Gesundheitskonzern macht wichtigen Schritt für Neuausrichtung. Aber starker Gegenwind im operativen Geschäft.

Der Gesundheitskonzern Fresenius hat im vergangenen Jahr einen Gewinneinbruch um zehn Prozent erlitten und rechnet auch im laufenden Jahr mit kräftigem Gegenwind. Zwar legte der Umsatz bereinigt um vier Prozent auf 40,8 Milliarden Euro zu, jedoch brach das Ergebnis vor Steuern (Ebit) um rund zehn Prozent auf vier Milliarden Euro ein und soll auch in diesem Jahr bestenfalls stagnieren. Der Konzern macht dafür Inflation, steigende Kosten, Personalmangel und Lieferkettenprobleme verantwortlich. Deshalb sollen ab 2025 jährlich rund eine Milliarde Euro an strukturellen Kosten eingespart werden.

"Das Beste herausholen"

Der neue Konzernchef Michael Sen versucht unterdessen beim Konzernumbau einen Befreiungsschlag: Bis Jahresende soll die Rechtsform der Dialysetochter FMC von einer AG & Co. KGaA in eine AG umgewandelt werden. Dazu haben die Gremien jetzt ihre Zustimmung gegeben, eine außerordentliche HV im Juli soll die Umwandlung beschließen. Fresenius hält zwar nur 32 Prozent an FMC, muss sie aber wegen der Rechtsform bislang voll konsolidieren. Als AG soll die Tochter unabhängiger werden und könnte nach den Vorstellungen ihrer neuen Chefin Helen Giza den operativen Turnaround besser angehen. Fresenius-Chef Sen wiederum will Strukturen auflösen, „die beide Unternehmen zuletzt daran gehindert haben, das Beste aus sich herauszuholen.“ Zunächst solle die Beteiligung an FMC beibehalten werden, man wolle ein aktiver und unterstützender Aktionär sein. Die neue Rechtsform erleichtere aber auch einen späteren Verkauf, sagte Sen. 

Das sagen Analysten

An der Börse lösten die Umbaupläne unterschiedliche Reaktionen aus: Während die FMC-Aktie am Mittwoch zum Handelsauftakt mehr als acht Prozent zulegte, lag die Fresenius-Aktie sechs Prozent im Minus. 

Analysten bewerteten die Neuausrichtung verhalten positiv. Die Investmentbank Jefferies bestätigte ihre Kaufempfehlung für die Aktie bei einem Kursziel von 35 Euro. Die Prognose habe leicht unter den Erwartungen gelegen. Die Deutsche Bank blieb bei ihrer „Halten“-Empfehlung und eine Kursziel von 23 Euro. Die FMC-Ausgliederung sei ein Schritt in die richtige Richtung, erläuterte Analyst Falko Friedrichs. „Die Umwandlung der KGaA in eine AG vereinfacht den Investmentansatz und erleichtert einen potenziellen Verkauf des 32-Prozent-Pakets von Fresenius an FMC.“ Warburg Research sieht „ein Jahr des Wandels“ bei Fresenius. Berenberg bleibt ebenfalls bei seiner Kaufempfehlung bei einem auf 44,50 (zuvor: 45,95) Euro abgesenkten Kursziel, was noch immer einem Kurspotenzial von über 50 Prozent entspricht. Fresenius habe unter dem neuen Management „beträchtliche Neubewertungschancen“, so Analysten Victoria Lambert. Das Aufwärtspotenzial im Zuge der Strategie-Überarbeitung werde an der Börse noch nicht angemessen gewürdigt.

Einschätzung der Redaktion:

Fresenius ist eine hochriskante, längerfristige Wette auf einen erfolgreichen Konzernumbau, die Ausdauer erfordert. Operative Turbulenzen könnten zumindest vorübergehend einen Strich durch die Rechnung machen.

Lesen Sie auch: BASF oder Deutsche Telekom: Welche Value-Aktie mit hoher Dividende ist jetzt besser?