Bertrandt bietet Ingenieurdienstleistungen für Autohersteller und im kleineren Umfang für die Flugzeugindustrie an. Die Mitarbeiter entwickeln alles von Bauteilen über Antriebstechnologie bis hin zu kompletten Fahrzeugen. Bei Bedarf fertigen die Schwaben auch Prototypen und Kleinserien. Laufen die Geschäfte der Kunden gut, verdient Bertrandt ebenfalls ordentlich. In einem guten Jahr wie etwa 2016 kann da bei Erlösen von 992 Millionen Euro schon mal ein Betriebsergebnis von 91 Millionen Euro erzielt werden, der Gewinn pro Aktie landete damals bei 6,28 Euro.

Allerdings ist die Branche unter Druck, und das merkt auch Bertrandt. 2019 lagen zwar die Erlöse über Vorjahr, die Marge ist aber deutlich gesunken. Der Gewinn pro Aktie der letzten vier Quartale beträgt 2,91 Euro. Die negative Entwicklung mit einer partiellen Unterauslastung der Mitarbeiter dürfte sich im ersten Halbjahr noch einmal beschleunigen.

Positioniert für die Trendwende

Weil keiner sagen kann, wie lange die aktuelle Situation andauert, ist die Angst groß. Aber auch diese Krise wird enden. Und neue Fahrzeuge, egal welche Antriebsform sie haben werden, dürften zu einem großen Teil von den Ingenieuren von Bertrandt entwickelt werden.

Weil die Bilanz stabil ist, könnte das Unternehmen zu einem Gewinner in der Branche werden. Die Bewertung ist attraktiv. Es ist davon auszugehen, dass Bertrandt im laufenden Geschäftsjahr, das am 30. September endet, rund eine Milliarden Euro umsetzen wird. Bei einem Margenpotenzial von fünf Prozent sollte ein Börsenwert von einer halben Mil- liarde Euro gerechtfertigt sein. Aktuell liegt die Marktkapitalisierung bei 257 Millionen Euro.

Daran wird sich im aktuellen Umfeld so schnell nichts ändern. Es gibt aber einen Katalysator. Volkswagen ist größter Aktionär. VW hatte zuletzt bei MAN und Audi Maßnahmen zur Optimierung der Konzernstruktur ergriffen. Strategisch könnte es für die Wolfsburger sinnvoll sein, den Ingenieurdienstleister künftig stärker an sich zu binden. Anleger, die langfristig investieren wollen, wagen nach dem Absturz eine erste Position. Sollte der Wert weiter nachgeben, können sie diese in der Folge ausbauen.