Beide stufen die Bertrandt-Aktie nun negativ ein. Die Papiere des im Kleinwerteindex SDax notierten Unternehmens fielen daraufhin bis auf 68,80 Euro und damit auf den tiefsten Stand seit 2012. Am frühen Nachmittag büßten sie als Schlusslicht 6,45 Prozent auf 68,85 Euro ein.

Schon länger kämpft Bertrandt mit den Veränderungen in der Autobranche. Audi als einer der wichtigsten Kunden hatte angekündigt, im Forschungs- und Entwicklungsbereich künftig effizienter arbeiten zu wollen. Durch die so hausintern frei werdende Arbeitskraft von Ingenieuren soll dann mehr Entwicklungsarbeit intern statt extern erledigt werden.

Eine fehlende Auslastung durch die Neuaufstellung der wichtigen Kunden Volkswagen und Audi könnte mit für eine enttäuschende Geschäftsentwicklung im dritten Quartal sorgen, erklärte Analyst Christian Glowa von Hauck & Aufhäuser. Zudem verwies er auf fortgesetzten Preisdruck durch Überkapazitäten in der Branche. Er stufte die Aktien in einer Studie von "Hold" auf "Sell" herab und reduzierte das Kursziel von 90 auf 58 Euro. Mainfirst-Experte Florian Treisch vom Investmenthaus Mainfirst senkte die Bewertung auf "Underperform" und kürzte das Ziel von 85 auf 65 Euro.

Zudem werde die Autoentwicklung immer mehr zu einem Standardprodukt, was laut Glowa auf die Preise drückt. Langfristig müsse das Unternehmen bestimmte Arbeiten in Niedriglohnländer verlagern, um profitabel zu bleiben, lautete seine Schlussfolgerung. Er hält die Jahresziele des Unternehmens vor diesem Hintergrund für ambitioniert.

Erst im Mai hatte Bertrandt sein Jahresumsatzziel nach dem ersten Geschäftshalbjahr 2016/17 deutlich gekappt und damit auch dem Wandel in der Automobilindustrie allgemein Rechnung tragen müssen.

Auch Mainfirst-Experte Treisch blickt skeptisch auf die aktuellen Jahresziele von Bertrandt. Der Mittelpunkt der Prognose für die operative Gewinnmarge (Ebit-Marge) setze einige Verbesserungen sowie keine größeren geschäftlichen Rückschläge mehr voraus - abgesehen von einem schwachen Geschäft mit der Marke VW . Nun kämen aber noch die Audi-Pläne hinzu. Daher dürfte auch das kommende Geschäftsjahr 2017/18 noch ein Übergangsjahr werden. Mittelfristig sieht Treisch aber eine generelle Erholung des Marktes, von der dann auch Bertrandt profitieren dürfte. Die Preise dürften sich dann wieder etwas erholen, erklärte er.

Infolge der Probleme der jüngeren Vergangenheit stehen die Bertrandt-Papiere schon länger unter Druck. Seit ihrem Rekordhoch im Frühjahr 2015 hat sich der Kurs halbiert. Im bisherigen Jahresverlauf sind sie mit einem Minus von rund 27,7 Prozent das Schlusslicht im SDax.

dpa-AFX