Welcher Anleger träumt nicht davon, möglichst zu Beginn einer neuen Rally einzusteigen. In der Realität wird dies nur sehr selten gelingen. Doch gerade bei den Nebenwerten sind die Chancen durchaus erhöht, bereits investiert zu sein, bevor die Masse der Investoren und Kleinanleger aufmerksam wird. Dies gilt besonders für Unternehmen, die noch nicht in den DAX-Indizes vertreten sind, bei denen eine Aufnahme aber allmählich näher rückt. Oft haben große institutionelle Investoren diese Werte noch nicht auf ihrem Radar, was sich vielfach in günstigeren Bewertungen niederschlägt. Zudem sind die Unternehmen häufig hochspezialisiert und Marktführer in Nischensegmenten. Dies führt nicht selten zu hohen Markteintrittsbarrieren bei gleichzeitig starker Profitabilität und guten Wachstumsperspektiven.

Zu diesen Ausnahmetalenten auf dem heimischen Kurszettel zählt GFT. Die Stuttgarter blicken inzwischen auf eine 25-jährige Unternehmensgeschichte zurück, sind in elf Ländern präsent und bieten ein weltweites Team von rund 3000 Mitarbeitern auf. Rund 250 Kunden, darunter 15 Weltmarktführer, sind ein klarer Beweis für die Qualität der Schwaben.

Zwei Kerngeschäftsbereiche sind die Säulen des Erfolgs. Im Bereich GFT Solution punktet das Unternehmen als Dienstleister im IT-Umfeld mit einem breiten Leistungsspektrum von der Beratung über Systemintegration und Anwendungsentwicklung. Rund zwei Drittel der Umsätze werden mit Kunden aus dem Finanzdienstleistungssektor erzielt, darunter sind bekannte Namen wie Bank of America / Merrill Lynch, Barclays, BNP Paribas Fortis, Credit Suisse, Commerzbank, Deutsche Bank, Deutsche Börse, Deutsche Bundesbank oder die New York Stock Exchange (NYSE).

Obwohl GFT von der Unternehmensgröße eher klein ist, wird der IT-Dienstleister als Branchenexperte wahrgenommen. Besonders das hohe Engagement im Finanzdienstleistungsbereich dürfte sich in Zukunft verstärkt auszahlen. Das Zauberwort lautet Fintech und setzt sich aus den beiden Wörtern "Financial services" und "Technology" zusammen. Angetrieben von den neuen Bezahlmöglichkeiten versuchen viele Startups in Deutschland, den Markt für Finanzdienstleistungen zu verändern und den Bankkunden mehr Macht zu geben. Das Ziel: Verbraucher sollen künftig deutlich schneller Bezahlvorgänge durchführen können, Geld anlegen oder Kredite aufnehmen. Vor allem mit der rasanten Verbreitung von Smartphones und Tablets eröffnen sich nun neue Möglichkeiten, den Banken den Kontakt zum Endkunden abzujagen.

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Cleverer Zukauf auf der Insel

Eine starke Ausgangslage haben in diesem zukunftweisenden Bereich vor allem Unternehmen, die bereits ein hohes Fachwissen aufweisen und mit verwandten Services aufwarten können. GFT ist mit seiner Kernkompetenz im Bereich IT-Dienstleistungen für Banken und Versicherungen bereits jetzt sehr gut aufgestellt und hat mit seinem hohen Projekt-Know-How einen entscheidenden Vorteil. So stellt die Kenntnis der Software-Schnittstellen des Kunden eine hohe Markteintrittsbarriere für neue Wettbewerber dar. Gerade langfristig dürfte der Trend zum mobilen Bezahlen einen Wachstumsschub auslösen. Dank der zahlreichen Kunden im Finanz- und Versicherungsbereich winken hier GFT in Zukunft gute Geschäfte.

Besonders in Großbritannien haben sich bereits in den vergangenen Jahren einige Unternehmen mit dem Thema "FinTech" verstärkt beschäftigt. GFT ist hier bereits seit 2000 mit einer Niederlassung vertreten. Im Juni dieses Jahres wurde mit dem Zukauf von Rule Financial die Positionierung als einer der führenden IT-Dienstleister für den Finanzsektor in Europa und Nordamerika deutlich ausgebaut. Zu den Kunden der Briten gehören neun der zehn führenden Investmentbanken weltweit. "Wir sehen weiter großes Wachstumspotenzial im Investmentbanking. Die enormen Regulierungsanforderungen in Grossbritannien und den USA zwingen alle Marktteilnehmer, ihre Prozesse und IT-Systeme bisweilen grundlegend anzupassen - wir stehen als Partner bereit", sagte Marika Lulay, Vorstand für das operative Geschäft bei GFT. Auch wenn die Briten noch nicht so margenstark sind wie GFT, dürfte sich der Zukauf dank Synergien und Cross-Selling-Effekte schnell auszahlen. In der zweiten Jahreshälfte wird Rule Financial erstmals konsolidiert, der Wachstumstrend sollte somit schon bald spürbar anziehen. Dank der Kombination aus jahrelanger IT-Kompetenz und starker Positionierung kann GFT schneller wachsen als der IT-Markt. So kletterte allein in Großbritannien der Umsatz im zweiten Quartal um 49 Prozent, in den USA verdoppelten sich die Erlöse ausgehend von einem niedrigen Niveau.

Spannend bleibt auch die Entwicklung beim zweiten Standbein, der Vermittlung von IT-Fachkräften. Informationen der "Wirtschaftswoche" zufolge prüft das Unternehmen einen Verkauf seines Geschäftsbereichs emagine. GTF-Chef Ulrich Dietz räumte ein, dass hier die wirtschaftlichen Ziele in nächster Zeit verbessert werden müssen.

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KGV und Dividendenrendite locken

Die ersten sechs Monate liefen bereits sehr gut, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wurde das Ergebnis vor Zinsen und Steuern auf rund elf Mio. Euro mehr als verdoppelt. Beim Umsatz gingen mit 157 Mio. Euro rund 37 Prozent mehr durch die Bücher. Erst in dieser Woche wurden die Jahresprognosen erneut nach oben genommen. Aktuell sieht das Management ein Ebitda von 32 Mio. Euro, bislang lag die Messlatte bei 29,5 Mio. Euro. Beim Ergebnis vor Steuern (Ebt) wurde bislang mit 23 Mio. Euro gerechnet, nun wurden 26 Mio. Euro ausgegeben. Dank der sehr dynamischen wirtschaftlichen Entwicklung und der guten Integration von Rule Financial wurde zugleich die Umsatzprognose von 352 auf 360 Mio. Euro nach oben genommen. Die Zahlen für das dritte Quartal werden am 6. November erwartet.

Bei einem aktuellen Kurs von 10,95 Euro bringt das Unternehmen derzeit rund 288 Mio. Euro auf die Börsenwaage. Börse Online rechnet für 2014 mit einem Ergebnis je Aktie von 0,61 Euro und 0,84 Euro für 2015. Trotz der Rally von rund 180 Prozent seit Mitte 2013 lässt das 2015er-KGV von 13 noch reichlich Potenzial nach oben. Warburg Research gibt als Kursziel 13,50 Euro an. Da die Papiere mit Blick auf die Marktkapitalisierung und Handelsumsätze fast zu den 35 größten Tech-Werten in Deutschland zählen, ist bei einer Fortsetzung der Erfolgsstory auch eine Aufnahme in den TecDAX durchaus möglich. Abgerundet wird das Bild durch die attraktive Dividendenrendite von rund 2,2 Prozent.