"Bei Adler ist man nicht gewillt, reinen Tisch zu machen", sagte Kapitalmarktanwalt Klaus Nieding der Wirtschaftszeitung Euro am Sonntag laut Vorabbericht (Erscheinungstag 6. Mai 2022). Insbesondere vermisse man sowohl bei Adler wie bei den Wirtschaftsprüfern KPMG den Willen zur Aufklärung der Vorwürfe um den Jahresabschluss 2021. "Insofern erhoffen wir uns von der laufenden Buchprüfung der Finanzaufsicht Bafin weitergehende Erkenntnisse", sagte Nieding. "Wir prüfen bereits für diverse institutionelle und private Investoren mögliche Schadensersatzansprüche gegen den Konzern, die Verwaltung und die Abschlussprüfer KPMG", sagte Nieding.

"Fall Adler steht in einer Reihe mit Steinhoff und Wirecard"


Die Stuttgarter Kanzlei Weisswert hat dem Bericht zu Folge inzwischen vor dem Landgericht Frankfurt Klage gegen die Adler Group eingereicht. Die Kanzlei habe auch einen Antrag nach dem Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetz gestellt, um ein Musterverfahren gegen Adler einzuleiten. Adler-Aktionäre hätten Kursdifferenzschäden geltend gemacht. "Nach unserer Überzeugung hat sich Adler infolge einer Reihe von kapitalmarktrechtlichen Pflichtverletzungen gegenüber Aktionären und Anleihegläubigern schuldig gemacht", begründete Weisswert-Anwalt Maximilian Weiss den Schritt. So habe Adler den Kapitalmarkt mehrfach falsch und unvollständig informiert und Insiderinformationen verschwiegen. Geprüft werde zudem eine Ausweitung des Musterverfahrens auf den Abschlussprüfer KPMG.

Der frühere Tilp-Anwalt Maximilian Weiss ist auf Bilanzmanipulationsfälle spezialisiert und hat nach eigenen Angaben im Fall Wirecard den ersten Musterverfahrensantrag gegen die Wirtschaftsprüfer Ernst & Young gestellt sowie ein Musterverfahren gegen den Möbelkonzern Steinhoff eingeleitet. "Der Fall Adler steht in einer Reihe mit Steinhoff und Wirecard", sagte Weiss gegenüber Euro am Sonntag.