Die Aussicht auf eine gemäßigte Gangart bei der US-Zinswende hat die europäischen Anleger zu Aktienkäufen ermutigt. Der Dax kletterte am Donnerstag wieder über die Marke von 11.000 Punkten und legte in der Spitze um 1,7 Prozent auf 11.150 Zähler zu. Das war der höchste Stand seit mehr als drei Monaten. Der EuroStoxx50 gewann bis zu 1,3 Prozent. Dem Sitzungsprotokoll der Fed zufolge dürfte die erste Zinserhöhung seit fast zehn Jahren im Dezember zwar gesetzt sein. Gleichzeitig sehen die Währungshüter allerdings wenig Spielraum für Erhöhungen in größerem Maße, da die Wachstumsmöglichkeiten der Wirtschaft dies wohl nicht hergeben werden.

Für die Märkte sei damit klar, dass die amerikanische Notenbank den Leitzins auch weiterhin auf einem niedrigen Niveau halten werde, schrieb Gregor Kuhn, Stratege beim Brokerhaus IG in einem Kommentar. Das dürfte die Wirtschaft weiter stützen, ergänzte Alessandro Allegri von Ambrosetti Asset Management.

EURO UNBEEINDRUCKT VON FED-PROTOKOLL



Am Devisenmarkt hinterließ das Fed-Protokoll keine größeren Spuren. Der Euro pendelte um die Marke von 1,07 Dollar. Der Zinsschritt im Dezember sei bereits voll eingepreist, erklärten die Analysten der Metzler Bank. An der Wall Street zeichnete sich eine positive Eröffnung ab.

Unter den Einzelwerten ragten die Aktien der streikgebeutelten Lufthansa mit einem Plus von 3,5 Prozent heraus. Gestützt wurden die Titel von der Nachricht, dass die Fluggesellschaft den Tarifkonflikt mit einem Spitzengespräch entschärfen will. Geplant ist, dass der gesamte Konzernvorstand am 2. Dezember mit Verdi, der Flugbegleitergewerkschaft Ufo und der Pilotenvereinigung Cockpit über zentrale Arbeitsplatzthemen redet. Verdi und Ufo hatten einen solchen runden Tisch gefordert.

Bergauf ging es auch für Volkswagen, die um rund drei Prozent zulegten. Der Autobauer ist vor allem seit Bekanntwerden der Abgasmanipulationen im September ins Rutschen gekommen, seit Jahresbeginn summiert sich das Minus auf rund 45 Prozent.

GEWINNPLUS SCHIEBT THYSSENKRUPP AN



Bei ThyssenKrupp verlieh ein Gewinnplus den Titeln Rückenwind, die Aktien rückten um 1,8 Prozent vor. Im Geschäftsjahr 2014/15 (per Ende September) steigerte der Mischkonzern dank besserer Ergebnisse im Aufzugs- und im Stahlgeschäft den operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) um 26 Prozent auf 1,676 Milliarden Euro. "Ich hätte mit Gewinnmitnahmen gerechnet, aber offensichtlich sind die guten bereinigten Zahlen höher gewichtet als der vorsichtige Ausblick", sagte ein Börsianer. Im neuen Geschäftsjahr peilt Thyssenkrupp einen Wert zwischen 1,6 und 1,9 Milliarden Euro an.

Keinen guten Tag erwischten Cropenergies, die in der Spitze um knapp zehn Prozent abrutschten. Dem Unternehmen zufolge zeigen die Terminpreise für Bioethanol in Europa für 2016/17 aktuell "einen deutlichen Preisrückgang" an. Auf dieser Basis würde sich ein operatives Ergebnis von rund 30 Millionen Euro ergeben nach voraussichtlich 70 bis 90 Millionen in diesem Jahr. Die Aussicht auf einen Gewinneinbruch bei Cropenergies dämpfte auch die Freude über die höheren Jahresziele bei der Muttergesellschaft Südzucker. Die Aktien hielten mit einem Abschlag von 2,9 Prozent die rote Laterne im MDax.

An der Londoner Börse erfreute eine Sonderdividende des Autozulieferers Johnson Matthey die Anleger. Die Aktien des weltgrößten Herstellers von Auto-Katalysatoren legten um mehr als zehn Prozent zu.

Reuters