Nach einer spektakulären Kursrally folgt bei Thyssenkrupp der Realitätsschock. Die am Dienstag vorgelegten Zahlen und der Ausblick auf hohe Verluste könnten der Aktie weiter zusetzen.
Noch vor wenigen Wochen zählte die im MDAX gelistete Thyssenkrupp zu den großen Börsenstars 2025 in Deutschland. Doch der Höhenflug ist abrupt beendet. Der mit den heute veröffentlichten Geschäftszahlen trübe Ausblick für 2025/26 sowie der fehlende Optimismus bei den Analysten liefern Anlegern mehrere Gründe, nun vorsichtig zu werden.
Zahlen besser – Ausblick deutlich schlechter
Auf dem Papier konnte Thyssenkrupp im abgelaufenen Geschäftsjahr 2024/25 (per 30.9.) operativ überzeugen. Der Umsatz sank zwar um rund sechs Prozent auf 32,8 Milliarden Euro, das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern legte jedoch auf 640 Millionen Euro zu. Unterm Strich stand sogar ein Gewinn von 532 Millionen Euro, gestützt durch Sondereffekte wie den Verkauf einzelner Beteiligungen und Zuschreibungen. Hinter letzteren steckt die "Rücknahme aus in den Vorjahren gemachten Abschreibungen auf Anlagen", also eine buchhalterische Aufwertung.
den Aktionären will das Unternehmen erneut eine Dividende von 15 Cent je Thyssenkrupp-Aktie (ISIN: DE0007500001) zahlen, was jedoch nur einer Dividendenrendite von aktuell 1,59 Prozent entspricht.
Der Blick nach vorn trübt das Bild jedoch massiv: Für 2025/26 rechnet Thyssenkrupp mit einem unerwartet hohen Fehlbetrag von 400 bis 800 Millionen Euro. Hauptursache sind hohe Rückstellungen für die Sanierung der Stahlsparte.
Stahl-Sanierung belastet – Analysten skeptisch
Thyssenkrupp Steel Europe leidet weiterhin unter Überkapazitäten in der Branche, Preisdruck und der günstigeren Konkurrenz aus Asien. Zwar besteht in der Stahlsparte Hoffnung, dass Europa diese durch protektionistische Maßnahmen einbremst. Doch kurzfristig ist kein konjunktureller Rückenwind in Sicht. Die geplanten Produktionskürzungen und der Abbau Tausender Stellen dürften für Thyssenkrupp teuer werden. Auch die Gespräche über einen möglichen Verkauf der Stahlsparte an den indischen Konzern Jindal Steel liefern bislang keine neuen Impulse.
Viele Analysten sehen daher trotz des ambitionierten Konzernumbaus neues Abwärtspotenzial für die Aktie.
Rallye endet – Trendbruch droht
Das wäre ärgerlich, denn Thyssenkrupp AG hatte sich in den letzten zwölf Monaten an der Börse zeitweise um mehr als 350 Prozent verteuert. Treiber waren Bewertungs-Fantasien rund um den Börsengang der Marinesparte TKMS, die Neuordnung des Konzerns sowie Hoffnungen auf eine Erholung der europäischen Stahlindustrie.
Nach dem nun recht enttäuschenden Ausblick gerieten die Papiere am DIenstag jedoch massiv unter Druck und fielen zeitweise um mehr als fünf Prozent.
Charttechnisch wäre ein Rückfall mit einem Schlusskurs unter die 50-Tage-Linie, die derzeit bei 8,84 Euro verläuft, ein ernstzunehmendes Warnsignal. Außerdem ist es für den weiteren Verlauf des Aktienkurses auch kein ermutigendes Zeichen, dass die Analysten bereits vor der Bekanntgabe der Geschäftszahlen die ThyssenKrupp-Aktie lediglich mit "neutral" eingestuft und für die nächsten zwölf Monate kein weiteres Kurspotenzial mehr gesehen hatten. Dies dürfte sich mit dem heutigen Tage nicht verbessert haben.
Anleger, die nicht auf Einzelaktien setzen wollen, werden vermutlich mit dem "Aktien für die Ewigkeit Index" glücklicher.
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