Die mit der Monsanto-Übernahme erfolgte Rückorientierung von Bayer hin zur Agrochemie sei attraktiv, schrieb Credit-Suisse-Analystin Jo Walton zu Wochenbeginn. Sie lobte zudem die Fundamentaldaten der Pharmasparte und hält die Aktien im Branchenvergleich für unterbewertet.

Gleichwohl steckt den Investoren immer noch der Kursrutsch um zeitweise über 19 Prozent im Laufe der vergangenen Woche in den Knochen. Seinen Anfang hatte das Desaster am vorletzten Freitag nach dem hiesigen Börsenschluss genommen: Am 10. August war die Bayer-Tochter Monsanto in einem ersten Prozess wegen angeblich verschleierter Krebsrisiken ihres Unkrautvernichters Roundup mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat zu hohem Schadenersatz verurteilt worden.

Die Geschworenenjury des zuständigen Gerichts in San Francisco ordnete an, dass das Unternehmen dem Krebspatienten Dewayne Johnson insgesamt 289 Millionen Dollar (253 Millionen Euro) zahlen muss. Monsanto habe nicht ausreichend vor den Risiken seines Produkts gewarnt.

Die Nachricht aus den USA traf die Bayer-Anleger offensichtlich auf dem falschen Fuß: Sie zogen aus Furcht vor Milliarden-Lasten durch weitere Glyphosat-Prozesse in den Vereinigten Staaten die Reißleine und schickten die Papiere bis zum Handelsschluss am letzten Montag um gut 10 Prozent in den Keller. Der Einbruch des Dax-Schwergewichts drückte auch den deutschen Leitindex ins Minus.

Grundsätzlich ist es in den USA zwar nicht ungewöhnlich, dass die Strafzahlungen bei solchen Verfahren später erheblich verringert oder die Urteile in der nächsten Instanz wieder einkassiert werden. Und auch mit diesem ersten Prozess sei mit Blick auf die rechtlichen Herausforderungen für Roundup nichts in Stein gemeißelt, er gebe aber den Ton vor, schrieb Analyst Michael Leacock vom Investmenthaus Mainfirst.

Dementsprechend nervös blieben die Anleger im weiteren Wochenverlauf. Nachdem die Aktien am Dienstag noch mit einem minimalen Plus aus dem Handel gegangen waren, kam es an den beiden folgenden Tagen zu zwei weiteren Abwärtsschüben. Gegen Donnerstagmittag endete dann die Talfahrt der Anteilsscheine zunächst bei 75,50 Euro.

Damit fanden sich die Aktien auf dem tiefsten Stand seit März 2013 wider. Spätestens damit stand zu befürchten, dass der Monsanto-Kauf erst einmal ein Minusgeschäft für die Anleger wird. Schließlich hatten die Papiere vor den ersten konkreten Übernahmegerüchten noch um die 100 Euro gekostet.

Unterdessen äußerte sich Credit-Suisse-Analystin Walton in ihrer aktuellen Studie auch eindeutig zum Thema Glyphosat: Die damit in Verbindung gebrachten Risiken seien übertrieben, schrieb die Expertin. Verschiedene Regulierungsbehörden hätten die wissenschaftlichen Studiendaten überprüft und keinen Hinweis auf eine mögliche Krebsgefahr durch den Wirkstoff gefunden. Vielmehr habe ihre eigene Analyse aufgezeigt, wie wichtig Glyphosat zur Aufrechterhaltung der weltweiten Nahrungsmittelproduktion sei. Es könnte eine globale Nahrungsmittelkrise drohen, wenn das Mittel vom Markt genommen werde./la/ag/tav