Abseits der Wall Street ist es derzeit nicht ganz einfach als Anleger mit Aktien Geld zu verdienen. Zumindest gilt das bei reinen Index-Wetten. Denn viele Aktienindizes in den Schwellenländern, in Europa oder auch in Deutschland tun sich seit geraumer Zeit relativ schwer damit, sich nachhaltig nach oben zu schrauben. In Deutschland gilt das nicht nur in diesem Jahr sondern mit Blick auf DAX, MDAX oder SDAX auch auf Sicht von zwölf Monaten.

Die Analysten bei der Schweizer Privatbank kommen vor diesem Hintergrund zu dem Schluss, dass im aktuellen Punkt im Zyklus, in dem wir uns derzeit befinden, die Aktienselektion wichtiger denn je ist. Zumal man aus charttechnischer Perspektive davon ausgeht, dass bei den europäischen Börsen allgemein bis auf weiteres ein Seitwärtstrend zu erwarten ist. Das Gute dabei sei aber, dass es auf Ebene der Einzelwerte durchaus eine ausreichende Zahl an interessanten Titeln gebe.

So sind derzeit unter den rund 500 von Julius Bär abgedeckten 45 Prozent mit einer Kaufempfehlung ausgestattet. Dabei ist es so, dass die Top-Aktienempfehlungen der Schweizer im Schnitt recht gut abgeschnitten haben. Wie es in einer aktuellen Publikation heißt, könnten etwa Investoren, die nach neuen Ideen und guten Einstiegsmöglichkeiten suchen, von der von den hauseigenen Analysten empfohlenen Aktie der Woche profitieren.

Seit April 2017 hat dieser Ansatz in 75 Prozent der Zeit eine positive absolute Rendite erreicht und in 65 Prozent der Fälle innerhalb von drei Monaten ihren regionalen Sektor übertroffen. In positiven Aktienmärkten hält man bei Julius Bär die relative Trefferquote (Wertentwicklung der Aktie von mehr als null Prozent gegenüber dem regionalen Sektor) für den wichtigsten Faktor. Die erzielte Trefferquote von 65 Prozent (gegenüber 50 Prozent Zufall) hält man dabei für überzeugend. Die Liste der Top-Aktienempfehlungen für Nordamerika und Europa hat seit Anfang 2017 gemessen an der Gesamtrendite eine Outperformance gegenüber dem Gesamtmarkt (MSCI World ex Japan) von sieben Prozent erzielt.

Wir haben die aktuellen Kaufempfehlungen der Julius Bär durchforstet und sind dabei auf drei Top-Empfehlungen für deutsche Aktien gestoßen. Diese stellen wir auf den nachfolgenden Seiten näher vor. Die Kursziele bewegen sich dabei um bis 42 Prozent über den aktuellen Notierungen.

Auf Seite 2: Allianz





Allianz (WKN: 840400)



Das von Julius Bär für die Aktien von Allianz vergebene Kursziel beträgt 220,00 Euro. Das heißt, theoretisch hat die Kaufempfehlung für die Anteilsscheine des deutschen Versicherungs-Konzerns bei einer aktuellen Notiz von 192,18 Euro 14,5 Prozent Luft nach oben.

Wie es von Seiten der Schweizer Privatbank heißt, ist die Allianz gut diversifiziert. Der Fokus sei mit einem Anteil von rund 47 Prozent auf das relativ defensive Nicht-Lebengeschäft ausgerichtet. Der Rest besteht aus Asset Management-Geschäft und einem Lebens- und Kranken-Versicherungs-Bereich.

In einem Umfeld, in dem Größe immer wichtiger werde, unterschätze der Markt weiterhin das Potenzial des Unternehmens, das darin besteht, die eigenen Größenvorteile erfolgreich dazu zu nutzen, um Marktanteile zu gewinnen und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Speziell auf dem asiatisch-pazifischen Markt gebe es große Wachstumschancen.

Die für das zweite Quartal 2018 vorgelegten Zahlen seien stärker als erwartet ausgefallen, die Kapitalquoten solide und das Management sei zuversichtlich, die selbstgesteckten Ziele im Gesamtjahr zu erreichen. Bilanz- und Cashflow-Generierung seien jeweils stark und eröffneten die Möglichkeit zu steigenden Dividendenausschüttungen.

Beim Gewinn je Aktie rechnet man für 2018 und 2019 mit 17,46 Euro und 18,69 Euro, was sich mit 15,24 Euro aus dem Vorjahr vergleicht. Damit ergibt sich für das laufende Jahr ein geschätztes KGV von elf. Julius Bär halt das ebenso für günstig wie ein auf rund das 1,2-fache taxierte Kurs-Buchwert-Verhältnis.

