D ie Pandemie, ein Strukturwandel in der Branche, Schwierigkeiten in der Lieferkette, steigende Rohstoffpreise oder schlicht hausgemachte Probleme. Gründe, warum Unternehmen in die Misere geraten sind, gibt es zuhauf. Einige von ihnen kommen dann aber auch wieder ganz stark zurück: Wieder in der Erfolgsspur ist etwa Infineon.

Dass der Chiphersteller die Corona-Delle von 2020 längst ausgebügelt hat und sich laut Konzernlenker Reinhard Ploss "schlagkräftig wie nie" sieht, hat mehrere Gründe. Das Unternehmen baut seine Fertigungskapazitäten konsequent aus. Darüber hinaus ist Infineon top bei hochmargigen Produkten wie Mikrocontrollern und Leistungshalbleitern. Diese Bauteile erhöhen die Speicherleistung in Rechenzentren, Elektrofahrzeugen und Energienetzen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Technologie von Cypress Semiconductor. Neun Milliarden US-Dollar hat Infineon für die Akquisition des US-Wettbewerbers im Vorjahr auf den Tisch gelegt.

Zwei Wachstumstreiber

Der DAX-Konzern ist ein Musterbeispiel für ein erfolgreiches Comeback während der Corona-Krise. Und spätestens jetzt, fast am Ende des Börsenjahres 2021, sollten Anleger nach den Gewinnerbranchen und Comeback-Kandidaten für das nächste Jahr Ausschau halten.

Da wäre zum einen die zunehmend zentrale Rolle von Nachhaltigkeitsaspekten unter dem Gesichtspunkt der Dekarbonisierung und Digitalisierung. Immer mehr Unternehmen, und zwar verstärkt auch mittelständische und kleine Firmen, steigen auf nachhaltige Technologien um. Zugleich ist die Corona-Pandemie ein Katalysator für den digitalen Umbau von Produktion und Vertrieb. Die technologischen Vorreiter dieser zwei Entwicklungen werden daher auch 2022 zu den Überfliegern zählen.

Einig sind sich die Anlageprofis aber auch darüber, dass der Technologiesektor als Ganzes mittlerweile hoch bewertet ist. Patrick Linden, Geschäftsführer der französischen Fondsgesellschaft Clartan Associés in Deutschland, setzt in seinem im Herbst 2020 aufgelegten Nachhaltigkeitsfonds auf Nebenwerte: "Viele kleinere und mittlere Unternehmen stehen noch am Anfang ihrer Transformation." Skeptisch sieht er die durchgehend hohe Bewertung der im S & P 500 und Nasdaq gelisteten US-Technologietitel: "Hier haben wir angesichts der anstehenden Zinserhöhungen der US-Notenbank ein sehr anfälliges Niveau für Korrekturen erreicht."

2022 - das Jahr der Zykliker

Ziemlich sicher lässt sich mittlerweile voraussagen: Die Pandemie wird 2022 mit den Fortschritten der Impfkampagne auf globaler Ebene medizinisch kontrollierbarer. Je früher das passiert, desto schneller werden sich die Nachholeffekte in der Konjunktur positiv bemerkbar machen. David Wehner, Portfoliomanager der Vermögensverwaltung Do Investment, sieht in einem solchen Marktumfeld europäische Märkte mit ihren stärker zyklisch geprägten Branchen als Outperformer.

"Gerade bei den produzierenden Unternehmen sind die Auftragsbücher voll. Entscheidend für eine Fortsetzung dieser Entwicklung in das Jahr 2022 hinein wird sein, ob sich die Lieferengpässe zum Jahresende hin langsam auflösen." US-Technologiefirmen aus der zweiten Reihe mit hohen Entwicklungs- und Kapitalkosten hat Wehner aufgrund der zu erwartenden Zinserhöhungen in den USA dagegen untergewichtet.

Faktoren wie steigende Zinsen werden die meisten Branchen gut wegstecken. Dank der starken Nachfrage können die Unternehmen die höhere Inflation über Preissteigerungen an ihre Kunden weitergeben. Bei den Rohstoffen, meint Björn Glück, Fondsmanager bei Lupus alpha, bleibe das Preisniveau als Verhältnis zwischen Produktionskosten und Verkaufspreisen trotz der noch schleppenden Nachfrage aus der Autoindustrie attraktiv. Besonders gut sehe es bei den Stahlherstellern aus: "Hier sehen wir in Europa das erste Mal seit zehn Jahren ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage." Das Steigerungspotenzial bei den Margen sei noch nicht eingepreist.

