Die Zweite Liga ist im Profifußball die Spielklasse, in der die Teams einen Neuanfang versuchen, deren Qualität für die Erste Liga nicht mehr ausreichte. Sie kann aber auch das Territorium sein, auf dem Neulinge aus unteren Klassen die Ausrufezeichen setzen und sich zu Überfliegern mausern - um in Einzelfällen sogar ins Oberhaus durchzustarten.

Im MDAX, der zweiten deutschen Börsenliga, haben zuletzt Newcomer die Anleger begeistert. Zum Beispiel Hellofresh. Vor genau einem Jahr setzte die Aktie des erst seit Ende 2017 börsennotierten Essenslieferdienstes zum Höhenflug an. Seitdem hat sich der Börsenwert versechsfacht. Ebenfalls furios durchgestartet ist Konkurrent Delivery Hero, dessen Aktienkurs im selben Zeitraum um 150 Prozent nach oben schoss. Und obwohl Delivery Hero in den nächsten drei Jahren wohl keine schwarzen Zahlen schreiben wird, zählt die Gesellschaft gemessen an Handelsumsatz und Marktkapitalisierung zum erweiterten Kreis der Aufstiegskandidaten in den DAX.

Weil immer mehr Menschen Gefallen daran finden, ihr Essen online zu bestellen und es sich nach Hause liefern zu lassen, zählen beide Firmen zu den Gewinnern der Corona-Krise. Dasselbe gilt für Teamviewer, einen Entwickler von Software, mit der sich Rechner, Server und Maschinen aus der Ferne steuern und warten lassen. Seit dem März-Tief hat sich der Aktienkurs der Schwaben verdoppelt und gerade erst ein neues Allzeithoch erreicht. Gegen den Markttrend bei Gewinn und Aktienkursen zugelegt haben im Zeichen der Corona-Krise auch die fünf im MDAX enthaltenen Gesundheits- und Biotechfirmen.

Talentschmiede MDAX


Überhaupt haben etliche der 60 MDAXAktien den Corona-Crash schneller bewältigt als viele DAX-Mitglieder. Fünf Titel haben in den letzten drei Monaten um mehr als 40 Prozent zugelegt, 15 gelang ein Wertzuwachs von mehr als 30 Prozent. Im DAX schafften fünf Aktien eine ähnliche Aufholjagd. Zahlreiche große Konzerne haben mit Wachstumseinbrüchen zu kämpfen, die Autobranche steht vor strukturellen Problemen und die Konsumlaune hält sich weiter in Grenzen. Dazu überschattet der Bilanz- und Betrugsskandal um den Zahlungsabwickler Wirecard die erste deutsche Börsenliga.

Sicher hat der Abschwung auch Branchen aus dem MDAX erfasst. Analysten und Anleger sind sich aber einig, dass die 2018 umgesetzte Erweiterung von 50 auf 60 Mitglieder dem MDAX gutgetan hat. "Neue Firmen mit innovativen Geschäftsmodellen aus den Branchen Software und Onlinedienste sind hinzugestoßen und haben die Attraktivität des Index deutlich erhöht", sagt Markus Turnwald, Fondsmanager bei Deka Investment.

Außerdem hat der MDAX durch den DAX-Aufstieg von Schwergewicht Deutsche Wohnen einen Teil seiner Immobilienlastigkeit verloren. Frühere MDAX-Mitglieder wie Wacker Chemie, der Maschinenbauer Krones oder der Stahlkonzern Salzgitter - allesamt Vertreter der "Old Economy" - sind in den SDAX abgestiegen. In seiner mittlerweile 24-jährigen Historie hat sich der MDAX als Sammelbecken für mittelständische und häufig gründer- oder familiengeführte Unternehmen etabliert.

Wegen des im Vergleich zum DAX höheren Anteils von Unternehmen aus Technologiebranchen und zyklischen Industrien billigt der Markt dem MDAX ein höheres durchschnittliches KGV zu als dem DAX. Diese Bewertungsprämie wird sich für Ernst Konrad, Geschäftsführer und Fondsmanager bei Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement, in Zukunft fortsetzen: "Die Schere wird weiter auseinandergehen, weil im MDAX mehr Firmen aus Sektoren mit einer höheren Wachstumsdynamik angesiedelt sind", sagt der Fachmann. Die optisch hohen KGVs von etlichen dieser Titel sieht Deka-Experte Turnwald als unproblematisch: "Die Firmen werden aufgrund der anhaltenden Wachstumdynamik in diese Bewertung hineinwachsen."

