Das "Wall Street Journal" berichtete am Montag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen, dass es zu einer Übernahme von Tower Semiconductor durch den US-Chipriesen Intel kommen dürfte. Der Kaufpreis soll dabei stolze 5,4 Milliarden US-Dollar betragen. Der US-Chipkonzern wolle mit der Akquisition die eigene Auftragsfertigung in Schwung bringen und damit stärker in einen Markt einsteigen, der derzeit von TSMC aus Taiwan dominiert wird. Intel will den Zukauf aus der Bilanz finanzieren. Konkret zahlt der US-Konzern 53 Dollar je Aktie in bar, wie Tower Semiconductor am Dienstag mitteilte.

Weltweit sind die Produktionskapazitäten von Chips wegen hoher Nachfrage knapp, Halbleiterhersteller investieren deshalb stark in den Ausbau ihrer Anlagen. Erst im Januar hatte Intel angekündigt, bis zu 100 Milliarden Dollar in den Aufbau neuer Fabriken im US-Bundesstaat Ohio zu stecken. Ziel ist es, die Abhängigkeit von asiatischen Produktionsstätten zu reduzieren.

Die Nachfrage nach Chips übersteigt im Moment bei einigen Komponenten das Angebot und hat schon zu Produktionsschwierigkeiten bei vielen Unternehmen wie Smartphoneherstellern und Autokonzernen geführt. Der israelische Anbieter hat sich auf analoge Halbleiter spezialisiert, die vor allem in der Auto-, Handy- und Medizinbranche benötigt werden.

Am Donnerstag, den 17. Februar hat Intel ein Investorentreffen. Es ist möglich, dass hier weitere Informationen geliefert werden.

Die Zahlen zum abgelaufenen vierten Quartal von Intel ließen sich sehen: Trotz Lieferproblemen, einer holprigen Markt-Lage und der nicht enden wollenden Corona-Krise hatte der US-Chiphersteller im Schlussquartal einen Rekordumsatz erzielt. Der Umsatz stieg von Oktober bis Dezember verglichen mit dem Vorjahr um vier Prozent auf 19,5 US-Milliarden Dollar. Alles zu den Q4-Zahlen von Intel lesen Sie hier.

Unsere Einschätzung zur Intel-Aktie


Zum deutschen Börsenstart notiert die Intel-Aktie mit 0,4 Prozent im Plus. Nach Bekanntgabe der Q4-Zahlen war der Kurs allerdings unter Druck geraten: Seit Jahresanfang steht ein Minus von 8,6 Prozent zu Buche.

Die Aktien von Tower Semiconductor waren am Dienstag mit Verweis auf eine anstehende Bekanntgabe zunächst vom Handel in Tel Aviv ausgeschlossen.

Die globale Chip-Knappheit wird nach Einschätzung des Branchenriesen noch mindestens ein Jahr andauern. Die Engpässe dürften sich bis ins Jahr 2023 ziehen, mit schrittweiser Besserung der Lage, so Intel-Chef Pat Gelsinger zur Vorlage der Quartalszahlen. Zu Gelsingers Strategie gehört, Intel verstärkt auch zu einem Auftragsfertiger zu machen, der neben eigenen Prozessoren Chips für andere Anbieter produziert. Eine mögliche Übernahme wäre ein erster Schritt. Wir sehen deshalb weiterhin Potenzial in der Intel-Aktie und bleiben bei unserer Kaufen-Einschätzung.

ak/rtr