Umweltschutz und Börse? Das war bislang ein Thema für ethisch motivierte Idealisten oder kirchliche Stiftungen. Doch das ändert sich nun. "Umweltschutz rechnet sich", lautet die neue Devise von kühl kalkulierenden Investoren. Frédéric Hoogveld von Amundi Asset Management hat dies erlebt, als ihn Mitarbeiter von zwei großen europäischen Pensionsfonds vor einiger Zeit ansprachen. "Sie argumentierten damit, dass die ökonomischen Kosten klimaschädlicher Aktivitäten in den Aktienkursen vieler Unternehmen nicht eingepreist sind", sagt Hoogveld. Hintergrund: Hoogveld leitet bei Amundi das Investment-Spezialisten-Team für Smart-Beta- und Indexprodukte. Dies umfasst auch "Low Carbon"-Strategien mit einer niedrigen CO2-Intensität.

Das ökonomische Kalkül der Investoren ist durchaus nachvollziehbar. Denn um den Anstieg der weltweiten Temperatur zu drosseln, sollten möglichst wenig fossile Rohstoffe verbrannt werden. Künftig dürften C02-Emissionen daher mit höheren Kosten belegt werden. Sei es durch Steuern oder Verbote. Zudem werden viele Unternehmen ihre Reserven an fossilen Rohstoffen in der Erde nicht mehr fördern können. Entweder, weil die Nachfrage sinkt, oder weil dies regulatorisch eingeschränkt wird. Mittlerweile hat Amundi einen Indexfonds lanciert, der dieses Thema aufgreift. Amundi ETF MSCI World Low Carbon (ISIN: FR 001 265 796 3) heißt das neue Produkt, dass die Franzosen am 12. Mai 2015 aufgelegt haben. "Die Low Carbon Leaders Strategie soll den C02-Fußabdruck deutlich reduzieren, sagt Hoogveld, "und zugleich möglichst wenig vom MSCI World Index abweichen".

Das Ergebnis dieser Optimierung erstaunt zunächst. Der Low-Carbon-Leader-Index weicht bei den Ländern und Branchen kaum vom MSCI World Index ab. Der Tracking Error lag bisher unter einem Prozent. Allerdings reduziert der Low-Carbon-ETF die Klimagas-Emissionen gegenüber dem MSCI World Index um 50 Prozent. Weniger "CO2-Intensität" bedeutet für Amundi: Der Low-Carbon-ETF reduziert den Anteil von Unternehmen, die viel C02 emittieren oder die große Reserven fossiler Rohstoffe halten. Hoogveld hält diesen Ansatz für vielversprechend. Sollten die Maßnahmen zum Klimaschutz geringer ausfallen als erwartet, würde sich der Low-Carbon-ETF ähnlich wie der MSCI World Index entwickeln. Andernfalls sollte er besser abschneiden. Amundi kann die CO2-Intensität noch deutlicher senken und auf weitere Unternehmen verzichten. Dann würde der Low-Carbon-ETF jedoch stärker vom MSCI World Index abweichen, was viele institutionelle Anleger vermeiden möchten. Zudem bestünde die Gefahr, zu einem Nischenprodukt zu werden, betont Hoogveld. Amundi ist nicht allein mit dieser Strategie. Innerhalb der Portfolio Decarbonization Coalition haben sich inzwischen Anleger wie Norwegens Staatsfonds und die Church of Sweden zusammengeschlossen und angekündigt, mehr als 600 Milliarden Euro an Anlagegeldern zu dekarbonisieren.