Charttechnik





Nach den im Zuge der Kreditkrise in den Jahren 2007 und 2008 erlittenen herben Kursverlusten ist es den Aktien der Allianz von November 2008 bis Januar 2018 gelungen, sich von 46,64 Euro auf 205,75 Euro nach oben zu hangeln. Allerdings tut sich der DAX-Vertreter seitdem ähnlich schwer wie der deutsche Leitindex, in dem der Titel enthalten ist. Um die charttechnische Ausgangslange nachhaltig aufzuhellen, bedarf es im Grunde genommen eine Rückeroberung des erwähnten Jahreshochs.

Profil



Die Allianz SE ist einer der weltweit führenden Versicherungs- und Finanzdienstleister. Die Gruppe bietet umfassenden Service in den Bereichen Schaden- und Unfallversicherung sowie Lebens- und Krankenversicherung an. Das Portfolio reicht dabei von allgemeinen Lebens-. Haftpflicht- und Autoversicherungen über Reise- und Kreditversicherungen bis hin zu Assistance-Leistungen. Zudem gilt die Gesellschaft weltweit als viertgrößter Vermögensverwalter und stellt Kunden zahlreiche Asset Management-Produkte und -Services zur Verfügung. Das Versicherungsangebot wird zudem in Deutschland. Italien, Frankreich, den Niederlanden und Bulgarien um Bankprodukte ergänzt.

Auf Seite 3: Hannover Rück





Hannover Rück (WKN: 840221)



Bei Hannover Rück gibt Julius Bär das Kursziel mit 130,00 Euro an. Das heißt, damit die Rechnung aufgeht, müssten die Aktien des Rückversicherers gemessen am aktuellen Kurs von 120,40 Euro um rund acht Prozent anziehen. Das ist zwar nicht mehr die Welt, aber auf Basis der für 2018 erwarteten Ausschüttung käme auch noch eine Dividendenrendite von rund 4,5 Prozent hinzu. Zudem erhöhten die Verantwortlichen jüngst die angestrebte Ausschüttungsquote für das laufende Geschäftsjahr von 35-40 Prozent auf 35-45 Prozent.

Im Zuge der Ergebnisvorlage für das zweite Quartal hatte das MDAX-Mitglied von der Option auf eine erneute Sonderdividende gesprochen. Abgesehen davon verhalf ein moderates Großschadensaufkommen der Hannover Rück im zweiten Quartal zu einem höheren Gewinn. Die Ergebnisse des Rückversicherers fielen dabei besser aus als von Analysten erwartet. Die Prognose für das Gesamtjahr bestätigte die Gesellschaft, obwohl Belastungen im US-Mortalitätsgeschäft wegen Vertragsänderungen erwartet werden.

Auch bei Julius Bär waren die Analysten mit dem zuletzt vorgelegten Zahlenwert zufrieden. Das dokumentiert ein anschließend von 127,000 Euro um drei Euro angehobenes Kursziel. Zur Anlagethese rund um den drittgrößten Rückversicherer der Welt schrieb man zudem ganz allgemein, der Konzern verfüge über eine starke Wettbewerbsposition. Dies basiere auf einer gut etablierten Marke und den engen Beziehungen zu den Kunden. Makler und Kunden.

Der Konzern generiere im Branchenvergleich die besten Rentabilitätswerte, was wiederum der günstigen Kostenquote und einer komfortablen Kapitalposition zu verdanken sei. Die defensiven Charakteristiken des Geschäfts machten es möglich, auch mit einem ungünstigen Preisumfeld zurechtzukommen.

Die Kostenquote sei wie bereits erwähnt strukturell niedrig und einer schlanken Struktur sowie einem überwiegend brokergetriebenen Vertrieb zu verdanken. Eine überdurchschnittliche Eigenkapitalrendite von 13,2 Prozent im ersten Halbjahr gehe einher mit einer überdurchschnittlichen Buchwertverbesserung. Hinzu komme eine attraktive Dividendenpolitik.

Eine angepasste Bewertung zum 1,5-fachen Kurs-Buchwert sei leicht mit den erwirtschafteten Renditen und dem starken Wachstum zu rechtfertigen. Die Schätzung für den Gewinn je Aktie in 2018 und 2019 bewegt sich bei 8,79 Euro und bei 9,78 Euro, nach 7,95 Euro im Jahr 2017. Für 2019 ergibt sich daraus ein geschätztes KGV von 12,3.

Charttechnik





Die Aktien von Hannover Rück kommen seit Oktober 2008 bis heute auf einen Anstieg von 15,70 Euro auf 120,40 Euro. Das letztgenannte Niveau entspricht sogar einem Rekordhoch und somit steht dieser Titel für einen Finanzwert aus Europa sehr gut da. Die Bestmarke stammt von diesem Dienstag und falls ein Rückfall in den zuletzt vorherrschenden Seitwärtstrend verhindert werden kann, wäre das Chartbild hier als sehr konstruktiv einzustufen.