Auf dem Radar hat Glück zurzeit vor allem die Hersteller von Ausrüstungsgütern. Hier werden nach seiner Einschätzung im nächsten Jahr die coronabedingten Nachholeffekte bei den Auftragseingängen auf eine starke Gewinnentwicklung durchschlagen. Die aktuelle Materialknappheit beeinträchtige nicht die Profitabilität. Ganz im Gegenteil: "Wir sehen zurzeit die einmalige Konstellation, dass es den Unternehmen aufgrund der herrschenden Materialknappheit unabhängig von der jeweiligen Branche möglich ist, ihre Verkaufspreise anzuheben."

Im Folgenden stellen wir acht Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen vor, denen wir zutrauen, bei Umsatz und Gewinn zu einem neuen Höhenflug anzusetzen. Alle Kandidaten durchliefen zuletzt eine Durststrecke - coronabedingt oder aufgrund firmenspezifischer Faktoren. Die Corona-Krise haben sie genutzt, um sich ganz oder teilweise neu zu positionieren. Das Überraschungspotenzial auf der Umsatz- und Ertragsseite lässt den Aktienbewertungen insgesamt noch viel Luft nach oben.

Bertrandt-Aktie: Wachstum-Drehzahlen steigen wieder


Der 1974 gegründete Ingenieurdienstleister aus dem schwäbischen Ehningen ist auch an der Börse schon länger dabei. Bertrandt war 1997 ein Mitglied der ersten Stunde im damals ins Leben gerufenen Neuen Markt. Den Untergang dieses schnell gehypten Börsensegments hat das Unternehmen ebenso überstanden wie zahlreiche konjunkturelle Höhen und Tiefen der Autoindustrie. Aktuell kommt der nächste Aufschwung ins Laufen. Bei den Autokonzernen, der immer noch wichtigsten Kundengruppe, drehen sich Beratung und Entwicklung von Prototypen vor allem um Digitalisierung, autonomes Fahren und E-Mobilität. Zugleich will Bertrandt in den kommenden Jahren verstärkt in andere Branchen wie die Luftfahrtindustrie etwa bei Airbus, den Maschinenbau und in die Medizintechnik expandieren. Dass es wieder aufwärtsgeht, belegen die zahlreichen ausgeschriebenen Stellenanzeigen. Bertrandt sieht sich durch die internationale Aufstellung gegenüber Wettbewerbern im Vorteil. Für das laufende Geschäftsjahr 2021/22 (30. September) kalkuliert Vorstandschef Markus Ruf mit einer deutlich höheren Ebit-Marge zwischen vier und sieben Prozent, das Ganze bei einer Gesamtleistung in der Bandbreite zwischen 930 und 970 Millionen Euro. Von alten Topwerten um die zehn Prozent ist das vor einem Jahr aus dem SDAX abgestiegene Unternehmen damit noch ein gutes Stück entfernt. Dasselbe gilt für die Milliardenumsätze, die Bertrandt noch vor vier Jahren dank prall gefüllter Auftragsbücher verbuchte. Die Richtung aber stimmt: Je schneller die Autoindustrie wieder in die Spur findet, desto höher die Auftragseingänge bei Bertrandt. Und mit einem 2023er-KGV von unter 20 bietet die Aktie Comeback-Fantasie.

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DO&CO-Aktie: Neuer Steigflug mit Kulinarischem


Das Wiener Catering-Unternehmen er- zielt über 75 Prozent seines Umsatzes mit mehr als 60 Airlinekunden. Dementsprechend heftig waren alle Geschäftsfelder von Do & Co, also das Airline- und Eventcatering sowie alle eigenen Restaurants etwa im Münchner Olympiapark, von den Auswirkungen der Corona-Krise betroffen. Mit raschen Entscheidungen zu Beginn der Pandemie schaffte das Management eine effektive Schadensbegrenzung. Der Cash-Burn wurde konsequent reduziert, um eine Unternehmensanleihe von 150 Millionen Euro zurückzuzahlen.