Bewährt hat sich der MDAX aber auch als Auffangbecken für DAX-Absteiger, die nach der vierteljährlichen Indexüberprüfung nicht mehr die beiden Hauptkriterien Handelsumsatz und Streubesitz-Marktkapitalisierung erfüllten. Continental ist so ein Rückkehrer, und man darf gespannt sein, ob den jüngsten DAX-Absteigern Commerzbank, Lufthansa und Thyssenkrupp ein Comeback gelingt.

Der MDAX glänzt nicht nur mit einer Mischung aus Traditions- und Wachstumsfirmen, sondern bringt, nach europäischen Mid-Cap-Maßstäben betrachtet, auch reichlich Börsenmasse mit. 14 Aktien haben eine Marktkapitalisierung von mehr als zehn Milliarden Euro. Damit kommen sie infrage für angloamerikanische Fondsmanager, die auf der Suche nach Aktien sind, die ihrer Definition von Mid Caps entsprechen.

14 Firmen bringen zwischen fünf und zehn Millionen Euro auf die Börsenwaage und liegen damit in einer Gewichtsklasse, die auf dem Niveau von Bluechips in anderen europäischen Leitindizes liegt. Nahezu sämtliche MDAX-Titel haben einen Free Float von mehr als einer Milliarde Euro und weisen damit dieselbe Charakteristik auf wie die im US-amerikanischen S & P 500 enthaltenen Titel.

Aufstockung wünschenswert


Allerdings wenden zahlreiche Börsenexperten ein, dass der MDAX seine Attraktivität durch noch mehr Mitglieder weiter erhöhen könnte. Gerade die häufigen Wechsel in jüngster Zeit hätten gezeigt, dass ein MDAX mit 60 Titeln von seinem Branchenmix noch nicht ausreichend ausbalanciert sei, erläutert Silke Schlünsen, Geschäftsführerin und Indexspezialistin bei Mainfirst: "Ein auf 70 Aktien erweiterter Index würde hier deutlich mehr Stabilität geben und wäre auch im Hinblick auf Wachstumsbranchen noch stärker diversifiziert."

Der zweite Punkt trifft mit Sicherheit zu, wenn man einen Blick auf die Kandidaten aus dem SDAX wirft, die aktuell bei einer MDAX-Vergrößerung die Aufnahmekriterien erfüllen würden. Der Versicherer Talanx, der Finanzdienstleister Hypoport, die Online-Apotheke Shop Apotheke, die Technologiekonzerne Aix­tron und Jenoptik sowie Encavis, ein Finanzierer und Betreiber von Solar- und Windparks, tauchen hier auf. "Für Investoren", so das Fazit von Schlünsen, "würde ein größerer Pool an Wachstumsunternehmen entstehen. Anders als beim DAX mit seinen Dividendentiteln würde sich der MDAX auch noch stärker als Index herauskristallisieren, bei dem die Unternehmen ihre freien Cashflows mehr in Forschung und Entwicklung reinvestieren."

Finanzexperten sind sich weitgehend einig, dass verschärfte regulatorische Vorschriften unerlässlich sind. Dass ein DAX-Unternehmen wie Wirecard nach den Vorwürfen von Bilanzmanipulation und Betrug noch bis September in einem Auswahlindex verweilen darf, ist für Investoren schwer nachvollziehbar.

Der Bilanzskandal des Möbelkonzerns Steinhoff ist wiederum kein Ruhmesblatt für den MDAX. Das Unternehmen, das 2017 nach Bilanzunregelmäßigkeiten ins Schlingern geriet, war erst 2018 aus dem MDAX geflogen. Dieses Jahr ist die Aktie als Pennystock wieder in den SDAX eingezogen. Um in Zukunft den Finanzplatz Deutschland vor neuen Imageschäden zu bewahren, sollte die Indexzugehörigkeit von Firmen immer dann auf den Prüfstand kommen, wenn strafrechtliche Tatbestände nachgewiesen sind.

