Mega-Kurssprung bei SDax-Wert Software AG: Das Darmstädter Unternehmen soll von einem US-Investor geschluckt werden. Silver Lake hatte sich bereits vor gut einem Jahr eingekauft. Nun wollen die Amerikaner alles übernehmen. Bevor die Software-Aktie von der Börse genommen wird, explodiert der Kurs am Montag. Wie Anleger nun reagieren sollten.

Der US-Finanzinvestor Silver Lake will die Darmstädter Software AG übernehmen. Die auf Technologie-Firmen spezialisierten Amerikaner bieten den Aktionären 30 Euro je Anteilschein, wie sie in der Nacht zum Samstag mitteilten. Silver Lake wäre das Unternehmen damit 2,2 Milliarden Euro wert.

Das Übernahmeangebot stehe unter dem Vorbehalt einer Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent plus einer Aktie, hieß es weiter. Einen Teil davon hat sich Silver Lake schon mehr oder weniger gesichert. So erwarb der Investor im Februar 2022 für 344 Millionen Euro Wandelanleihen der Software AG, die nach der Wandlung rund neun Prozent der ausgegebenen Software-AG-Aktien ausmachen würden. Im Aufsichtsrat der Südhessen sitzen bereits zwei Vertreter von Silver Lake.

Eigner unterstützen das Übernahmeangebot

Zudem hat der mit Abstand größte Aktionär, die Software-AG-Stiftung, einen Vertrag zum Verkauf von 25,1 Prozent der Software-AG-Aktien an Silver Lake unterzeichnet. Die Stiftung, die zuletzt knapp ein Drittel an dem Unternehmen gehalten hat, unterstütze das Übernahmeangebot uneingeschränkt. Vorstand und Aufsichtsrat der Darmstädter wollen den Angaben zufolge den Aktionären die Annahme des Übernahmeangebots empfehlen.

Software-AG-Vorstandschef Sanjay Brahmawar verwies auf die Erfahrung von Silver Lake bei der Unterstützung von Unternehmen im Umbau hin zu Geschäftsmodellen, die auf die Nutzung von Software über das Netz und im Abonnement ausgelegt sind.

Der Investor sichert der Software AG unter anderem zu, am Firmensitz und an den Standorten des Unternehmens nichts zu ändern. Das Softwarehaus solle so schnell wie möglich von der Börse genommen werden, ein Beherrschungsvertrag sei aber nicht nötig. Silver Lake hatte vor einigen Wochen dem größeren Software AG-Rivalen SAP dessen Datenanalyse-Tochter Qualtrics für 7,7 Milliarden Dollar abgenommen.

Kurssprung um 50 Prozent

Der Aktienkurs der Software AG hatte sich seit dem Amtsantritt Brahmawars im August 2018 bis zur Ankündigung der geplanten Silver-Lake-Übernahme nahezu halbiert. Zuletzt war das Unternehmen an der Börse auch in den Kleinwerteindex SDax abgestiegen. Die Dividende kürzte das Management im März wegen eines Gewinneinbruchs im Vorjahr von 76 auf 5 Cent.

Die neue Finanzchefin Daniela Bünger sagte, die am kommenden Donnerstag (27. April) anstehenden Quartalszahlen für die ersten drei Monate erfüllten bei den Prognose-Kennziffern die Markterwartungen. Zudem bestätigte sie "für alle Kenngrößen die Prognosen für das Gesamtjahr 2023".

Der Xetra-Schlusskurs des im SDax notierten Unternehmens hatte vor dem Wochenende bei 19,97 Euro gelegen. Am Montag nun springt die Software-Aktie zeitweise um gut 50 Prozent auf 30 Euro.

Software AG (WKN: A2GS40)

So sollten Anleger reagieren

Analysten sehen das Übernahmeangebot positiv. Bei Oddo wurde konstatiert, die Bewertung liege 15 Prozent über dem Branchenschnitt. Der gebotene Preis sei fair angesichts unsicherer Perspektiven für das Unternehmen, hieß es auch in einem Kommentar von Kepler Cheuvreux. Silver Lake dürfte das Portfolio der Software AG erweitern und an der Kostenschraube drehen, um das volle Potenzial auszuschöpfen.

Nach Einschätzung von Analyst Armin Kremser von der DZ Bank kommt das Übernahmeangebot überraschend. "Letztendlich hat es die Software AG als eigenständiger Konzern aber über viele Jahre nicht geschafft, das grundsätzlich mögliche hohe Wachstum aus dem Bearbeiten von Zukunftsmärkten wie Data Integration und Data Analytics in adäquatem Maße zu erschließen und damit nachhaltig Wert für die Aktionäre zu schaffen", betonte der Experte. Auch er rät dazu, das Übernahmeangebot anzunehmen.

Das Analysehaus Warburg Research hat Software AG von "Hold" auf "Sell" abgestuft. Analyst Hannes Müller begründet dies am Montag in einer Studie mit der Höhe des Übernahme-Angebots von Silverlake, das mit 30 Euro klar über seinem Kursziel von 23 Euro liegt. Die Mindestquote für die Übernahme von 50 Prozent dürfte erreicht werden. Die Finanzaufsicht BaFin muss noch grünes Licht für den Deal geben.

BÖRSE ONLINE hatte die Software AG zuletzt Ende März zum Kauf empfohlen und dabei ein Kursziel von 45 Euro ausgegeben. Dieses dürfte nun nicht mehr erreicht werden. Engagierte Anleger können auf das offizielle Andienungsangebot warten oder die Aktie bereits auf dem erreichten Niveau um 30 Euro verkaufen. Auf eine Erhöhung des Angebots zu spekulieren, dürfte vergeblich sein.

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(Mit Material von dpa-AFX)