Eine Herabstufung durch eine US-Bank vernichtet beim Tech-Riesen Apple 120 Milliarden Dollar Börsenwert an einem Tag – und zieht die Wall Street weiter nach unten. Doch es gibt gute Nachrichten für geduldige Anleger. Von Stephan Bauer

Diese Farbe können Anleger auf den Börsen-Apps ihrer Smartphones oder iPads allmählich nicht mehr sehen. Und doch endete der vergangene Donnerstag an der Wall Street erneut in Rot. Der breite US-Index S&P 500 verlor gut zwei Prozent. Eine herbe Enttäuschung, schließlich hatten Börsianer nach dem deutlichen Plus am Vortag noch auf eine kurzfristige Wende an den Märkten gehofft.

Eine Ursache für die Verluste im US-Index war das dicke Minus eines Schwergewichts: Die Aktie des Tech-Riesen Apple büßte rund 5,6 Prozent ein, es war der größte Tagesverlust der Aktie seit Mitte Juni, rund 120 Milliarden Dollar Börsenwert wurden an einem Handelstag vernichtet.

Apple tief in Rot, das trifft die Wall Street regelmäßig besonders hart, schließlich ist die Aktie des kalifornischen Tech-Konzerns mit einem Börsenwert von rund 2,3 Billionen Dollar nicht nur die wertvollste an der US-Börse, sondern auch mit über sieben Prozent Gewicht die schwerste im S&P 500. Grund für den Sturz des Blue-Chips, der sich bislang in den Börsenturbulenzen mit rund 20 Prozent Kurseinbuße seit Jahresanfang noch vergleichsweise gut geschlagen hat, war ein seltenes Ereignis: Eine Herabstufung der Aktie durch die Analysten der Bank of America (BofA) von „Kaufen“ auf „Halten“.

Die einfache, aber einleuchtende Begründung der Experten: Die hohe Inflation in den USA und Europa verdirbt Konsumenten die Kauflaune. Die Nachfrage nach Apple-Services wie Käufen bei iTunes oder Filmleihen bei AppleTV ginge bereits zurück, so BofA-Analyst Wamso Mohan. Die Gefahr bestünde, dass sich das Muster auch bei den soeben vorgestellten, neuen Produkten zeige. Viele Konsumenten könnten etwa den Kauf eines iPhone 14 oder einer neuen Apple Watch noch hinauszögern. Mohan erwartet nun, dass die Gewinnschätzungen sinken und die Aktie aufgrund der dann steigenden Bewertung ein höheres Risiko darstelle.

Hoffnung dürfen Apple-Aktionäre allerdings aus der Tatsache schöpfen, dass Kunden des Konzerns nicht nur treu, sondern auch vergleichsweise kaufkräftig sind. Die Marke ist stark, wer einmal im Ökosystem ist, steigt so schnell nicht auf eine andere Plattform um. Zudem hat er Konzern weitere künftige Wachstumsfelder bereits im Blick: Im Frühjahr könnte die erste Datenbrille des Tech-Riesen vorgestellt werden, der Bereich Augmented Reality gilt als milliardenschwerer Zukunftsmarkt, das Buzzword heißt hier „Metaverse“. Und auch im Bereich des Autonomen Fahrens sowie bei digitalen medizinischen Diensten haben die Kalifornier mit ihren milliardenschweren Entwicklungsbudgets beste Chancen, ein großer Spieler zu werden.

Selbst die kritische Bank of America beschreibt die Aktie trotz kurzfristiger Risiken deshalb für geduldige Anleger als lohnenswertes Investment. „Die langfristigen Perspektiven bleiben günstig“, so die Experten. Das deckt sich mit der Einschätzung der überwiegenden Mehrheit der Analysten, denn 37 von insgesamt 49 Einschätzungen sind aktuell laut Datendienst Bloomberg positiv, der durchschnittliche Kursziel liegt bei 183 Dollar – das entspricht einem Kurspotenzial von knapp 30 Prozent.


Hinweis auf Interessenkonflikte

Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Apple