Verbesserungsfähig sind auch Regelungen, die eine DAX-Mitgliedschaft von Unternehmen ermöglichen, deren Hauptsitz sich im Ausland befindet. Der Fall der Air­bus-Aktie, die im MDAX die mit großem Abstand höchste Gewichtung hat, sollte dafür Anstoß genug sein.

ETFs und Wachstumswerte


Eine Reihe von ETFs bildet den MDAX ab. Bei einem Index wie dem MDAX, der eine überschaubare Anzahl von Titeln enthält, ist die Gesamtkostenquote (Total Expense Ratio, TER) ein entscheidender Faktor für langfristige Wertentwicklung. Vom Kosten-Rendite-Profil her bieten sich drei Produkte an. Mit einer Kostenquote von 0,3 Prozent ist der Deka MDAX UCITS ETF(WKN: ETF L44) vergleichsweise günstig. Im Hinblick auf Kosten und Performance ähnlich gut schneidet der ComStage MDAX UCITS ETF (ETF 007) ab. Noch günstiger bei einer etwas besseren Wertentwicklung ist der im Februar 2019 aufgelegte Invesco MDAX UCITS ETF(A2N 7NF) mit einer Kostenquote von 0,19 Prozent.

Bei der Auswahl von kaufenswerten Einzelwerten haben wir uns weitgehend an Wachstumsbranchen orientiert. Bei diesen Titeln nehmen wir an, dass sie bei der Gewinn- und Umsatzentwicklung am schnellsten aus der Coronakrise kommen werden. Weiter abwarten empfiehlt sich bei den meisten Unternehmen aus zyklischen Sektoren. Mittel- bis langfristig stehen die Chancen gut, dass der MDAX in Sachen Renditepotenzial den DAX weiter hinter sich lässt.


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Cancom: Mit Cloud-Lösungen in den Börsenhimmel


Das Arbeiten im Homeoffice während der Corona-Krise beschleunigt den Trend zu Cloud-basierten IT-Lösungen. Für das Geschäft von Cancom bedeutet das einen neuen Ertragsschub. Der IT-Dienstleister verzeichnete im ersten Quartal beim Cloud-Geschäft ein Umsatzplus von 35 Prozent auf 87,5 Millionen Euro. Der Gesamtumsatz legte um 27,3 Prozent auf 453,8 Millionen Euro zu. Eine treibende Kraft war die boomende Nachfrage nach Laptops und Tablets von großen und mittelständischen Unternehmen. An der bisherigen Jahresprognose hält Cancom fest. Der seit Januar amtierende Vorstandschef Rudolf Hotter erwartet weiter einen "moderaten Anstieg" bei Umsatz, Rohertrag und operativem Gewinn. Immer unter der Voraussetzung, dass das Geschäft in der zweiten Jahreshälfte wieder anzieht. Im zweiten Quartal dürfte Cancom aufgrund des zweimonatigen Corona-Shutdowns einen deutlichen Umsatz- und Gewinneinbruch verbucht haben. Mittel- bis langfristig will sich das Unternehmen als Spezialist für Cloud-Lösungen etablieren. Auch bilanziell ist Cancom sehr gut aufgestellt. Das nahezu schuldenfreie Unternehmen kommt auf eine Eigenkapitalquote von 47 Prozent. Schafft es Cancom, das Wachstumstempo mit der Cloud in den nächsten Jahren weiter zu beschleunigen, bietet das aktuelle Bewertungsniveau der Aktie für Langfristanleger eine gute Einstiegschance.

