Immer mehr ältere Menschen und eine zurückgehende Zahl an Apotheken bedingt, dass der Versandanteil zunehmen muss. Dabei sind rezeptpflichtige Medikamente besonders interessant. Die Margen sind ordentlich und die Wiederbestellrate hoch.

In der besten Ausgangsposition, um von diesem Wandel zu profitieren, ist das Schweizer Unternehmen Zur Rose, dessen Aktien auch hierzulande gehandelt werden. Ursprünglich belieferte die Firma Schweizer Ärzte mit Medikamenten. Dieses Geschäft gibt es noch. Der Löwenanteil der Erlöse kommt jedoch vom Versandgeschäft und vor allem aus Deutschland. DocMorris ist die Kernmarke und bedient über die Niederlande auch den Markt für rezeptpflichtige Medikamente. Durch weitere Akquisitionen konnten die Schweizer in den vergangenen beiden Jahren den Marktanteil in Deutschland auf über 30 Prozent ausbauen. Die Erlöse sollten 2019 Richtung 1,5 Milliarden Euro marschieren, das entspräche einem Zuwachs von gut 30 Prozent.

Elektronische Rezepte

Die große Chance für Zur Rose bringt das elektronische Rezept, das noch 2020 durch den Gesetzgeber auf den Weg gebracht werden soll. Damit kann schon beim Arzt die Beschaffung des Medikaments beauftragt werden. Erfahrungen in anderen Ländern haben gezeigt, dass der Versandumsatz dann explodiert. Und das dürfte bei Zur Rose einen Schub bei Umsatz, Gewinn und Aktienkurs auslösen.

An der Börse ist man im Moment weniger euphorisch. Die Kurse haben gegenüber dem Hoch deutlich verloren. Die Bewertung ist mit einem Multiplikator von 0,5 zum erwarteten Umsatz nicht hoch. Investoren sind vor allem aus drei Gründen reserviert. Erstens: Zur Rose investiert alles in den Ausbau der Marktanteile und schreibt deshalb noch rote Zahlen. Zweitens knirscht es im Aktionärskreis. Die Industriellenfamilie Frey hält rund 10,8 Prozent der Aktien. Zwei der Frey Holding zuzurechnenden Verwaltungsratsmitglieder stellen sich nicht mehr zur Wahl, weil ihnen der Wachstumskurs zu aggressiv ist. Nun wird befürchtet, dass Frey aussteigt und die Verkäufe den Kurs belasten könnten.

Das größte Risiko lauert jedoch bei den Gesundheitsbehörden. Werden die Märkte für rezeptpflichtige Medikamente weiter abgeschottet, dürfte es Zur Rose schwerfallen, auskömmliche Margen zu erzielen. Geht die Rechnung am Ende aber auf, wird die Aktie das alte Zwischenhoch bei 117 Euro übertreffen. Die Analysten der Berenberg Bank nennen sogar ein Kursziel von mehr als 130 Euro.