Die zunehmenden Lockerungen in diesem Jahr haben das Geschäft wieder belebt. Am stärksten aufwärts ging es im Segment Airline Catering, das im Vorjahr wegen der Corona-Pandemie teilweise nahezu komplett zum Erliegen gekommen war. Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2021/22 (31. März) schnellte hier der Umsatz um 164,5 Prozent auf fast 208,5 Millionen Euro nach oben. Daneben hat das Management einige Neukunden gewonnen. Keine erneuten coronabedingten Lockdowns vorausgesetzt, erwartet das Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr eine Verdoppelung des Konzernumsatzes. Im laufenden Geschäftsjahr sollte Do & Co 650 Millionen Euro Umsatz und einen Gewinn in der Bandbreite von zehn bis 15 Millionen schaffen. Das ist eine gute Basis, um in der Zeit nach der Corona-Pandemie richtig durchzustarten. Was möglich ist, haben die Jahre vor der Pandemie gezeigt: Im Geschäftsjahr 2016/17 schaffte das im Wiener Leitindex ATX gelistete Unternehmen einen Konzernumsatz von 913,4 Millionen und einen Konzerngewinn von 33,8 Millionen. Startet Do & Co ab 2022 wieder durch, ist für die Anleger eine leckere Rendite drin. Mutige steigen jetzt antizyklisch ein.

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Elmos Semiconductor-Aktie: E-Mobilität bringt neuen Auftragsschub


Das Unternehmen aus Dortmund ist ein klassischer Nischenchampion in der Chipbranche. Die Hauptabnehmer für die Mikrochips, Sensoren und integrierten Schaltungen von Elmos kommen aus der Autoindustrie. Mit seinen neuen Produkten adressiert die Firma vor allem die E-Mobilität. Die Geschäftsentwicklung hängt stark an der weltweiten Chipkonjunktur. Rund 46 Prozent der Erlöse erzielt Elmos in Europa, weitere 43 Prozent im asiatisch-pazifischen Raum.

Nach dem letzten Durchhänger im ersten Jahr der Corona-Pandemie zieht das Geschäft wieder deutlich an. Waferknappheiten dämpfen zwar noch die Euphorie. Lösen sich die Engpässe aber in den nächsten Quartalen auf, sollte sich das Wachstum im Jahresverlauf 2022 weiter beschleunigen. Die jüngsten Zahlen geben schon einmal die Richtung vor: Im dritten Quartal 2021 verdoppelte sich der Umsatz im Vorjahresvergleich auf 80,8 Millionen Euro. Beim operativen Gewinn erreichte Elmos wieder einen Gewinn von 13,6 Millionen Euro, nachdem vor einem Jahr noch 10,5 Millionen Euro Verlust verbucht werden mussten. Im Geschäftsjahr 2021 erwarten die Westfalen 315 bis 325 Millionen Euro Umsatz und eine Ebit-Marge von 15 bis 19 Prozent.

Bis zum Rekordwert von 32,9 Prozent aus dem Jahr 2019 ist es noch ein gutes Stück, aber das Niveau der Jahre zuvor wäre wieder erreicht. Finanziell ist die Firma solide aufgestellt. Die liquiden Mittel lagen zuletzt bei 83,1 Millionen Euro, die Eigenkapitalquote beläuft sich auf 67,8 Prozent. Die Finanzverbindlichkeiten hat Elmos zuletzt von 41,9 auf 30,5 Millionen Euro zurückgeführt. Dank der soliden Bilanz hat Elmos die Dividende 2020 stabil gehalten. Für 2021 sollte dann wieder etwas mehr drin sein.

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IBM-Aktie: Big Blue will sich neu erfinden


Mit einem Börsenwert im zweistelligen Milliardenbereich steht die Aktie von IBM im Schatten von anderen US-Technologiepionieren wie Apple oder Microsoft. Und auch in diesem Jahr bleibt der Schöpfer des ersten PCs bei der Kursperformance weit hinter anderen Branchengrößen zurück. Seit Jahren hat IBM an der Börse mit einem Langweilerimage zu kämpfen. Führend ist das Unternehmen bei technologischen Trends wie Cloud-Computing oder künstlicher Intelligenz, wie der Erfolg mit IBM Watson oder der neuartige Quantenprozessor Eagle zeigt, zugleich aber auch schwach auf der Brust bei Margen und Marken.

Um in Zukunft besser aufgestellt zu sein, hat IBM den größten Umbau in der 110-jährigen Firmengeschichte in die Wege geleitet. Die auf IT-Dienstleistungen spezialisierte Sparte wurde unter dem Namen Kyndryl abgespalten und separat an die Börse gebracht. Künftiges Kerngeschäft sind die margenstarken Bereiche Software und Beratung. Mit dieser Neuaufstellung will IBM einen höheren Cashflow für Investments generieren.