Compugroup: Wachstumsschub durch die Corona-Krise


Mit der "Clickdoc"-Videosprechstunde für Ärzte, Physiotherapeuten, Hebammen und Apotheken betreibt Compugroup Werbung in eigener Sache. Für die Zeit der Corona-Krise können Kunden das Produkt kostenlos beziehen. Mit seinen Softwareprogrammen und Online-Informationssystemen für Arztpraxen und Krankenhäuser profitiert die Firma aus Koblenz von der aktuellen Situation. Die Erkenntnis aus der Corona-Pandemie, schnell auf medizinische Notfallsituationen reagieren zu müssen, wird den Trend zur Datenanalyse im Gesundheitswesen beschleunigen. Weiteren Schwung ins Geschäft bringen soll die gerade zu einem Kaufpreis von 225 Millionen Euro abgeschlossene Übernahme von einem Teil des Europageschäfts von Cerner, dem weltweit größten Anbieter von IT-Lösungen für die Gesundheitsversorgung. Bereits im Dezember hatte Compugroup für 79 Millionen Euro die französische Firma Epsilog übernommen, die auf digitale Lösungen für Physiotherapeuten spezialisiert ist. Für 2020 erwartet Compugroup einen bereinigten operativen Gewinn in der Bandbreite von 195 bis und 215 Millionen Euro. Im Bestfall entspricht das mehr als einer Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr. Angesichts der boomenden Nachfrage könnte am Ende noch mehr drin sein − was dem Aktienkurs trotz des hohen 2021er-KGVs Spielraum nach oben lässt.

Evotec: Stabile Einnahmen mit der Wirkstoffsuche


Mit seiner präklinischen Auftragsforschung für die biopharmazeutische Industrie und für akademische Einrichtungen zählt Evotec zu den Börsenlieblingen unter deutschen Biotechs. An der Suche nach einer Therapie gegen Covid-19 ist das Unternehmen indirekt beteiligt - über die firmeneigene Bibliothek an Wirkstoffen, mit der sich Moleküle identifizieren lassen, die das Coronavirus ausschalten sollen. Die US-Tochter Just-Evotec Biologics kooperiert mit dem vom US-Verteidigungsministerium beauftragten Unternehmen Ology Bioservices bei der Suche nach geeigneten Antikörpern. Negativ von der Corona-Krise betroffen, indem sich wegen des Fokus auf die Forschung eigene Projekte verzögern, ist Evotec nicht. Die Planbarkeit des operativen Geschäfts bleibt Vorstandschef Werner Lanthaler zufolge über die nächsten Monate zu 90 Prozent davon relativ unbeeinflusst. Das jüngste Quartalsergebnis lag im Rahmen der Erwartungen. Für das Gesamtjahr hält Evotec an der bisherigen Prognose fest. Der Umsatz soll sich in einer Bandbreite von 440 bis 480 Millionen Euro bewegen, was einem leichten Zuwachs gegenüber 2019 entspricht. Mit Barreserven von 320 Millionen Euro ist Evotec solide aufgestellt, um das zweite Standbein, die eigenen Forschungsprojekte, auszubauen. Dazu zählen etwa Betazell-Ersatztherapien für die körpereigene Insulinproduktion bei Diabetikern.

Hella: Neuer Lichtstrahl nach Gewinneinbruch


Wegen der Pandemie musste der Spezialist für Lichttechnik und Fahrzeugelektronik Hella seine Werke in Europa und Amerika temporär herunterfahren. Dementsprechend ist die Nachfrage im Schlussquartal des am 31. Mai abgeschlossenen Geschäftsjahrs 2019/20 eingebrochen. Wegen hoher Wertberichtigungen durch die Folgen der Corona-Krise rechnet Hella unterm Strich sogar mit einem Verlust. Die operative Marge soll mit vier Prozent nur noch halb so hoch liegen wie ursprünglich geplant. Auch die nächsten Monate sollten für den Hersteller von Scheinwerfern noch schwierig verlaufen. Dann werden die eingeleiteten Kostensenkungsmaßnahmen greifen. Angesichts voller Auftragsbücher vonseiten der Autoindustrie sollte die Produktion in den nächsten Quartalen wieder kräftig anspringen und für steigende Erlöse und Erträge sorgen. Hier sieht sich Hella mit seinen Produkten für den Trend hin zur E-Mobilität, zu neuen Fahrassistenzsystemen und zum autonomen Fahren gut aufgestellt. Für Investitionen und Zukäufe ist die Gesellschaft finanziell gerüstet. Bei einer Nettoverschuldung von 138 Millionen Euro verfügt das Unternehmen über Cashreserven von 1,2 Milliarden Euro. Mögliche Negativszenarien sind in der aktuellen Aktienbewertung eingepreist. Langfristig orientierte Anleger nutzen den aktuellen Kursrücksetzer zum Einstieg.

