Das Auf und Ab der Kurse am Rentenmarkt hat am Donnerstag an den europäischen Aktienmärkten weiter für Nervosität gesorgt. "Mit dem Euro und dem Bund-Future steht und fällt der Dax", fasste ein Händler zusammen. Der Terminkontrakt auf die zehnjährige Bundesanleihe war am Vormittag in der Spitze um 249 Ticks auf ein Fünf-Monats-Tief von 151,44 Punkten eingebrochen. Das war einer der größten Kursstürze seiner Geschichte. Dazu komme die Unsicherheit über den Ausgang der Unterhauswahlen in Großbritannien und die weitere Entwicklung der US-Konjunktur. "Von einem klaren Trend kann man heute nicht sprechen." Am Nachmittag pendelten Dax und EuroStoxx50 um ihre Vortagesschlusskurse von 11.350 und 3558 Punkten.

Zuvor hatte der Kurssturz des Terminkontrakts auf zehnjährige Bundesanleihen die Indizes um bis zu 1,6 und 2,1 Prozent ins Minus gedrückt. Der Bund-Future lag am Nachmittag noch 55 Ticks im Minus bei 153,38 Zählern. Schon vorige Woche hatten Händler von einem "Blitzcrash" am Rentenmarkt gesprochen. Durch die Anleihekäufe der EZB - die Notenbank kauft zur Ankurbelung der Konjunktur monatlich Bonds für 60 Milliarden Euro - sei der Markt ausgetrocknet, was die Schwankungen erheblich erhöhe, erklärte Analyst Jens Klatt vom Brokerhaus FXCM. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen sprang im Gegenzug zum Kurssturz der Anleihen auf 0,799 Prozent von 0,6 Prozent am Vortag. Am Nachmittag lag die Verzinsung wieder bei 0,65 Prozent.

Der Euro verteuerte sich parallel zu den steigenden Renditen bis auf 1,1391 Dollar und stand damit zeitweise so hoch wie zuletzt Mitte Februar. Mit den fallenden Renditen bröckelte er ab und notierte am Nachmittag mit 1,1290 Dollar gut einen halben US-Cent niedriger als am Vorabend in New York.

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"BREXIT" ODER NICHT "BREXIT" - DAS IST HIER DIE FRAGE"

Abwärts ging es auch an der Londoner Börse, wo der "Footsie" um bis zu 1,8 Prozent fiel. Vom Wahlausgang hängt ab, ob das Königreich auf einen Ausstieg aus der Europäischen Union - den sogenannten "Brexit" - zusteuert. Umfragen zufolge liegen die regierenden Konservativen und die oppositionelle Labour Party fast gleichauf.

Unterstützung für die Märkte kam am Mittag vom US-Arbeitsmarkt, wo weniger Menschen als erwartet erstmals Arbeitslosenhilfe beantragten. Zuletzt hatten enttäuschende US-Konjunkturdaten die Anleger am Aufschwung der US-Wirtschaft zweifeln lassen.

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SIEMENS UND HENKEL ENTTÄUSCHEN - HEIDELBERGCEMENT ERFREUT

Zu den Schlusslichtern zählten mit einem Abschlag von 1,2 Prozent die Siemens -Aktien. Der Technologiekonzern hatte die Erwartungen der Anleger an die Gewinnentwicklung enttäuscht. Auch Henkel gaben 0,5 Prozent nach. Vielen Investoren hätten auf eine Anhebung der Prognose gesetzt, die aber nur bestätigt worden sei, sagte ein Händler.

Erleichterung dagegen bei E.ON : Der Gewinnrückgang im Quartal war weniger stark als befürchtet ausgefallen. Die Aktien stiegen um zwei Prozent. Beiersdorf legten nach einem unerwartet hohen Betriebsergebnis im abgelaufenen Quartal 1,7 Prozent zu. Ein kräftiger Gewinnanstieg verhalf HeidelbergCement sogar zu einem Plus von über vier Prozent.

Reuters