Die Freude der Anleger über die Einigung im griechischen Schuldenstreit ist am Dienstag der Ernüchterung gewichen. Schließlich müsse das Verhandlungsergebnis von den Athener Abgeordneten und anderen Parlamenten der Euro-Zone noch abgesegnet werden, betonten die Analysten der Essener National-Bank. Auch die jüngsten Wirtschaftsdaten konnten die Investoren nicht überzeugen. Der Dax gab um 0,5 Prozent auf 11.422 Punkte nach. Der EuroStoxx50 sank um 0,4 Prozent auf 3577 Zähler. An den US-Börsen zeichnete sich ebenfalls ein schwächerer Handelsstart ab.

Die US-Einzelhändler machten im Juni überraschend weniger Umsatz. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft. "Die Zahlen enttäuschen", erklärte Helaba-Analyst Ralf Umlauf. Damit sinke die Chance für eine baldige Zinswende in den USA. In den vergangenen Wochen schwankten die Prognosen der Börsianer meist zwischen September und Ende 2015. Der Euro stieg nach den Daten auf 1,1068 Dollar. In Deutschland sank der ZEW-Index, der die Stimmung der Börsenprofis widerspiegelt, angesichts der Zitterpartei um Griechenland erneut. Allerdings hatten Experten einen noch stärkeren Rückgang befürchtet.

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HELLAS-DEAL STEHT NOCH VOR EINIGEN HÜRDEN



Während die Zustimmung des Athener Parlaments zu den Bedingungen für weitere Finanzhilfen wahrscheinlich sei, müsse in anderen Euro-Staaten mit größerem Widerstand gerechnet werden, warnten die National-Bank-Experten. "Das Vertrauen in die griechische Administration, vereinbarte Reformen tatsächlich umzusetzen, ist nach dem Verhalten der letzten Jahre kaum noch vorhanden."

Vor diesem Hintergrund bröckelten die Kurse der griechischen, italienischen und spanischen Anleihen, die in den vergangenen Tagen zugelegt hatten, wieder ab. Einige Investoren schichteten ihr Geld in die als sicher geltenden, aber renditeschwachen Bundesanleihen um. Der Bund-Future gewann daraufhin bis zu 36 Ticks auf 151,48 Punkte. Die Athener Börse blieb dagegen geschlossen, ebenso wie die griechischen Banken.

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IRAN-DEAL SCHICKT ÖLPREIS AUF TALFAHRT



Unterdessen drückte die Einigung im iranischen Atomstreit den Ölpreis. Die richtungsweisende Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich zeitweise um 2,5 Prozent auf 56,43 Dollar je Barrel (159 Liter). Im Gegenzug für eine stärkere internationale Kontrolle der iranischen Atomanlagen sollen die westlichen Sanktionen gegen die islamische Republik schrittweise gelockert werden. Damit kann das Land verstärkt Rohöl auf dem Weltmarkt anbieten, wodurch sich das Überangebot vergrößert.

ANALYSTENSTUDIE SETZT RWE ZU



Bei den deutschen Aktienwerten gehörten RWE zu den Verlierern. Nach einer Verkaufsempfehlung der UBS gab die Aktie des Energiekonzerns um bis zu 3,4 Prozent auf 19,52 Euro nach. Damit beträgt der Kursrückgang seit Jahresbeginn mehr als 21 Prozent, während der Leitindex in dieser Zeit um rund 17 Prozent anstieg. Händler verwiesen zudem auf negative Aussagen des Unternehmens. So kämpft die von der Energiewende gebeutelte Firma in der Stromerzeugung mit einem weiteren Gewinnschwund.

Im MDax verloren Evonik 2,8 Prozent auf 34,48 Euro. Der Finanzinvestor und Großaktionär CVC versilberte 15 Millionen weitere Anteilsscheine des Spezialchemie-Konzerns zum Preis von je 34,60 Euro.

Reuters