Am Mittwoch präsentiert Adidas die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr. Schon jetzt dürfte klar sein, dass Gewinn, Marge und weitere viel beachtete Kennzahlen so gut ausfallen wie noch nie. An der Börse ist die Aktie daher gefragt: Mit rund 16 Prozent Gewinn seit Jahresanfang steht Adidas im Performance-Ranking der DAX-Aktien in der Spitzengruppe und entwickelte sich ähnlich stark wie die Konkurrenten. Aber auch langfristig sieht es glänzend aus: Nur drei Werte aus dem DAX markierten im noch jungen Börsenjahr bereits frische Rekordmarken - Adidas zählt ebenfalls dazu.

Orientierungsmarken für Mittwoch



Blicken wir auf die Erwartungen. Nach 21,2 Mrd. Euro Umsatz in 2017 rechnet der Markt mit 22 Mrd. Euro für 2018, das Ebit soll um rund 14 Prozent auf 2,36 Mrd. Euro zulegen. Kräftig anspringen dürfte auch der Gewinn je Aktie von 5,38 Euro (2017) auf 8,36 Euro. Wie immer an der Börse zählt aber der Blick in die Zukunft, am Mittwoch wird Adidas auch einen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr 2019 geben. Bisher liegt die Messlatte auf der Umsatzseite bei 23,6 Mrd. Euro und einem Ebit von 2,7 Mrd. Euro. Der erwartete Gewinn je Aktie liegt seit Monaten nahezu unverändert bei 9,57 Euro, 2020 dürften 10,90 Euro möglich sein.

Vor allem bei der Marge sprintet Adidas in neue Dimensionen. Hier zeigen sich deutlich die Bemühungen des seit rund zweieinhalb Jahren amtierenden Konzern-Chefs Kasper Rorsted. Zuvor war der Däne bereits beim Konsumgüterhersteller Henkel sehr erfolgreich. Seine Strategie scheint auch beim Sportartikelhersteller aufzugehen: Zunächst die Attraktivität der Marke steigern, dies führt zu höheren Umsätzen und mehr Marktanteilen und wirkt sich schließlich positiv auf die Profitabilität aus. Die Zahlen geben Rorsted Recht: 2015 lag die operative Marge bei 6,5 Prozent, 2018 dürften es 10,8 Prozent sein, für 2020 werden 11,5 Prozent in Aussicht gestellt.

Fit für die Zukunft



Weltweit steht Adidas hinter Nike an zweiter Stelle in der Sportartikelindustrie und holt mächtig auf. Im Nordamerika-Geschäft könnten die Herzogenauracher auch im vierten Quartal Marktanteile gewonnen haben, zudem brummt die Nachfrage in China. Digitalisierung, Automatisierung und schnellere Produktionsprozesse sind der Schlüssel. Dies zeigt sich deutlich in der Entwicklung des Online-Geschäfts, im dritten Quartal lag das Wachstum bei 76 Prozent. Luft nach oben ist reichlich vorhanden: Bei einem avisierten Gesamtumsatz von rund 26 Mrd. Euro in 2020 werden wohl nur vier Mrd. Euro auf den eigenen Internethandel entfallen. Mit kleineren Sorgenfalten schaute der Markt zuletzt nur auf den Heimatkontinent: Zumindest im dritten Quartal verlief die Umsatzentwicklung deutlich schlechter als bei den wichtigsten Konkurrenten. Und auch bei Reebok dürfte sich der nachhaltige Ertragsaufschwung nach hinten verlagern.

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Punkten kann die Adidas-Aktie im Konkurrenzvergleich auf der Bewertungsseite. Für Puma, Nike und Amer Sports wird derzeit ein 2020er-KGV von etwa 24 aufgerufen, Adidas kommt auf 20. Die Dividende dürfte wohl von 2,60 auf 3,20 Euro steigen, die Rendite liegt dennoch bei mageren 1,5 Prozent.

Technisch gesehen sieht die Lage natürlich gut aus, bereits seit Jahren zählt Adidas zu den Top-Werten im Blue-Chip-Segment. Der Tageschart zeigt einen intakten Aufwärtskanal (grün gestrichelt), der aktuell Potenzial bis 230 Euro bietet. Anleger sollten sich aber auch auf die Unterseite schauen, zum Wochenauftakt wurde die erste Wendemarke bei 210 Euro gekauft. Statistisch war die Aktie zuletzt überhitzt (siehe Abstand zur 21-Tage-Linie unter dem Chart). Taktisch bewährt haben sich Käufe, wenn der Kurs um mehr als fünf Prozent unter dem Monatsdurchschnitt lag (grüne Linie im Indikator unter dem Chart). Übertragen auf die aktuelle Ausgangslage stellt daher die Zone im Bereich der 200-Tage-Linie (violett) um 200 Euro eine gute Nachkaufgelegenheit dar. Wer eine stärkere Korrektur am Gesamtmarkt erwartet, spekuliert auf einen Rücklauf bis 185 Euro.



Auf die Halbjahresergebnisse am 9. August reagierte der Markt euphorisch, die Neunmonatszahlen am 7. November wurden hingegen mit leichten Verlusten quittiert. Aktuell sind die Erwartungen recht hoch, seit dem Dezember-Tief legte der Kurs um rund 20 Prozent zu. Nach einer Atempause bleibt die Aktie aber aussichtsreich.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 250,00 Euro
Stoppkurs: 175,00 Euro

Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast bei n-tv und dem Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. www.index-radar.de

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