Zwölf Prozent der Kapitalanlagen von rund 220 Milliarden Euro bestanden Ende September aus Aktien und alternativen Investments - "deutlich mehr als bei den meisten Wettbewerbern". Alternative Kapitalanlagen werfen zu wenig ab. Notfalls könne die Allianz aber auch schnell umsteuern, sagt Lindner. "Das haben wir kurz vor Ausbruch der Finanzmarktkrise 2007/08 gezeigt, als wir die Aktienquote in kurzer Zeit von über 25 auf sieben Prozent zurückgefahren haben."

Die deutschen Lebensversicherer haben wegen der Zinsflaute Probleme, die Renditen zu erwirtschaften, die sie den Kunden einst versprochen haben. Viele rücken deshalb von den lebenslangen Garantien ab, für die sie sich mit langlaufenden Staatsanleihen vollsaugen müssen, die aber kaum noch Rendite abwerfen. Die Allianz hatte als eines der ersten Unternehmen mit neuen Produkten darauf reagiert, die Aktienquoten von teilweise mehr als 30 Prozent erlauben.

Die traditionellen Pfandbriefe, einst das Rückgrat vieler Versicherer, verbannt Lindner zunehmend aus den Portfolios, weil der Markt immer kleiner und damit illiquider wird. "In den letzten zehn Jahren ist ihr Anteil in unserem Portfolio von 60 auf 25 Prozent gefallen", sagt er. "Und die Quote dürfte sich im Laufe der kommenden Jahre noch einmal deutlich verringern." Bei Staatsanleihen greife Allianz Leben verstärkt zu Papieren außerhalb der Euro-Zone, die sich lohnten, obwohl die Allianz das Währungsrisiko absichern müsse. "Deutsche Staatsanleihen sind derzeit uninteressant, weil sie schlicht zu teuer sind."

PIMCO - "UND DAS IST AUCH GUT SO"



Den Großteil der Kapitalanlagen lässt Allianz Leben von dem zum Allianz-Konzern gehörenden US-Fondsmanager Pimco verwalten. Er war durch einen Führungsstreit und massive Abflüsse aus seinen Rentenfonds ins Gerede gekommen. Doch Lindner steht zu Pimco: "In Europa haben wir von der Unruhe in den USA bei der Zusammenarbeit nichts gemerkt. Pimco managt rund 70 Prozent der Kapitalanlagen von Allianz Deutschland - und das ist auch gut so."

Der Versicherungsriese Allianz stimmt die Anlagestrategie seiner Konzerngesellschaften seit einigen Jahren ab. Nur so seien auch Großprojekte wie der Kauf der Raststätten-Kette Tank & Rast machbar, erklärt Lindner. Ein Konsortium um die Allianz hatte dafür im vergangenen Jahr 3,9 Milliarden Euro bezahlt. "Diese Möglichkeiten haben nur wenige andere große Anleger in Europa." Versicherer gieren nach solchen Anlagen, weil sie über Jahre hinweg relativ sichere und vergleichsweise hohe Renditen versprechen.

Doch die öffentliche Hand zögert bei der privaten Finanzierung von Infrastruktur, bedauert Lindner: "Wir würden im Infrastruktur-Bereich gerne viel mehr machen in Europa, vor allem auf der Fremdkapital-Seite, etwa bei der Finanzierung von Autobahnen. Aber auch Datenübertragungs- oder Energienetze sind vorstellbar." Anders als in Frankreich oder Großbritannien sei das den Bürgern hier jedoch schwer zu vermitteln. Windräder auf hoher See seien der Allianz dagegen meistens noch zu riskant: "Zurückhaltend sind wir nach wie vor bei Offshore-Windparks, da wir bisher noch keine Anlagen gefunden haben, bei denen wir überzeugt waren, dass die potenzielle Rendite das langfristige Risiko auch angemessen kompensiert", sagt Lindner.

Reuters