Der Umbruch beim Chemieriesen ist in vollem Gange. Ab 2026 soll sich dies auch im Zahlenwerk positiv niederschlagen. Fundamental und charttechnisch bietet sich jetzt eine gute Einstiegsgelegenheit.
Es ist der größte Chemiekomplex der Welt, der Verbundstandort von BASF in Ludwigshafen. Auf einer Fläche von rund zehn Quadratkilometern, was rund 1400 Fußballfeldern entspricht, produziert der Chemieriese mit rund 200 Produktionsanlagen unter anderem Ammoniumchlorid, das in Batterien, Reinigungsmitteln und Kosmetika verwendet wird, Schwefelsäure, die in der Chipproduktion Anwendung findet, sowie Kunststoffe und Veredelungsprodukte, die im Automobilsektor, im Bausektor und in der Pharmazie benötigt werden. Es ist das technologische und produktionstechnische Herz von BASF.
In den zurückliegenden Jahren geriet der Herzschlag allerdings aus dem Takt. Hohe Energiekosten und die starke Konkurrenz insbesondere aus China drücken auf die Margen. Im Juli kassierte BASF daraufhin die Ziele für das Gesamtjahr 2025. Das DAX-Papier reagierte mit einem Kursrückgang in den Bereich von 41,50 Euro. Seit Frühjahr 2022 pendelt die Aktie zwischen 38 und 55 Euro. Auf der Unterseite erscheint das Papier durch starke Unterstützungsmarken zwischen 38 Euro und 40 Euro nun relativ abgesichert. Die Chancen auf eine mittelfristige Erholung bis 55 Euro und im weiteren Verlauf sogar bis 70 Euro stehen hingegen gut. Das entspricht immerhin einem Chance-Risiko-Verhältnis von zwei zu eins – im besten Fall sogar vier zu eins.
Umbau kommt voran
Konzernchef Markus Kamieth startete vor rund einem Jahr, knapp sechs Monate nach Amtsantritt, einen Konzernumbau. Die vier Kernbereiche Materials, Chemicals, Industrial Solutions und Nutrition & Care sollen rentabler, der Fokus auf höherwertige und margenstärkere Bereiche gelegt und Randgeschäfte verkauft oder ausgegliedert werden.
Vor zwei Wochen zog der promovierte Chemiker Kamieth auf dem Kapitalmarkttag Zwischenbilanz. Demnach sieht er sich bei seinem Plan, bis Ende 2026 die jährlichen Kosten um 2,1 Milliarden Euro zu senken, auf Kurs. Beim möglichen Börsengang des, gemessen an der Rentabilität, stärksten Bereichs – der Agrarsparte – kommt BASF gut voran. Das brasilianische Geschäft mit Bautenanstrichmitteln wurde für 1,5 Milliarden US-Dollar verkauft. Am vergangenen Freitag wurde bekannt, dass der Finanzinvestor Carlyle gemeinsam mit dem katarischen Staatsfonds Qatar Investment Authority 60 Prozent der Coating-Sparte für 5,8 Milliarden Euro übernimmt. Für das Geschäft mit Futtermittelzusätzen wird ein Partner gesucht.
Die Verkäufe geben dem Konzern Spielraum für eine Dividende und ein mögliches Aktienrückkaufprogramm. „Wir machen gute Fortschritte bei der Umsetzung unserer Strategie und sind zuversichtlich, unsere finanziellen Ziele für 2028 zu erreichen“, sagte der Vorstandschef. Dabei wird ein bereinigtes Ebitda von zehn bis zwölf Milliarden Euro bis 2028 angestrebt.
Anleger noch skeptisch
Fest eingeplant ist dabei der Hochlauf der Produktionsanlagen in China. Dort entwickelt BASF für rund 8,7 Milliarden Euro einen neuen Verbundstandort. Die ersten Anlagen laufen bereits an. Bis 2030 soll dort ein Ebitda von 1,0 bis 1,2 Milliarden Euro erzielt werden. Zudem investiert BASF in die Nutzung erneuerbarer Energien und in Kreislaufwirtschaft-Prozesse, um nachhaltig Kosten zu sparen.
Viele Investoren sind noch skeptisch. Die jüngste Gewinnwarnung hat Vertrauen gekostet. Der Druck durch Billigimporte aus China hält an. Ob die EU Schutzzölle einführt, bleibt offen. Einige Chemiekonzerne schließen aufgrund des Preisdrucks und hoher Energiekosten erste Werke. Die BASF-Aktie ist kein Papier für kurzfristige Engagements. Geduld ist gefragt, ehe die Chemie wieder stimmt. Mit einem KGV von 12,2 und einer Dividendenrendite von 5,3 Prozent ist das Papier aber sehr moderat bewertet.
Hinweis: Der Artikel stammt aus der aktuellen Heftausgabe von BÖRSE ONLINE (42/25), die Sie hier finden.
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Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: BASF.