Apple wächst erstmals seit zwei Jahren in China. Ist das die Wende für die zuletzt gebeutelte Aktie? Analysten sehen Chancen für ein Comeback.

Rund 15 Prozent hat die Apple-Aktie seit Jahresbeginn verloren. Anleger zeigten sich enttäuscht: von schleppendem iPhone-Absatz, ausbleibenden KI-Innovationen und einer wachsenden Dominanz asiatischer Wettbewerber. Doch nun sendet der Kultjonzern aus Cupertino ein erstes Lebenszeichen – und zwar ausgerechnet aus China.

Wie die Marktforscher von Counterpoint Research berichten, stiegen Apples iPhone-Verkäufe in der Volksrepublik im zweiten Quartal um 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – das erste Plus seit dem zweiten Quartal 2023. Zwar bleibt Apple mit einem Marktanteil von rund 16 Prozent nur die Nummer drei hinter Huawei und Vivo, doch der Aufwärtstrend kommt zur rechten Zeit. Denn Apple steht unter Druck wie lange nicht mehr.

Ein Markt mit strategischer Sprengkraft

China ist für Apple mehr als nur ein wichtiger Absatzmarkt. In kaum einem anderen Land hängen Kundenbindung, geopolitische Spannungen und Lieferketten so eng zusammen. Seit Jahren ist China integraler Bestandteil der Apple-Story: Millionen iPhones werden dort nicht nur verkauft, sondern auch gefertigt – von Partnern wie Foxconn oder Pegatron. Doch diese Symbiose ist brüchig geworden.

Mit der Rückkehr von Huawei auf den Heimatmarkt hat Apple seinen gefährlichsten Herausforderer zurück. Nach Jahren der US-Sanktionen konnte Huawei Ende 2023 mit dem Mate 60 Pro wieder ein Hochleistungsgerät vorlegen, das sich blendend verkaufte. 

Die Folge: Im zweiten Quartal 2025 stieg Huaweis Smartphone-Umsatz laut Counterpoint um 12 Prozent. Der Konzern führt seither den chinesischen Markt an. Und: Während Apple mühsam die Kurve bekommt, baut Huawei mit dem Pura 70 und anderen Modellen seine Marktmacht weiter aus. „Huawei profitiert von einer hohen Markentreue – viele Nutzer ersetzen ihre alten Geräte nun durch neue Huawei-Modelle“, erklärt Analyst Ivan Lam.

Rabattoffensive zum richtigen Zeitpunkt

Dass Apple dennoch wieder Boden gutmacht, liegt nicht an bahnbrechenden Neuerungen, sondern an kluger Preispolitik. Bereits im Mai startete Apple in Zusammenarbeit mit großen chinesischen E-Commerce-Plattformen eine aggressive Rabattoffensive. Pünktlich vor dem sogenannten 618 Shopping Festival, einem der größten Online-Events Chinas, wurden iPhone-Modelle wie das iPhone 15 mit teils zweistelligen Rabatten angeboten. Zeitgleich erhöhte Apple die Trade-in-Werte für ältere Modelle.

„Die Preisanpassung kam genau zur richtigen Zeit und wurde vom Markt sehr positiv aufgenommen“, sagt Ethan Qi von Counterpoint. In einem stagnierenden Smartphone-Markt, der 2025 nur moderat wachsen soll, können solche taktischen Maßnahmen über Marktanteile entscheiden. Zumal auch andere Player wie Xiaomi oder Oppo mit sinkender Marge um Kunden kämpfen.

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Ist das die Wende?

Die Zahlen machen Hoffnung, aber sie sind noch keine Trendwende. Apple bleibt in China strukturell verwundbar: Die Regierung setzt zunehmend auf „nationale Champions“, US-Sanktionen haben das Verhältnis beider Staaten weiter belastet, und viele junge Chinesen greifen lieber zu lokalen Marken. Auch Präsident Xi Jinping hatte zuletzt subtil signalisiert, dass heimische Technologien Vorrang haben sollten.

Hinzu kommen politische Risiken: Der Zollstreit mit China ist noch lange nicht beseitigt – aktuell werden für Einfuhren aus dem Reich der Mitte noch immer 30 Prozent fällig. Zudem ist auch Apple in den vergangenen Monaten im wieder ins Fadenkreuz der Trump-Rhetorik gerückt. Die Vorstellung, iPhones wieder in den USA zu produzieren, ist ökonomisch kaum realistisch, wie Tim Cook immer wieder betonte.

Apple ist für Tom Lee Comeback-Kandidat

Für die Wall Street befindet sich Apple dennoch offenbar auf Comeback-Kurs. Diese Woche arbeitete etwa Star-Analyst Tom Lee das kurzfristige Erholungspotenzial der Aktie heraus.  Apple könne im Bereich der Künstlichen Intelligenz aus den Fehlern anderer lernen und sich später mit einer durchdachten Strategie neu positionieren – zumal der Konzern auf eine extrem loyale Nutzerbasis bauen könne.

Auch technisch gebe es laut Marktanalysten Signale für einen Turnaround: Ein Ausbruch aus einer sogenannten Dreiecksformation deute auf ein Kursziel von bis zu 238 Dollar hin – ein Anstieg von rund 15 Prozent gegenüber dem aktuellen Niveau. Passend dazu hat das Analysehaus Jefferies Apple gestern hochgestuft.

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Apple (WKN: 865985)

Hinweis auf Interessenkonflikte Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Apple.

Hinweis auf Interessenkonflikte Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Apple