Um Börsianer wieder zu begeistern, muss Big Blue liefern - und zwar schon in den nächsten Quartalen. Allerdings ist in der niedrigen Aktienbewertung die Skepsis der Märkte schon eingepreist. Für den Zeitraum 2021 bis 2023 erwarten die Konsensschätzungen der Analysten bei IBM ein jährliches Gewinnwachstum von im Schnitt zehn Prozent. Gelingt es dem Traditionskonzern, diese Erwartungen zu übertreffen, hat das Unternehmen eine deutlich höhere Aktienbewertung verdient. Obendrauf gibt es eine knackige Dividendenrendite. Weil IBM zudem seit 24 Jahren seine Dividende kontinuierlich erhöht hat, wird es bald in den Kreis der Dividendenaristokraten aufrücken.

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Lanxess-Aktie: Mit neuem Produktmix zu Topmargen


Wer auf der Suche nach einem potenziellen MDAX-Überflieger für 2022 ist, könnte beim Spezialchemiekonzern genau richtig liegen. Weil Lanxess wegen steigender Energiepreise und anhaltend hoher Frachtkosten die Ergebnisziele für 2021 gesenkt hat, geriet die Aktie zuletzt nochmals unter Druck. Im Gegenzug hat der breite Markt bislang noch nicht erkannt, dass Lanxess in der Corona-Krise beim Umbau seines Geschäftsmodells einen entscheidenden Schritt vorangekommen ist. Sehr zyklische Segmente wurden abgestoßen und dafür höhermargige Geschäftsfelder durch Zukäufe gestärkt.

Gut eine Milliarde US-Dollar bezahlte Lanxess Anfang 2020 für EKC. Das ist ein guter Preis für ein Unternehmen, das im Jahr zuvor bei 425 Millionen US-Dollar ein Ebitda von 90 Millionen US-Dollar eingefahren hat. Die US-Gesellschaft ist auf Aromachemikalien, Konservierungsstoffe und Spezialchemikalien für die Industrie spezialisiert. Im August folgte für rund 1,3 Milliarden US-Dollar die Microbial-Control-Sparte des US-Konzerns IFF mit ihren Produkten für Materialschutz und Desinfektionsmittel. Das Geschäft machte zuletzt einen Umsatz von 380 Millionen Euro bei einer Ebitda-Marge von rund 20 Prozent. Nach Einbeziehung der Synergieeffekte sollten es 30 Prozent werden.

Kleinere Zukäufe sind auch in Zukunft zu erwarten. Allerdings wird der Schwerpunkt darauf liegen, die jüngsten Übernahmen zu integrieren. Bereits jetzt zeichnet sich bei der Profitabilität ein deutlicher Sprung für die nächsten Jahre ab. Für den Zeitraum 2021 bis 2023 erwarten die Konsensschätzungen ein Umsatzwachstum im oberen einstelligen Bereich. Doppelt so hoch soll das Gewinnwachstum ausfallen. Demgegenüber ist die Aktie sehr günstig bewertet.

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SAP-Aktie: Neuer Auftrieb mit der Wolke


Die Aktie des Softwaregiganten zählt zu den DAX-Schwergewichten, deren Aktienkurs in diesem Jahr noch deutlich unter dem Niveau vor dem Beginn der Corona-Pandemie hängengeblieben ist. Dabei hat SAP zuletzt beim Quartalsergebnis zum vierten Mal in Folge die Erwartungen übertroffen und zum dritten Mal die Prognose für 2021 angehoben. Das Betriebsergebnis soll zwischen 8,1 und 8,3 Milliarden Euro liegen, was im Bestfall einem Zuwachs um 15 Prozent entspricht.

Schafft es SAP, die Märkte von einer erfolgreichen Umstellung des Geschäftsmodells auf die margenstarken Cloud-Services zu überzeugen, rechtfertigt das eine deutlich höhere Aktienbewertung. Im dritten Quartal stiegen die Cloud-Erlöse um 20 Prozent auf fast 2,4 Milliarden Euro. Damit stehen sie mittlerweile für 35 Prozent des Konzernumsatzes. Noch besser sieht es beim Current Cloud Backlog aus, also dem Indikator für die vertraglich zugesicherten Erlöse für die nächsten zwölf Monate. Der Betrag von 8,17 Milliarden Euro entspricht einem Zuwachs von 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bei dieser Entwicklung spielt auch die Pandemie eine entscheidende Rolle. Eine wachsende Zahl von Unternehmen hat sich in den letzten zwei Jahren dafür entschieden, die Geschäftsprozesse in die Cloud zu verlagern.

Allerdings belastet die Umstellung auf das Cloud-Geschäft die Marge bei SAP, weil der Umbau des Geschäftsmodells noch läuft. Im traditionellen ERP-Kerngeschäft, der Planung firmeninterner Prozessabläufe, muss die neue Cloud-Version des Kernprodukts S/4 Hana gegenüber Konkurrenten wie Oracle Marktanteile gewinnen. Gelingt das, könnten sich die bisherigen Gewinnerwartungen für 2022 und darüber hinaus als zu niedrig herausstellen.

