Der Dollar fällt, die Zinsen auch – und Top-Analyst Marko Papic sieht darin keine Gefahr, sondern eine bullische Einladung. Warum jetzt Pessimismus Rendite kostet.

Was für einen Unterschied drei Monate machen! Ziemlich genau so lange ist es nämlich erst her, als die Weltbösen nach der Ankündigung der Trump-Zölle in den Abgrund blickten: Anfang April verlor der S&P 500 innerhalb von nur zwei Handelstagen 10 Prozent an Wert.

Seitdem legten die amerikanischen Aktienmärkte indes eine der spektakulärsten Aufwärtsbewegungen in ihrer Geschichte hin: Der S&P 500 gewann in 12 Wochen knapp 30 Prozent an Wert – und das, obwohl das Marko-Umfeld mit einem schwacher Dollar, fallende Renditen, steigende Staatsschulden grundsätzlich problematisch bleibt.

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Dollar-Verfall kein Grund zur Besorgnis 

Für Marko Papic, Chefstratege beim renommierten Analysehaus BCA Research, sind die Rahmenbedingungen an den Finanzmärkten indes kein Grund zur Besorgnis. Im Gegenteil:  Wer jetzt auf fallende Kurse setzt, laufe Gefahr, die Signale des Marktes falsch zu deuten, erklärte Papic gestern in einem Interview bei CNBC-Interview. 

Der Dollar hat im ersten Halbjahr rund zehn Prozent verloren – der schlechteste Jahresstart seit 1973. Für Papic ist das jedoch kein Alarmsignal, sondern ein weiterer Indikator für eine marktgetriebene Erwartung von Zinssenkungen. „Der Markt pusht die Fed in Richtung Rate Cuts“, sagt er. Auch Trump, der Arbeitsmarkt – und die Kapitalmärkte insgesamt – würden diese Entwicklung fordern. Und: Ein schwächerer Dollar sei in der Regel sogar stimulierend für die US-Wirtschaft. 

Fed hat viel Spielraum 

Selbst beim Ölpreis – oft als Konjunktur-Bremse gefürchtet – sei die Risikoprämie zuletzt „so kurz wie die Lebensdauer einer Fruchtfliege“ gewesen. Die Kombination aus billigem Dollar, niedrigem Ölpreis und einem Notenbank-Puffer von 450 Basispunkten an möglichen Zinssenkungen sei für Anleger komfortabel. 

 „Es gibt noch viel Spielraum, und wenn Jay Powell nicht handelt, dann tut es eben der Schattenvorsitzende“, so Papic mit einem augenzwinkernden Verweis auf die politische Realität in Washington.

Keine Angst vor Defiziten – die Märkte haben längst reagiert

„Der Anleihemarkt hat die Pläne im Haushaltsgesetz längst eingepreist“, erklärt Papic weiter. Die Renditen seien trotz der Defizitdebatte von 4,8 auf rund 4,2 Prozent gefallen – ein Zeichen, dass Investoren eher mit einem wirtschaftlichen Abkühlen rechnen als mit einer Schuldenkrise. Die USA würden aktuell sogar erste Schritte in Richtung fiskalischer Konsolidierung unternehmen – entgegen der landläufigen Meinung, Washington bleibe auf ewig verschwenderisch.

So enthalte das neue „One Big Beautiful Bill“ – von Papic süffisant in „One Marginally Sizable Bill“ umbenannt – deutliche Einsparungen. Statt der befürchteten 10 bis 15 Billionen Dollar an neuen Schulden, wie sie Trumps Wahlprogramm noch angekündigt hatte, komme nun ein Mix aus Kürzungen und pauschalen Zöllen („eine Art Konsumsteuer“) zum Tragen. Und der größte fiskalische Belastungsfaktor sei ironischerweise die Verlängerung der Steuererleichterungen von 2017 – die ohnehin keine konjunkturelle Wirkung mehr hätten.

Anleger tun nach Papics Einschätzung also gut daran, die markroökonimische Bedenken beiseite zu schieben und sich auf das Big Picture zu konzentrieren. Und das bleibe nach Einschätzung des Chefstrategen beim Analysehaus BCA Research für die US-Märkte weiterhin positiv.


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Infront S&P 500 (WKN: A0AET0)