euro in die Höhe. Der Umsatz kletterte auf 3,9 (3,6) Milliarden Euro. Hier konnte Evonik höhere Preise durchsetzen - zudem halfen steigende Absatzmengen. Zudem konnten alle drei Konzernbereiche deutlich zulegen. Das war bei Evonik in der Vergangenheit nicht immer so. Allein der Bereich Nutrition & Care, der unter anderem Aminosäuren für die Tier-Mast anbietet, steigerte den operativen Gewinn um zehn Prozent auf 222 (201) Millionen Euro. Insgesamt liege Evonik mit den Ergebnissen deutlich über den Erwartungen des Marktes, teilten die Essener mit. Endgültige Zahlen für das Quartal würden am 2. August vorgelegt.

Evonik hatte 2017 für 630 Millionen Dollar das Silica-Geschäft der US-Firma JM Huber übernommen. Zuvor hatten die Essener eine Sparte des US-Konzerns Air Products für rund 3,8 Milliarden Dollar gekauft. Kullmann tritt aber zugleich auf die Kostenbremse. Er hat das Ziel ausgegeben, bis Ende 2020 die Kosten dauerhaft um 200 Millionen Euro zu reduzieren. Die ersten 50 Millionen Euro würden bereits im laufenden Geschäftsjahr erreicht. Zudem baut er den Essener Konzern weiter um, das Methacrylat-Geschäft soll verkauft werden. Evonik habe dabei bereits erste Informationsprospekte über das Geschäft an mögliche Interessenten verschickt, wie Insider Reuters in der vergangenen Woche gesagt hatten. Die Prospekte gingen sowohl an Unternehmen aus der Chemiebranche wie etwa Sabic oder die chinesische Wanhua als auch an Finanzinvestoren wie Advent, Carlyle und Blackstone. Erste Gebote würden im Oktober erwartet, Gespräche mit ernsthaften Interessenten sollten im Herbst beginnen. Es werde mit Offerten in einer Höhe von 2,5 bis drei Milliarden Euro gerechnet.

Größter Evonik-Einzelaktionär ist mit rund 68 Prozent der Anteile die 2007 gegründete RAG-Stiftung, die für die Folgekosten des in diesem Jahr auslaufenden Steinkohle-Bergbaus in Deutschland aufkommen soll.

rtr