Lanxess: Langsame aber stetige Erholung


Wie die gesamte Chemiebranche fährt auch Lanxess angesichts der unsicheren Aussichten für den Zeitpunkt der konjunkturellen Erholung weiter auf Sicht. Der Spezialchemiekonzern hat aber dank seiner Ausrichtung auf wenig kostenintensive Geschäftsfelder gute Chancen, als einer der Ersten in diesem Segment wieder in die Erfolgsspur zurückzukehren. Nimmt das Geschäft in den nächsten Monaten wieder Fahrt auf, könnte Lanxess auf der Gewinnseite bereits 2021 wieder das Niveau von 2019 erreichen. Tritt dieses Szenario ein, hat die Aktie auf ihrem aktuelle Bewertungsniveau reichlich Luft nach oben. Die von Konzernlenker Matthias Zachert eingeleitete strategische Neuausrichtung beginnt sich auszuzahlen. Beim Produktportfolio setzt Lanxess ganz auf höhermargige Geschäftsfelder wie Industriechemikalien und Zusatzstoffe für Farben und Lacke. Gut verkauften sich zuletzt auch die Technik zur Wasseraufbereitung und die Feinchemikalien für die Pharma- und Agrarbranche. Lanxess verfügt über ein dickes Liquiditätspolster von drei Milliarden Euro. Bis zum Jahresende sollen Kürzungen von 50 Millionen Euro bei den Investitionen sowie Einsparungen von bis zu 100 Millionen Euro für weitere Mittelzuflüsse sorgen. Die Aktionäre wiederum können sich auf der virtuellen Hauptversammlung am 27. August auf eine schöne Dividende von 0,95 Euro für das Geschäftsjahr 2019 freuen.

Sartorius VZ.: Top-Performer unter den MDAX-Champions


700 Prozent in fünf Jahren, 77 Prozent in den letzten zwölf Monaten - die Aktie des Göttinger Labor- und Pharmaausrüsters zählt nicht nur zu den Kursraketen unter den deutschen Nebenwerten, sondern ist auch, was die Langzeitperformance angeht, der Topwert unter den aktuellen MDAX-Mitgliedern. Das Erfolgsgeheimnis ist so einfach wie zielführend: Sartorius hat sich über organisches Wachstum und Zukäufe in seinen Zielmärkten zum Top-Anbieter hochgearbeitet. Produkte wie Verbrauchsmaterialien, Zellkulturen und Filter sind unabhängig von konjunkturellen Zyklen gefragt. Die operative Marge lag zuletzt bei im Branchenvergleich starken 27 Prozent. Im ersten Quartal 2020 toppte Sartorius bei Umsatz und Gewinn die Erwartungen, auch deshalb, weil Kunden wegen der Corona-Krise Aufträge vorzogen. Abschwächen wird sich das Wachstum im Jahresverlauf nicht. Im Gegenteil: Für 2020 hat Sartorius den Zielkorridor beim Umsatzwachstum von 10 bis 13 auf 15 bis 19 Prozent angehoben. Die auszuschüttende Dividende für 2019 hat das Management auf 0,36 Euro je Vorzugsaktie halbiert, um sich mehr finanziellen Spielraum für weitere Investitionen zu sichern. Das stabile Wachstum wird an der Börse mit einer sportlichen Aktienbewertung bezahlt. Weil kein Ende der Wachstumsstory in Sicht ist, bleibt die Aktie weiterhin kaufenswert.