Profil



Die Hannover Rück SE ist mit einem Prämienvolumen von rund 13,8 Milliarden EUR eine der führenden Rückversicherungsgruppen der Welt. Sie betreibt alle Sparten der Schaden- und Personen-Rückversicherung und unterhält Rückversicherungsbeziehungen mit zahlreichen Versicherungsgesellschaften in verschiedenen Ländern. Zu den Versicherungsfeldern gehören unter anderem Schäden aus Naturkatastrophen, Transport, Luft- und Raumfahrt, Kredit- und Kautionsrückversicherungen, die allgemeine Haftpflicht sowie Lebens-, Kranken-, Renten-, Unfall- und Invaliditätsversicherungen.

Das Deutschland-Geschäft der Gruppe wird von der Tochtergesellschaft E+S Rück betrieben. Die weltweite Infrastruktur der Versicherungsgruppe besteht aus einer Vielzahl von Tochter- und Beteiligungsgesellschaften, Niederlassungen und Repräsentanzen auf allen fünf Kontinenten.

Auf Seite 4: SAP





SAP (WKN: 716460)



Im Falle der Top-Empfehlung SAP hat Julius Bär das Kursziel auf 115,00 Euro festgezurrt und diese Vorgabe auch nach den Halbjahreszahlen bestätigt. Bei einem aktuellen Kurs von 103,46 Euro ergibt sich bei den Aktien des deutschen Softwarekonzerns ein Gewinnpotenzial von 11,1 Prozent.

Den hohen Anteil an wiederkehrenden Umsätzen führen die Analysten bei Europas größtem Softwarehaus auf hohe Kosten für die Kunden bei einem Anbieterwechsel zurück, da die Produkt-Suite sehr tief in die Geschäftsprozess der Kunden eingebunden sei.

Der große internationale Kundenstamm und das Systemintegratoren-Netzwerk von SAP untermauere die hohe Umsatzbasis im Wartungsgeschäft und sorge für Ertragsstabilität. Nach der erfolgreichen Einführung der neuen Produkt-Suite S4/HANA setze das Unternehmen mit dem Release von C4/HANA auf Front-Office-Anwendungen, die es SAP ermöglichten, im CRM-Bereich effektiver zu konkurrieren, was zu einer anhaltenden Dynamik der Cloud-Erlöse führen werde.

Man geht ansonsten davon aus, dass die Margen im zweiten Quartal 2018 ihren Tiefpunkt gesehen haben, wobei sich der Lizenzumsatz im zweiten Halbjahr 2018 beschleunigen dürfte, während das Cloud-Geschäft die starke Dynamik beibehalten sollte.

Chancen ergäben sich dank schnell wachsender säkularer Trends wie Cloud und Mobile Computing, von denen SAP profitieren dürfte. Denkbar seien auch eine vertikale Expansion in neue Märkte sowie eine horizontale Expansion in kleine und mittlere Märkte.

Den Gewinn je Aktie sehen die Analysten für 2018 und 2019 bei 4,33 Euro und 4,85 Euro, nach 4,44 Euro im Jahr 2017. Für das kommende Jahr ergibt sich daraus ein geschätztes KGV von 21,3.

Charttechnik





Angesichts eines seitdem verbuchten Kursanstiegs von 16,91 Euro auf 104,70 Euro können die Aktien von SAP seit März 2003 eine überzeugende Wertentwicklung vorweisen. Das letztgenannte Hoch stammt vom 27. August und mit aktuell gültigen 103,46 Euro ist die Notiz dicht dran an dieser Bestmarke. Gelingt es den in den Monaten zuvor gültigen Seitwärtstrend nachhaltig zu beenden, dann wäre das ein stark positives Chartsignal.

Profil



Die SAP SE zählt weltweit zu den führenden Anbietern von Unternehmenssoftwarelösungen, die die verschiedenen Prozesse innerhalb der Unternehmen und über Unternehmensgrenzen hinweg organisieren. Das Portfolio umfasst Geschäftsanwendungen für große und mittelständische Betriebe sowie Standardlösungen für kleine und mittelgroße Firmen. Darüber hinaus unterstützt SAP mit branchenspezifischen Lösungen Kernprozesse in den Industriezweigen Handel, Finanzen, High-Tech, im Gesundheitswesen und öffentlichen Verwaltungen.

Das Flaggschiff des Konzerns stellt dabei die SAP Business-Suite dar, die auf die jeweiligen Anforderungen und Geschäftsziele exakt zugeschnitten werden kann. Basis dieser Anwendung ist die von SAP entwickelte Datenbanktechnik Hana, bei der Daten nicht mehr auf der Festplatte, sondern im Arbeitsspeicher abgelegt werden und so schneller zur Verfügung stehen.