Der anhaltende Verfall des Ölpreises sorgt für Verunsicherung an den europäischen Aktienmärkten. Dax und EuroStoxx50 verloren jeweils etwa ein Prozent auf 9920 beziehungsweise 3210 Punkte. Die richtungsweisende Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um bis zu 1,4 Prozent und war mit 65,29 Dollar je Barrel (159 Liter) so billig wie zuletzt im September 2009.

"Normalerweise sind fallende Ölpreis gut für die Volkswirtschaften der Welt und einige Branchen", sagte Philippe Gijsels, Chef-Analyst von BNP Paribas Fortis Global Markets. "Die Geschwindigkeit des Verfalls macht Anleger aber nervös." Seit Ende Juni hat sich der wichtige Rohstoff Öl wegen eines weltweiten Überangebots um mehr als 40 Prozent verbilligt.

Aktienhändler Markus Huber vom Brokerhaus Peregrine & Black machte zudem Furcht vor einer Abkühlung der chinesischen Konjunktur für die aktuellen Verkäufe verantwortlich. Genährt würden diese Spekulationen von der Ankündigung, dass China nur noch Unternehmensanleihen mit Top-Bonitätsnoten als Sicherheiten für Kredite akzeptieren wolle. Eine rückläufige Kreditvergabe könnte vor allem die Bautätigkeit in China dämpfen.

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FURCHT VOR POLITISCHEM PATT IN GRIECHENLAND

Anleger blickten zudem mit Sorge auf die vorgezogene Präsidentenwahl in Griechenland. Sie befürchteten, dass sich die Abgeordneten nicht auf ein neues Staatsoberhaupt einigen können, sagte Analyst Manos Hatzidakis von Beta Securities. In diesem Fall schreibt die Verfassung Neuwahlen vor. In Umfragen liegt die oppositionelle Partei Syriza vorn, die den strikten Sparkurs der aktuellen, konservativen griechischen Regierung ablehnt.

Der Athener Leitindex brach am Dienstag um 8,7 Prozent ein. Auch griechische Staatanleihen warfen Investoren in hohem Bogen aus ihren Depots. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Titel auf 7,818 Prozent von 7,274 Prozent am Vortag. Einige Anleger schichteten ihr Geld in die als sicher geltenden Bundesanleihen um. Deren Renditen fielen daraufhin auf 0,697 Prozent und lagen weniger als einen Basispunkt über ihrem Rekordtief.

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DEUTSCHE BANK UNTER DRUCK - TESCO STÜRZEN ERNEUT AB

Im Dax gehörte die Deutsche Bank mit einem Kursminus von 1,9 Prozent zu den größten Verlierern. Die USA verklagen das Geldhaus wegen angeblichen Steuerbetrugs zur Zahlung von 190 Millionen Euro. Die Deutsche Bank stehe zwar zahlreichen weiteren, potenziell kostspieligeren Gerichtsverfahren gegenüber, sagte ein Börsianer. Ein Belastungsfaktor sei die aktuelle Klage aber dennoch.

An der Londoner Börse brachen Tesco sogar um bis zu 17 Prozent ein. Das ist der größte Tagesverlust in der Geschichte des britischen Einzelhändlers. Das Unternehmen hatte zuvor die Investoren mit der vierten Prognosesenkung des Jahres aufgeschreckt. Mit 155,4 Pence waren die Titel des weltweit drittgrößten Einzelhändlers zeitweise so billig wie zuletzt im Februar 2000. Im Sog von Tesco verloren die Rivalen Morrisons, Sainsbury, Metro und Carrefour zwischen einem und 5,4 Prozent.

Kräftig zulegen konnten dagegen Zumtobel. Dank Fortschritten beim Konzernumbau stiegen die Aktien des österreichischen Leuchten-Herstellers um bis zu acht Prozent auf ein Acht-Monats-Hoch von 17,69 Euro. Damit waren sie die einzigen Gewinner im Wiener Auswahlindex ATX.

Reuters