650 Millionen Euro investiert die Allianz im laufenden Jahr in die Digitalisierung. 2017 sollen diese Ausgaben erhöht werden, sagte der Vorstand für das operative Geschäft (COO) Cristof Mascher. 2014 investierte der Versicherer erstmals in digitale Strategien - damals noch 400 Millionen Euro. Bis Ende 2018 erwartet der Versicherer, dass sich der Gewinn dadurch um eine Milliarde Euro steigert. 800 Millionen Euro seien dabei schon fest eingeplant.

Mit der Investition in Digitalisierung reagiert die Allianz auf das schwierige Marktumfeld: Durch das Niedrigzinsumfeld kann der Versicherer die Renditen nicht erwirtschaften. Zusätzlich seien die Kunden nicht bereit, höhere Preise zu bezahlen. Die Allianz will nun operativ Kosten sparen, indem er Abläufe vereinfacht - digitalisiert. Dieser Prozess geht Chef Oliver Bäte aber noch immer zu langsam: "In einer digitalen Welt brauchen wir eine andere Mentalität," sagte er.

Eckpfeiler des digitalen Geschäftsmodells



Als "absolute Zielsetzung" der neuen Strategie bezeichnet Mascher die Verbesserung der Kundenerfahrung. In der "Global Digital Factory" etwa suchen Mitarbeiter von weltweit 30 Allianz-Unternehmen nach Wegen, wie Verbraucher benutzerfreundlich, jederzeit und mobil mit dem Versicherer in Kontakt treten können. Der Versicherer wird von 2017 an Start-ups unterstützen. Dazu wurde der mit 430 Millionen Euro dotierte Fonds "Allianz X" geschaffen, sagte Digitalvorstand Solmaz Altin. Mit rund 287 Millionen Euro davon will der Versicherer eigene Start-ups finanzieren, mit dem Rest bestehende Neuunternehmen unterstützen.

Die Allianz will neue Plattformen erschließen, um die Kunden besser zu erreichen, wie etwa im Schaden-Management. So können seit 2015 etwa Nutzer der "Claims-App" ihre Rechnungen per Foto einreichen, die dann automatisch ausgewertet werden, sagte Birgit König, Chefin der "Allianz Private Krankenversicherung AG". Dadurch will das Unternehmen vor allem die Fehlerquote in der Bearbeitung senken.

Letzter Punkt der neuen Strategie sind die Dienstleistungen: Der Versicherer will seine Kontakte zu den Kunden verbessern und erweitern. In Frankreich etwa stellt die Allianz älteren Menschen im Rahmen des "smart home"-Programms ein Sensorarmband zur Verfügung, das bei einem Unfall im Haus automatisch Angehörige verständigt. Um jüngere Zielgruppen zu erreichen, setzt die Allianz auf soziale Medien. Im September 2016 verzeichnete die Allianz 1,5 Millionen Kontaktaufnahmen pro Woche über Facebook. Im vergangenen Jahr waren es noch wöchentlich 500 000.

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Gute Zahlen



Die Versicherungsbranche leidet unter den niedrigen Zinsen der europäischen Zentralbank. Viele Unternehmen hatten langfristige Garantien ausgegeben, die durch die geringe Rendite der deutschen Staatsanleihen nur schwer finanzierbar sind. Finanzvorstand Dieter Wemmer trat Befürchtungen einiger Analysten entgegen, dass die Allianz die gesamte Branche im Insolvenzfall über die Auffanggesellschaft Protektor stützen müsse. "Es gibt einige große Wettbewerber, die sehr solide dastehen", sagte er am Mittwoch. "Und die, die schwächer sind, sind zumeist Teil von soliden Konzernen."

Die Zahlen der Allianz im laufenden Jahr sind dennoch positiv. Der Überschuss stieg im vergangenen Quartal um rund ein Drittel auf 1,9 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis verbesserte sich um knapp 20 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. Erstmals seit mehr als drei Jahren flossen auch der US-Fondstocher Pimco netto Mittel in Höhe von 4,7 Milliarden Euro zu.

Aktienrückkäufe im kommenden Jahr



Das Thema Aktienrückkauf stand auch am Mittwoch weiter im Raum. Bäte bekräftigte: "Wenn wir das Kapital nicht brauchen, werden wir es zurückzahlen." Denn zuletzt hatte Finanzchef Wemmer bei der Vorstellung der Quartalszahlen vor gut drei Wochen den Kauf eigener Aktien in Höhe von 2,5 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Dieses Budget war ursprünglich für Zukäufe vorgesehen. Bislang fand der Versicherer aber kein Übernahmeziel. Bankhaus Lampe-Analyst Andreas Schäfer sagte kürzlich zu BÖRSE ONLINE, er gehe davon aus, dass der Versicherer kein Unternehmen mehr zukaufe.

Auf Seite 3: Empfehlung zur Aktie





Empfehlung zur Aktie



Seit Anfang Juli stieg die Allianz-Aktie um rund 20 Prozent auf bis zu 150,00 Euro. Traditionell schüttet der Versicherer die Hälfte des Gewinns als Dividende aus. Die Rendite lag zuletzt bei 4,46 Prozent.

Am Mittwoch zeigten sich die Anleger von den Plänen der Allianz unbeeindruckt: Die Aktie sank bis Handelsschluss leicht auf 149,80 Euro. Oddo Seydler-Analysten sehen das Papier dennoch positiv und gehen davon aus, dass die Allianz genug finanzielle Ressourcen habe, dass sie die Messlatte der Digitalisierung "auf ein Niveau heben wird, bei dem viele kleinere Mitspieler im Wettbewerb nicht mehr mithalten können."

Empfehlung: Kaufen
Ziel: 170,00 Euro
Stopp: 120,00 Euro