Scout24: Immobilienfokus wird sich auszahlen


Auf die Corona-Krise hat der Anbieter von digitalen Anzeigenplattformen wie ImmobilienScout24 und JobScout24 sofort reagiert. Privatkunden von Scout24 können seit Ende März auf der Immobilienseite kostenlos inserieren und professionelle Anbieter erhalten bis zum Jahresende Aufschub für ihre Zahlungen. Bis Anfang Mai verzeichnete die Gesellschaft auf diesem Portal 20 Prozent mehr Privatpersonen als im Vorjahr. Im zweiten und dritten Quartal sollen die negativen Effekte der Corona-Krise aber voll auf das operative Geschäft durchschlagen. Auf Sicht der nächsten drei Jahre rechnen die Analystenschätzungen damit, dass sich der um Sondereffekte bereinigte Konzerngewinn nahezu vervierfachen wird. Mit dem 2,9 Milliarden Euro schweren Verkauf der Portale AutoScout24, FinanceScout24 und Finanzcheck wird sich die Gesellschaft ganz auf den Immobilienmarkt ausrichten. Die Erlöse aus dem Deal werden zum einen dazu verwendet, um Verbindlichkeiten zu reduzieren. Zum anderen wurde auf der virtuellen Hauptversammlung beschlossen, eine mit 0,91 Euro je Aktie deutlich höhere Dividende als im Vorjahr auszuschütten. Darüber hinaus wird Scout24 als heißer Übernahmekandidat gehandelt. Vor allem Private-Equity-Gesellschaften haben reges Interesse bekundet. Alle diese Faktoren sollten den Aktienkurs weiter beflügeln. Wir stufen den Titel deshalb auf "Kaufen" hoch.

Symrise: Defensive Qualitäten, attraktive Renditen


Die Symrise-Aktie beweist in der Corona-Krise einmal mehr ihre Steherqualitäten als defensiver Stabilitätsanker. Längst notiert der Titel auf einem neuen Allzeithoch. Was Symrise produziert und verkauft, ist reichlich unspektakulär, aber aus dem Alltag nicht wegzudenken. Das Unternehmen entwickelt Aromen, Duftstoffe und Geschmacksverstärker. Zu den Abnehmern zählen die Hersteller von Nahrungsmitteln, Kosmetika, Arzneien oder Tierfutter. Preiskämpfe drohen nicht in einem Markt, den auf globaler Ebene vier Akteure dominieren. Die Rohstoffe bezieht Symrise von eigenen Lieferanten, die mit höchsten Nachhaltigkeitsstandards arbeiten. Als Stärke des Unternehmens gilt es, die Produktvielfalt über Zukäufe erfolgreich zu erweitern. Für die nächsten zwei Jahre erwarten Analysten, dass sich das jährliche Gewinnwachstum auf 15 Prozent leicht beschleunigt. Um die Rendite mit dieser unspektakulären, aber geradlinigen Erfolgsstory einzufahren, müssen Investoren eine hohe Aktienbewertung in Kauf nehmen. Diese Prämie gilt branchenweit. So kommt der Schweizer Rivale Givaudan auf ein 2021er-KGV von 37 - bei einem Umsatz- und Gewinnwachstum, das unter dem von Symrise liegen soll. Ein weiterer Faktor spricht dafür, dass die Aktie angesagt bleibt: Symrise gilt als aussichtsreicher DAX-Nachrücker für die Skandalfirma Wirecard.

Teamviewer: Sonderkonjunktur dank Homeoffice


Seit der Börsenpremiere im September hat sich der Kurs von Teamviewer verdoppelt. Richtig Fahrt aufgenommen hat er allerdings erst im März, als die Märkte beim Ausbruch der Corona-Krise abstürzten. Dem schwäbischen Softwarekonzern hat die Pandemie einen neuen Umsatz- und Gewinnsprung beschert. Genauer gesagt ist es das Programm Teamviewer, eine Software für die Fernwartung von Computern, Servern, Laptops und Videokonferenzen. Weil immer mehr Firmen entdecken, dass sich von zu Hause efizient arbeiten lässt, werden die Homeoffice-Produkte von Teamviewer auch nach dem Abklingen der Corona-Pandemie heiß begehrt bleiben. Einen weiteren positiven Effekt auf die Erträge hat das Unternehmen schon zuvor erzielt, indem die Göppinger das Vertriebskonzept von Einfachlizenzen auf ein Abomodell umgestellt haben. Gut denkbar also, dass sich die aktuellen Gewinnprognosen als zu konservativ erweisen. Für die nächsten zwei Jahre erwarten die Analystenschätzungen ein durchschnittliches Umsatzplus von 20 Prozent bei einem Gewinnwachstum von 27 Prozent. Teamviewer arbeitet hochprofitabel: Die Cash Conversion, also das Verhältnis freier Mittelzuflüsse zum operativen Gewinn, belief sich zuletzt auf stattliche 94,2 Prozent. Weil die Aktie bereits gut gelaufen ist, sollten Anleger erst bei Rücksetzern in den Bereich von 50,00 Euro zugreifen.