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Thyssenkrupp-Aktie: Rückkehr in die schwarzen Zahlen


Das historische Aushängeschild der deutschen Industrie im Ruhrgebiet hat nach einem krisengebeutelten Jahrzehnt die Trendwende geschafft. Tausende Arbeitsstellen wurden gestrichen, Milliardenabschreibungen in der Bilanz verbucht. Um eine Überschuldung mitten in der Corona-Krise abzuwenden, wurde 2020 die profitable Aufzugssparte verkauft. Im laufenden Geschäftsjahr 2021/22 (30. September) wird Thyssenkrupp wieder schwarze Zahlen schreiben. Eine Milliarde Euro Konzerngewinn und damit das beste Ergebnis seit 14 Jahren stellt Konzernchefin Martina Merz in Aussicht.

Der Konzern profitiert davon, dass die an Materialknappheit leidenden Kunden Stahlprodukte benötigen. Der Konzern kann deshalb die steigenden Energie- und Rohstoffpreise ohne Probleme an seine Abnehmer weiterreichen. Der aktuelle Aufschwung - erklärte das Unternehmen auf einem Investorentag Anfang Dezember - soll jedoch nur eine Zwischenetappe bei der Rückkehr zu einem profitabel arbeitenden Konzern sein. Auf Sicht der nächsten drei Jahre will Thyssenkrupp die bereinigte Ebit-Marge von zuletzt 2,3 Prozent auf vier bis sechs Prozent steigern. Im Stahlgeschäft erwartet das Unternehmen mittelfristig Margen von bis zu sieben Prozent. Damit der DAX-Konzern dieses Ziel erreicht, wird Thyssenkrupp auch weitere Unternehmensteile veräußern. In der aktuellen Aktienbewertung ist das Margenpotenzial noch nicht eingepreist. Spekulationen um einen baldigen Börsengang des Wasserstoffgeschäfts (siehe BÖRSE ONLINE 48/2021) sorgten im November für ein kurzfristiges Kursfeuerwerk, dem Gewinnmitnahmen folgten. Langfristig orientierten Anlegern bietet dieser Kursrücksetzer eine gute Einstiegschance.

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Viscom-Aktie: Volle Auftragsbücher beim Qualitäts-Checker


Die elektronischen Augen von Viscom kommen in der Automobilelektronik, der Luft- und Raumfahrttechnik sowie in der Industrieelektronik zum Einsatz. Die vollautomatischen optischen Prüfanlagen sortieren fehlerhafte Fertigun- gen bei Elektronikprodukten wie Leiterplatten oder Schaltkreisen aus. Ein sehr zyklisches Geschäft, dessen letzter Aufschwung die Aktie Anfang 2018 auf ihr Allzeithoch bei 39,60 Euro katapultierte. Bereits vor der Corona-Krise setzte Viscom einen harten Schnitt an. Kostensenkungen wurden eingeleitet, neue Produkte entwickelt. Diese Maßnahmen beginnen, sich jetzt auszuzahlen. Viscom ist dabei, sich neue Absatzmärkte etwa in der Batteriefertigung zu erschließen. Lösen sich dann noch Beschaffungsengpässe auf, wie sie besonders die Autobauer trifft, sollte sich das jüngste Wachstum weiter beschleunigen. Die Neunmonatszahlen für 2021 geben die Richtung vor. Beim Auftragseingang verbuchte Viscom ein sattes Plus von 60,8 Prozent auf 67,7 Millionen Euro. Zugleich legte der Umsatz um 32 Prozent auf 41,6 Millionen Euro zu. Nach einem Minus von neun Millionen Euro im Vorjahreszeitraum schaffte Viscom auf Ebit-Basis wieder einen Gewinn von 1,9 Millionen Euro. Die Ergebnisprognose für 2021 hat das Management auf 75 bis 85 Millionen Euro beim Umsatz angehoben. Die Ebit-Marge soll bei drei bis neun Prozent landen.

Das bedeutet noch jede Menge Luft zum Rekordjahr 2017. Damals lag die Ebit-Marge bei 15,6 Prozent und der Umsatz bei 88,5 Millionen Euro. Läuft das Geschäft wieder auf Hochtouren, sollte es auch mit der Dividende wieder klappen. Die Entwicklung der vergangenen Jahre zeigt: Wird der Nebenwert erst einmal entdeckt, geht es schnell nach oben.

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