Der Pharma- und Agrarchemiekonzern hat eine erfreuliche Produktpipeline. Die Bayer-Aktie läuft dem aber noch weit hinterher. Warum 4,8 Prozent Dividendenrendite und 80 Prozent Kurspotenzial locken.

Elektronik und künstliche Intelligenz gehören schon längst zum Handwerkszeug von professionellen Landwirten. Davon sollte auch Bayer profitieren. Der auch auf Agrarchemie ausgerichtete Konzern hat Applikationen und Plattformen entwickelt, mit denen die Kundschaft die Effizienz der Flächen verbessern kann. Angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung und durch den Klimawandel wegfallender Anbaufläche ein gewaltiges Zukunftsgeschäft, dem die Investoren im Moment aber wenig Kredit zusprechen.

Bayer-Aktie fällt zurück auf Unterstützung

Nach einer erfreulichen Entwicklung zum Jahresbeginn ist die Aktie wieder auf ihr Unterstützungslevel um 50 Euro zurückgefallen. Nachdem der Chefwechsel für Fantasie gesorgt hatte, scheinen die Investoren wieder Probleme wie die Schadenersatzprozesse des Pflanzenschutzmittels Glyphosat, die Patentrisiken des Pharmaportfolios bei den Blockbustern Xarelto und Eylea oder die recht hohe Verschuldung höher zu gewichten. Zu Recht? Das Unternehmen hatte in den vergangenen Wochen zwei Großveranstaltungen, die deutlich mehr Optimismus rechtfertigen würden. Am 20. Juni etwa stand die Innovationspipeline der Agrarsparte im Vordergrund. Als Marktführer hat Bayer mit großem Abstand die höchsten Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Mit 2,6 Milliarden Euro ist das Budget mehr als doppelt so hoch wie das des nächstgrößeren Wettbewerbers Corteva. Und die Pipeline ist beeindruckend. Bayer adressiert Saatgut, Pflanzenschutz, aber auch neuere Bereiche wie CO2-Manage-ment oder regenerative Landwirtschaft.

Neues spannendes Produkt?

Ein spannendes Produkt könnten etwa laut Aussagen der Analysten von Kepler Cheuvreux hybride Weizensorten sein. Es gebe in dem großen Markt heute noch kein entsprechendes Produkt, das zu vertretbaren Kosten produziert werden könnte. Bayer scheint der Lösung des Problems dank Innovation nähergekommen sein. Zudem arbeitet das Unternehmen an einem neuartigen Pflanzenschutzmittel, das Glyphosat ersetzen könnte.

Laut Firmenaussagen steht die Innovationspipeline des Konzerns für Umsätze von 30 Milliarden Euro, die zusätzlich bis zum Ende der 2030er-Jahre hinzukommen sollen. Der Markt für Agrarvorprodukte wie Saatgut und Pflanzenschutz, der heute rund 100 Milliarden Dollar schwer ist, wird sich bis 2030 verdoppelt haben.

Hohes Kurspotenzial bei Bayer-Aktie

Ähnlich ermutigende Perspektiven liefert auch die Innovationspipeline der Pharmasparte. Die Schwächen im Produktportfolio im Blick, hat der Konzern in den vergangenen vier Jahren kräftig investiert, mehr als 100 Deals und Partnerschaften abgeschlossen. So wurde etwa durch die Übernahmen von Askbio und Bluerock eine Zell- und Gentherapie-Plattform aufgebaut, die das Potenzial in dem Sektor anzudeuten beginnt. Beide Unternehmen adressieren etwa die bisher nicht therapierbare Krankheit Parkinson. Sowohl die Zelltherapie von Bluerock als auch die Gentherapie von Askbio kommen in Phase II der klinischen Tests. Die beiden Projekte adressieren unterschiedliche Patientenzielgruppen. In die Bewertung der Bayer-Aktie scheint dieses Geschäft im Moment nicht einzufließen. Das könnte sich ändern, wenn etwa Bluerock im August die Ergebnisse der Phase-I-Studie auf einer Konferenz vorstellt.

In der Pipeline hat Bayer zudem ein Ersatzprodukt für Xarelto und weitere Produkte für die innere Medizin. In der Summe haben die Medikamente in der Entwicklungsphase bis 2030 ein Umsatzpotenzial von rund zwölf Milliarden Dollar, was der zweitwichtigsten Sparte des Konzerns Rückenwind geben sollte. „Die neuen Produkte können den Wegfall der Erlöse von Xarelto und Eylea leicht ausgleichen“, urteilt etwa Christian Faitz, Analyst bei Kepler Cheuvreux.

Entsprechend optimistisch ist er für die Aktie. Das Kursziel liegt bei 92 Euro, gut 80 Prozent über dem aktuellen Kurs. In der Prognose sind keine positiven Portfolioeffekte enthalten, die mit hoher Wahrscheinlichkeit entstünden, wenn der neue Firmenchef Bill Anderson eine Aufspaltung des Konzerns anstoßen würde.

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Dieser Artikel erschien zuerst in BÖRSE ONLINE 27/2023. Hier erhalten Sie einen Einblick ins Heft.

Bayer-Aktie

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