Entspannung in Apples größter iPhone-Fabrik. Auftragsfertiger Foxconn entschuldigt sich nach den heftigen Arbeiterprotesten und bietet Mitarbeitern, die das Unternehmen wegen des Lockdownrisikos verlassen wollen, Entschädigungszahlungen an. Technische Fehler sollen der Grund für die Einbehaltung der Löhne gewesen sein, die den jüngsten Aufruhr ausgelöst hatte. Die Aussichten für die Apple-Aktie. Von Klaus Schachinger

Apple-Zulieferriese Foxconn lenkt ein. Den Mitarbeitern, die sich entschlossen haben das Werk des Apple-Zulieferers wegen der Risiken von Corona-Lockdowns zu verlassen, bietet Foxconn nun 10 000 Renminbi, umgerechnet 1400 US-Dollar, an, als Lohn für die geleistete Arbeit und als Erstattung der Kosten für die Anfahrt zur Fabrik. Den ersten Teil der Zahlung, 8000 Reminbi erhalten die Mitarbeiter bei der Unterzeichnung ihrer Kündigung, den Rest beim Besteigen der Busse nach Hause, berichtet die britische Wirtschaftszeitung „Financial Times“. 

Zudem bestätige Foxconn die Einbehaltung von Löhnen und verpflichtete sich die ausstehenden Summen zügig zu bezahlen. Technische Fehler seien der Grund für das Ausbleiben der Löhne gewesen: "Wir entschuldigen uns für einen Eingabefehler im Computersystem und garantieren, dass die tatsächliche Bezahlung mit der vereinbarten und den offiziellen Stellenausschreibungen übereinstimmt", teilte Foxconn mit. Beide Maßnahmen kamen bei den Beschäftigten gut an und entschärften die Lage. Am Tag zuvor hatte Foxconn noch erklärt seine Zahlungsverträge erfüllt zu haben.

Sorge vor weiteren Lockdowns bei Apple-Zulieferer Foxconn

Die Fabrik wird seit Oktober von Unruhen erschüttert. Am Standort Zhengzhou werden derzeit Covid-Massentests durchgeführt. Landesweit wurden Abriegelungen und andere Beschränkungen verhängt. Die Sorge vor Lockdowns ist groß. In dem Werk in Zhengzhou produzieren mehr 200 000 Mitarbeiter Apple-Produkte, darunter das iPhone 14 Pro und Pro Max. In dem Foxconn-Werk werden 70 Prozent der weltweiten iPhone-Lieferungen produziert. Am Donnerstag wurde die Produktion fortgesetzt, berichtete ein Insider der Nachrichtenagentur Reuters. 

Apple ist nun mit eigenen Managern vor Ort. Man analysiere die Lage um sicherzustellen, dass die Ansprüche der Belegschaft erfüllt werden, teilte Apple mit. Foxconn habe viel Geld versprochen, bis zu 15000 Renminbi pro Monat um tausende Mitarbeiter zu rekrutieren. Das Versprechen wurde offensichtlich jedoch nicht eingelöst. Das hat die Arbeiter enttäuscht“, berichtete Jenny Chan, Arbeitsmarktexpertin für China an Polytechnischen Universität in Hong Kong der „Financial Times“.

Kein Verkaufssignal für die Apple-Aktie

Die Verzögerung in der iPhone-Produktion seien kein Grund Apple zu verkaufen, sagt Wayne Kaufman, Chef-Aktienstratege der US-Investmentfirma Phoenix Financial Services. Die Verzögerungen belasten die Kursfantasie nur kurzfristig. Apple habe eine beeindruckende Profitabilität und hohe Mittelzuflüsse, Cashflows. Zudem gebe es keine Anzeichen für eine Abschwächung der hohen Nachfrage bei den hochpreisigen Top-iPhone-Modellen. Währenddessen berichtet der US-Börsendienst Bloomberg, dass Kunden in New York, die ihr iPhone 14 Pro am Dienstag bestellt haben voraussichtlich erst am 30. Dezember, also erst nach Weihnachten, beliefert werden.

Lange Wartezeiten für Apples neue iPhone Pro-Modelle

Die Wartezeiten, bis zu 34 Tage, sind nach Schätzungen der UBS Bank so lang wie nie. Foxconns Lieferungen werden auf 35 bis 40 Prozent der während des Weihnachtsquartals verkauften iPhones geschätzt. Analysten könnten ihre Schätzungen deshalb nach unten revidieren. Sollten die Wartezeiten nicht deutlich kürzer werden könnte das Umsatzwachstum von den bisher im Schnitt erwartet zwei Prozent im Quartal auf Null schrumpfen, sagt UBS-Analyst David Vogt. Sein Kollege Kyle McNealy von Jeffries erwartet drei Wochen mit erheblichen Verzögerungen. Jede Woche Lockdown bedeute eine Milliarde Dollar Umsatz weniger und einen Cent weniger Gewinn pro Aktie. Amit Daryanani von der Investmentbank Evercore hält es für möglich, dass bis zu drei Milliarden Dollar iPhone-Umsatz in das folgende Quartal verschoben werden. 

Für Apple-Bullen ist das eine gute Nachricht. Die Auftragslage bleibt intakt. Wie ernst Apple selbst die Situation einschätzt, zeigte sich als der Konzern zehn Tage nach dem Zahlen für das abgeschlossene vierte Quartal meldete, dass die Auslieferungen für die iPhone Pro Modelle wegen der Lockdowns niedriger ausfallen werden. Analysten haben während der vergangenen drei Monate laut Bloomberg ihre Schätzungen bei Apples Umsatz im Schnitt um 1,7 Prozent gesenkt. Das ist deutlich weniger als die 2,6 bis 6,6 Prozent bei Microsoft, Alphabet und Amazon. So lange die Verzögerungen nur der Produktion und nicht einer schwächeren Nachfrage geschuldet sind, gebe es bei Apple keinen Grund zu Sorge heißt es an Wall Street. Schließlich habe der Konzern zuletzt mit starkem Wachstum im Online-Geschäft und bei Computern, gegen den Trend in der Branche, mit starken Verkäufen bei Mac-Rechnern mit Apple-Prozessoren überzeugt.

Fazit der Redaktion zu Apple

Stärkere Kursrückschläge aufgrund von Verzögerungen oder längeren Lieferzeiten sind bei Apple Kauf-Gelegenheiten. Dank seiner breiten Aufstellung sollte sich der Technologieriese aus Cupertino im schwierigen Umfeld auch weiterhin besser behaupten als viele Konkurrenten. Übrigens ist Apple auch im Börse-Online-Index Werte für die Ewigkeit (WKN SL0F99) sowie in den beiden Wikifolios €uro am Sonntag Next Generation Technologies (WKN LS9SHB) und €uro am Sonntag Moat Kings (WKN LS9SWT) enthalten.

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