Für 2022 rechnet BASF unverändert mit einem Umsatz zwischen 74 und 77 Milliarden Euro sowie einem bereinigten operativen Gewinn (EBIT) zwischen 6,6 und 7,2 Milliarden Euro, wie der DAX-Konzern am Freitag mitteilte. Das Marktumfeld bleibe jedoch von außergewöhnlich hoher Unsicherheit geprägt, vor allem die weitere Entwicklung des Krieges in der Ukraine und ihre Auswirkungen auf die Preise und Verfügbarkeit von Energie und Rohstoffen seien nicht vorhersehbar.

Im vergangenen Jahr war der Umsatz des weltgrößten Chemiekonzerns dank deutlich höherer Preise und Mengen noch um 33 Prozent auf 78,6 Milliarden Euro geklettert. Das bereinigte Ergebnis verdoppelte sich fast auf 7,8 Milliarden Euro.

Im ersten Quartal des laufenden Jahres habe BASF teilweise höhere Margen realisieren können, teilte das Unternehmen weiter mit. Dies habe in dem Zeitraum zu einer deutlichen Ergebnisverbesserung vor allem in den Segmenten Basischemikalien (Chemicals), Industrial Solutions und Kunststoffe (Materials) im Jahresvergleich geführt. Zu Industrial Solutions gehören unter anderem Dispersionen und Pigmente.

Belastet hätten hingegen deutlich gestiegene Rohstoff- und Energiepreise sowie Transportkosten als Folge des Krieges in der Ukraine und der pandemiebedingten Lockdowns in China. BASF habe die höheren Kosten über Preiserhöhungen kompensieren können. Allerdings sei es zu Unterbrechungen und Störungen in den Lieferketten gekommen. Dies habe zu einer eingeschränkten Nachfrage vor allem aus der Automobilindustrie geführt.

BASF-Tochter Wintershall Dea leidet unter Russland-Engagement


Am Vortag hatte auch die BASF-Mehrheitsbeteiligung Wintershall Dea ihre Quartalsergebnisse präsentiert. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine trifft den Öl- und Gaskonzern hart. Der Konflikt sei ein "fundamentaler Wendepunkt" für die Geopolitik sowie für das Unternehmen, sagte der Vorstandsvorsitzende Mario Mehren am Donnerstag in Kassel in einer Video-Pressekonferenz. "Ein 'Weiter so' mit Russland kann es jetzt nicht geben. Wird es nicht geben. Daran besteht kein Zweifel."

Die finanziellen Auswirkungen schlagen sich deutlich nieder. Das Unternehmen, an dem der Ludwigshafener Chemieriese BASF gut 70 Prozent der Anteile hält, war mit rund einer Milliarde Euro an der Finanzierung der umstrittenen Pipeline Nord Stream 2 beteiligt. Die Investition hat es bereits abgeschrieben. Hinzu kommen weitere russlandbezogene Wertminderungen von rund 500 Millionen Euro. In den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres weist Wintershall Dea einen Nettoverlust von einer Milliarde Euro aus.

Strategisch muss sich der Konzern neu aufstellen. Etwa die Hälfte seiner Öl- und Gasproduktion stammt aus Russland. Mehren betonte am Donnerstag, man habe innerhalb weniger Tage nach Kriegsbeginn die Zahlungen nach Russland eingestellt und mit einem klaren Nein zu neuen Projekten in Russland sowie mit russischen Partnern außerhalb Russlands reagiert. Die Beteiligung an bestehenden Projekten in Russland erhalte man nach intensiver Diskussion allerdings aufrecht.

Für die Forderung nach einem Energie-Embargo und einem sofortigen Stopp aller bestehenden Projekte in Russland zeigte er Verständnis. Aber er verstehe auch das komplexe Dilemma, in dem die Bundesregierung stecke. Denn sie trage große Verantwortung für Deutschland, für die Wettbewerbsfähigkeit, für Wohlstand und gesellschaftlichen Frieden. Gasimporte aus Russland könnten "ersetzt werden. Aber nicht schnell", fügte er hinzu.

Einschätzung zur BASF-Aktie


Die Aktie von BASF zeigte sich direkt nach Veröffentlichung der endgültigen Quartalszahlen sehr freundlich. Vorbörslich zog der Kurs bis nahe der 52-Euro-Marke an. Nach dem Xetra-Start rutscht die Aktie jedoch auf etwa 50,38 Euro und damit unter ihren Vortagsschluss bei 50,81 Euro zurück. Der BASF-Kurs wird auch charttechnisch gebremst. Erst wenn die für den kurzfristigen Trend wichtige 38-Tage-Linie (bei 52 Euro) überwunden wird, dürfte der Kurs weiter anziehen.



Die US-Bank JPMorgan hat die Einstufung für BASF am Freitag auf "Overweight" mit einem Kursziel von 74 Euro belassen. Die vorgelegten Quartalszahlen für die einzelnen Segmente hätten den vorläufigen zum gesamten Konzern entsprochen, schrieb Analyst Chetan Udeshi in einer Studie. Zudem seien die Ergebnisse in nahezu allen wichtigen Bereichen besser als von ihm erwartet ausgefallen.

Das Analysehaus Jefferies hat ebenfalls 74 Euro als Kursziel für die BASF-Aktie ausgegeben. Im April habe sich die positive Entwicklung des ersten Quartals fortgesetzt, schrieb Analyst Chris Counihan. Auch Börse Online ist zuversichtlich, dass sich die BASF-Aktie längerfristig wieder erholt und hat ein Kursziel von 80 Euro ausgegeben.

mmr mit dpa und rtr