Das Thema Klimawandel dominiert die politischen Debatten in Deutschland und der ganzen Welt. Viel stärker als hierzulande kämpft man mit den damit verbundenen Folgen aber am anderen Ende der Welt, in Australien. Dort ist es aktuell mit bis zu 50 Grad Celsius noch wärmer als sonst und die üblichen Buschbrände toben dieses Mal noch länger und intensiver - Tag für Tag erreichen uns neue schreckliche Bilder aus Down Under.

Dem lokalen Aktienmarkt hat das bisher allerdings nichts anhaben können, im Gegenteil: In den vergangenen Monaten sind die Kurse zusammen mit den Temperaturen gestiegen. Der Aktienleitindex All Ordinaries hat seit Dezember 2018 in der Spitze um 31 Prozent auf neue Bestmarken zugelegt. Aus charttechnischer Sicht also: grünes Licht.

Doch es gibt einige volkswirtschaftliche Herausforderungen. So hängt die Konjunktur relativ stark von Rohstoffen ab. Ausgerechnet Kohle ist das wichtigste Exportprodukt. Weil Kohle als Klimakiller gilt, bleibt abzuwarten, wie sich die Nachfrage künftig entwickelt. Mit Blick auf die Börse gibt die Société Générale das geschätzte 2020er-KGV für Australien mit 18 an. Zum Vergleich: Der Wert für Deutschland beträgt 14,7. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg handelt der S & P/ASX 200 Index ohne Finanzwerte und Materialien sogar um 38 Prozent günstiger als der MSCI-Weltaktienindex der entwickelten Märkte. Kurz- und mittelfristig können die Kurse bei vorteilhaften Rahmenbedingungen also durchaus weiter steigen.

Statische Wirtschaftsstruktur


Was Australiens Wirtschaftsstruktur betrifft, gibt es auch, forciert durch den Klimawandel, längst Rufe nach einem Umbau. Einfach dürfte das allerdings nicht werden. Die Volkswirtschaft hat sich in den vergangenen 100 Jahren als sehr statisch erwiesen. Laut einer Studie der Notenbank macht der Finanz- und Ressourcensektor heute wie damals etwa 60 Prozent der Marktkapitalisierung aus. Daran etwas zu ändern ist nicht einfach, weil der Technologiesektor laut ANZ Bank relativ klein ist und man in Sachen Innovationen anderen Ländern hinterherhinkt. Die Roboterdichte ist niedrig und das Land schwächelt, was die Einführung digitaler Techniken und Forschungs- und Entwicklungsausgaben angeht. Abschreiben sollte man Australien aber nicht. Schließlich hat das Land seit 1991 keine Rezession mehr erlebt. Das spricht für eine bisher hohe konjunkturelle Widerstandskraft. Und laut Berechnung der Notenbank hat der Aktienmarkt in Down Under von 1917 bis 2019 im geometrischen Mittel inklusive Dividenden ein Plus von zehn Prozent p. a. erzielt. Es wäre daher ein extremer Bruch mit der Vergangenheit, wenn man mit australischen Aktien nicht auch künftig Geld verdienen könnte.

Favoriten-Quartett


Sehr gut entwickelt hat sich etwa CSL. Der Aufwärtstrend des auf seltene und schwere Krankheiten sowie Grippeimpfstoffe fokussierten Biotechkonzerns ist völlig intakt. Der Kurs ist von 2003 bis heute von 3,87 auf 308,50 australische Dollar gestiegen. Das aktuelle Rekordhoch ist taufrisch - auch wenn man durch die starken Kursgewinne eine optisch hohe Bewertung in Kauf nehmen muss. Punkten kann die Gesellschaft mit einer starken Marktstellung: Nummer 1 und Nummer 2 bei Plasmatherapien und Grippeimpfstoffen. Analystenprognosen zufolge soll der Gewinn je Aktie von 2018 bis 2022 von 3,79 auf 6,22 australische Dollar steigen.

Die Fähigkeit, stark wachsen zu können, hat auch ALS eindrucksvoll bewiesen. Der Spezialist für Tests, In­spektionen und Zertifizierungen konnte den Umsatz seit der Jahrtausendwende bis 2019 im Schnitt um 22,5 Prozent p. a. steigern. Laut Analysten klettert der Gewinn je Aktie vom Fiskaljahr 2019 bis 2024 von 0,31 auf 0,57 australische Dollar. Eine Perspektive, die den Kurs aktuell auf ein Mehrjahreshoch gehievt hat.

Letzteres trifft auch auf Ansell zu. Hier hat der Vorstoß auf neue Kursrekorde nach einem mehrjährigen Seitwärtstrend ein prozyklisches Kaufsignal generiert. Die 1893 gegründete Gesellschaft ist im Bereich Schutzhandschuhe sowie innovative Hand- und Körperschutzprodukte ­tätig. Laut dem Vorstand ist Ansell finanziell gut aufgestellt, um zusätzliche Kapazitäten aufzubauen, Akquisitionen zu tätigen sowie Dividenden zu zahlen und auch eigene Aktien zurückzukaufen. Analysten sehen das Ergebnis je Aktie von 2019 bis 2023 von 1,12 auf 1,43 australische Dollar steigen. Der Gewinntrend stimmt somit auch hier.

Der Anbieter von IT-Dienstleistungen Data#3 unterstützt seine Kunden bei komplexen geschäftlichen Herausforderungen mit innovativen Technologieangeboten. Der Konzern mit Sitz in Brisbane bietet Lösungen, die Cloud, Mobilität, Sicherheit, Daten und Analyse und IT-Lebenszyklus­management umfassen. Der Gewinn je Aktie soll ausgehend von 2018 bis 2022 von 0,09 auf 0,19 australische Dollar ansteigen. Beste Aussichten also, die mit einer anhaltenden Kursrekordjagd einher­gehen.