Der Finanzkonzern Allianz veröffentlicht am 17. Februar Zahlen und gibt den Ausblick auf 2023. Dabei hat die Aktie hat einiges aufzuholen. Wie hoch es jetzt für Anleger gehen kann. Von Jörg Lang

Es sieht ein wenig danach aus, als ob die Investoren Angst vor der eigenen Courage bekommen haben. Die Aktie des Versicherungskonzerns Allianz hat sich jedenfalls zum wiederholten Male Richtung mehrjähriger Widerstandslinie vom 230 Euro vorgetastet. Der Sprung darüber wollte bislang aber nicht gelingen. Der Durchbruch wäre aber ein wichtiges Signal. Zur Jahrtausendwende kostete die Aktie nämlich noch fast 400 Euro, im langfristigen Kursbild gibt es deshalb immer noch eine Kurslücke zumindest bis reichlich 300 Euro, die gefüllt werden könnte.

So läuft das Geschäft der Allianz

Gut vorstellbar allerdings, dass die Ergebnisse, die der Konzern am 17. Februar liefern will, Stoff bietet, den Wert in über zwei Jahrzehnte nicht erreichte Kursregionen zu schieben: Sowohl die erwirtschafteten Ergebnisse als auch der Ausblick haben durchaus Überraschungspotenzial. Allianz hat drei Bereiche. Den größten Anteil an den Erträgen steuert das Sachversicherungsgeschäft bei. Hier geht es etwa um Policen für Autos, Haftpflicht oder Rechtsschutz. Ertragsbringer Nummer 2 sind Kranken- und Lebensversicherungen. Das Geschäft gilt als stabiler Ertragslieferant mit geringeren Schwankungen. Letztlich ist der Konzern mit Tochter Allianz Global Investor auch ein großer Asset-Manager, der Geld für Dritte verwaltet. Das Geschäft unterliegt größeren Schwankungen, weil etwa Gewinn-beteiligungen nicht immer gleich sind.

Entsprechend hat sich Allianz in den einzelnen Bereichen 2022 recht unterschiedlich entwickelt. Das Versicherungsgeschäft lief stabil, die operativen Erträge waren vor allem auch im Sachbereich erfreulich. In der Geldverwaltung gab es schon ausgelöst durch den Einbruch der Börsen nach Beginn des Ukraine-Kriegs und dem Zinsanstieg einigen Gegenwind. Steigende Zinsen sorgen für Kursverluste bei Anleihen. Das reduziert das verwaltete Vermögen ebenso wie Kursverluste an den Börsen. Zudem musste das Unternehmen auch noch Altlasten von bestimmten Investmentprodukten verkraften.

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Das dürfen Anleger von den Allianz-Quartalszahlen erwarten

Einiges deutet schon darauf hin, dass die Vermögensverwaltung im vierten Quartal die Trendwende geschafft haben sollte. So startete die US-Fondstochter Pimco das vierte Quartal noch mit Mittelabflüssen. Die Angaben zum verwalteten Vermögen Ende des Jahres sprechen aber dafür, dass die Geschäfte in den beiden Schlussmonaten besser gelaufen sind. Zudem könnten Gewinnbeteiligungen höher ausgefallen sein als erwartet. In der Summe wird Allianz mit einer Steigerung des Gewinns pro Aktie aufwarten. Zudem sollte die Dividende zumindest von 10,80 Euro auf 11,40 Euro erhöht werden.

Gewinn und Dividende steigen 2023

Darauf aufbauend kann der Ausblick auf das neue Jahr optimistisch ausfallen. Zum einen werden einige Sonderbelastungen wegfallen. Allein das sollte den Nettogewinn pro Aktie schon Richtung 20 Euro schieben können. Dazu kommen aber noch Potenziale in den einzelnen Geschäftsbereichen. Die höheren Inflationsraten bieten dem Konzern die Möglichkeit, im Sachgeschäft die Preise zu erhöhen. Die Kostenbelastungen aus den Schäden laufen dem hinterher, was den operativen Ertrag vor Kapitalanlagen anschieben wird. Zudem wirken höhere Zinsen positiv auf Kurzfristanlagen, aber auch auf den Kapitalbedarf, der für Leben- und Krankenversicherungen vorgehalten werden muss. Letztlich deuten die ersten guten Monate an den Kapitalmärkten auch darauf hin, dass Allianz 2023 im Asset-Management besser abschneiden könnte.

In der Summe sollte ein zweistelliger Zuwachs beim Gewinn pro Aktie mit einer erneuten Erhöhung der Dividende auf über zwölf Euro möglich sein. Weil die ersten Monate 2022 noch im Krisenmodus waren, wird der Konzern schon von Beginn an eine hohe Dynamik zeigen können. Was könnte dann bei der Aktie drin sein? Die Analysten von Berenberg etwa trauen ihr zu, dass sie sich wieder an Regionen zur Jahrtausendwende vortastet. Ihr Kursziel liegt bei 304 Euro.

Dieser Artikel erschien zuerst in BÖRSE ONLINE 06/2023. Hier erhalten Sie einen Einblick ins Heft.

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Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Allianz