Russlands Luftfahrtbranche ist zunehmend isoliert. Russische Airlines erhalten keine Ersatzteile mehr und werden auch technisch nicht mehr unterstützt, wie die beiden Flugzeugbauer Boeing und Airbus am Mittwoch mitteilten.

Der US-Flugzeughersteller Boeing stellt eigenen Angaben zufolge die Lieferung von Teilen, die Wartung sowie den technischen Support für russische Fluggesellschaften und wichtige Geschäftsaktivitäten in Russland ein. "Während der Konflikt andauert, konzentrieren sich unsere Teams darauf, die Sicherheit unserer Kollegen in der Region zu gewährleisten", sagt ein Boeing-Sprecher. Zuvor hatte der Airbus-Rivale bereits den Betrieb seines Trainingscampus in Moskau ausgesetzt und sein Büro in Kiew vorübergehend geschlossen.

Auch der europäische Flugzeugbauer Airbus liefert russischen Fluggesellschaften keine Ersatzteile mehr. Die Niederlassung in Russland stelle im Einklang mit den Sanktionen ihren Betrieb ein, teilt das Unternehmen mit.

Das Gemeinschaftsunternehmen ECAR, das Airbus mit dem russischen Finanzinvestor Systema und der Industrieholding Kaslol betreibt und das rund 200 Ingenieure beschäftigt, stelle ebenfalls die Arbeit ein. Unklar sei, ob es im Rahmen der Sanktionen weiter betrieben werden könne, erklärte Airbus.

Die Flugzeugbauer reagieren damit auf die Strafmaßnahmen, die nach der Invasion in der Ukraine gegen die Luftfahrtbranche verhängt wurden und die den russischen Luftfahrtsektor international isolieren. Vorbild dafür sind die Sanktionen gegen den Iran und Nordkorea. Allerdings dürften die Auswirkungen deutlich gravierender sein, weil der russische Markt größer als der iranische oder nordkoreanische ist. Zudem besteht eine starke Abhängigkeit von westlichen Zulieferern.

Nach den Sanktionen dürfen nun keine Flugzeuge mehr nach Russland verkauft oder vermietet werden, auch Ersatzteile dürfen nicht mehr geliefert werden. Derzeit haben russische Airlines nach Angaben des Analysehauses Cirium rund 515 Flugzeuge mit einem Marktwert von schätzungsweise zehn Milliarden Dollar geleast. Die Vermieter haben nach den EU-Sanktionen bis zum 28. März Zeit, ihre Verträge zu kündigen; unklar ist, ob die Flugzeuge tatsächlich zurückgegeben werden. Zudem haben russische Fluggesellschaften derzeit 62 offene Flugzeugbestellungen bei Airbus und Boeing, wie IBA-Daten zeigen.

Im vergangenen Jahr kam Russland nach Berechnungen der Beratungsfirma IBA auf einen Anteil von rund sechs Prozent am weltweiten Flugverkehr. Die Kapazitäten lagen über dem Niveau vor Ausbruch der Pandemie, und russische Fluggesellschaften galten als verlässliche Kunden für Leasingfirmen. Dabei spielt vor allem der große Binnenmarkt eine Rolle; in dem riesigen Land sind viele Entfernungen nur mit dem Flugzeug zu überbrücken.

Einschätzung zur Airbus-Aktie


Die Airbus-Aktie stürzte zu Beginn der Corona-Krise im Frühjahr 2020 brutal ab und konnte das Minus noch nicht wieder aufholen. Auf Sicht von zwölf Monaten steht immerhin ein Plus von acht Prozent. Seit Jahresbeginn hat der Kurs allerdings auch mehr als acht Prozent verloren. Aufgrund der Unsicherheiten rund um den Krieg in der Ukraine drängt sich ein Einstieg gerade nicht auf - auch wenn wir der Aktie grundsätzlich positiv gegenüber stehen.

Einschätzung zur Boeing-Aktie


Auch die Boeing-Aktie konnte sich von dem coronabedingten Kurseinbruch noch nicht erholen. Die Baustellen bei dem krisengeschüttelten Konzern bleiben, auch wenn sich das Geschäft mit der mit 737 Max immer mehr erholt, die nach zwei verheerenden Abstürzen 20 Monate lang mit Startverboten belegt war. Am Mittwoch liegt der Kurs knapp ein halbes Prozent im Minus. Ebenfalls beobachten.

fh/rtr/dpa-AFX