Die Erleichterung der Anleger über den Schulden-Deal mit Griechenland und nachlassende Furcht vor einem Brexit haben den europäischen Börsen am Mittwoch Auftrieb gegeben. Zusätzlichen Schub lieferte die überraschend positive Stimmung in den deutschen Chef-Etagen und der Anstieg des Ölpreises. In Kombination mit dem schwachen Euro schüre dies Erwartungen an eine bessere konjunkturelle Entwicklung in den kommenden Monaten, sagte Jochen Stanzl, Analyst des Online-Brokers CMC Markets.

Rückläufige US-Lagerbestände nährten die Hoffnung auf ein Ende des weltweiten Erdöl-Überangebots. Dies trieb den Preis für die US-Sorte WTI zeitweise auf ein Siebeneinhalb-Monats-Hoch von 49,45 Dollar je Barrel (159 Liter). Ein Euro kostete 1,1148 Dollar und lag damit einen knappen US-Cent unter dem Hoch des Vortages. Damit werden Waren europäischer Firmen auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähiger. Dies verhalf Dax und EuroStoxx50 zu Kursgewinnen von jeweils gut 1,5 Prozent. Die beiden Indizes notierten bei 10.196 und 3056 Punkten. Auch an der New Yorker Wall Street ging es bergauf.

Dank der Aussicht auf neue Hilfszahlungen und Schulden-Erleichterungen für Griechenland stieg der Athener Leitindex zeitweise sogar auf ein Sechs-Monats-Hoch von 651,60 Zählern. Auch die Staatsanleihen des Mittelmeer-Anrainers waren gefragt. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf ein Eineinhalb-Jahres-Tief von 6,976 Prozent.

UMFRAGEN DEUTEN AUF SCHRUMPFENDES BREXIT-LAGER HIN



Am Devisenmarkt kletterte das Pfund Sterling auf 1,3197 Euro und war damit so teuer wie zuletzt Anfang Februar. Umfragen zufolge wächst in Großbritannien das Lager der EU-Befürworter. In London sprechen sich demnach sogar 51 Prozent der Befragten gegen den Brexit aus. Die Hauptstädter gelten neben den Schotten als EU-freundlichste Bevölkerungsgruppe. Buchmacher taxieren die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Briten am 23. Juni für den Verbleib ihres Königreichs in der Staatengemeinschaft aussprechen, auf mehr als 80 Prozent.

Der Ifo-Index, der die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen widerspiegelt, kletterte derweil auf den höchsten Stand seit Ende 2015. Vor allem die Exportbranche wittere Morgenluft, sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. "Der Auftragseingang aus den USA kann die mageren Bestellungen aus Schwellenländern kompensieren."

Vor diesem Hintergrund spekulierten Anleger verstärkt auf eine nahende US-Zinserhöhung. Dies trieb den Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen wie Euro oder Yen widerspiegelt, auf ein Zwei-Monats-Hoch von 95,661 Punkten. Auch die Finanzwerte profitierten von der Aussicht auf steigende Zinsen. "Das könnte die Geschäfte für die Geldhäuser zumindest in den USA beleben", sagte ein Händler.

Der europäische Banken-Index gewann daraufhin 2,3 Prozent. Mit den spanischen Instituten Santander und BBVA sowie der französischen Societe Generale (SocGen) und der Deutschen Bank tummelten sich vier Geldhäuser unter den fünf größten Gewinnern im EuroStoxx50. Ihre Aktien gewinnen bis zu 4,5 Prozent.

NEUE ÜBERNAHMESPEKULATIONEN UM STADA



Am deutschen Aktienmarkt sorgte außerdem Stada für Aufsehen. Einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge spricht der Arzneimittel-Hersteller mit dem Finanzinvestor CVC über eine mögliche Übernahme. Dies katapultierte die Papiere auf ein Acht-Jahres-Hoch von 48,30 Euro. Stada und CVC wollten sich zu dem Bericht nicht äußern.

Reuters