Schon wieder ein Rekord: Am Dienstag erreichte der DAX im frühen Handel ein neues Allzeithoch bei 15.538 Punkten. Und das im Mai - einem Monat, der an den Finanzmärkten keinen guten Ruf hat. Die Börsenweisheit "Sell in May and go away", auf Deutsch: Verkaufe im Mai und verschwinde, dürfte fast jedem Anleger bekannt sein. Sie empfiehlt, die historisch betrachtet schwachen Börsenmonate von Mai bis einschließlich September zu meiden. Zum Wiedereinstieg rät indes der zweite Teil des Bonmots: "…but remember to come back in September" - denk daran, im September zurückzukehren.

In diesem Jahr scheint trotz des zwischenzeitlichen Hochs wieder einmal etwas dran zu sein an dem Sprichwort. Am 4. Mai gab der DAX um fast drei Prozent nach, auch am 13. Mai sackte er im Tagesverlauf deutlich ab. Zwei Tage mit empfindlichen Verlusten - der Mai machte seinem Ruf alle Ehre.

An beiden Tagen waren Meldungen aus den USA der Auslöser für die Kursrückgänge. Am 4. Mai hatte US-Finanzministerin Janet Yellen angedeutet, dass höhere Zinsen möglich wären. Obwohl sie ganz vorsichtig von sehr moderaten Anhebungen zur Vermeidung einer Überhitzung gesprochen hatte, reagierten die Märkte heftig. Vor gut einer Woche waren es die hohen Inflationszahlen, die die Anleger aufschreckten. Die Preise in den USA lagen im April um 4,2 Prozent höher als ein Jahr zuvor. So stark war die Teuerung seit fast 13 Jahren nicht ausgefallen.

Der Hintergrund für die Kursverluste ist in beiden Fällen gleich: Anleger sind besorgt, dass die Notenbanken von ihrer lockeren Geldpolitik abrücken könnten. Die Menge an frischem und billigem Geld, das Monat für Monat in die Märkte gepumpt wird, könnte sich verringern. Höhere Zinssätze würden Anleihen interessanter machen und dafür sorgen, dass die relative Attraktivität von Aktien gegenüber Renten abnimmt - was den Rückzug von Anlegern und damit fallende Aktienkurse zur Folge hätte. Auch die Kreditbelastung der Unternehmen würde steigen, wenn die Zinsen höher sind, und so die Gewinne schmälern.

Sind die volatilen Tage in der ersten Mai-Hälfte also ein Vorgeschmack auf die kommenden Wochen und Monate? Ja, sagen die meisten Experten. "Die ansteigende Inflation wird uns bis weit in die zweite Jahreshälfte hinein begleiten", meint Johannes Mayr, Chefvolkswirt der Vermögensverwaltung Eyb & Wallwitz. Solange sie ein Thema ist, werde die Sorge der Anleger bestehen bleiben, dass sich die Notenbanken von ihrer lockeren Geldpolitik abwenden.

Dass die Inflation langfristig sehr hoch bleibt, gilt jedoch als weniger wahrscheinlich. "Die aktuelle Entwicklung ist von Sonderfaktoren getrieben", sagt Mayr. Die Rohstoffpreise haben sich im Jahresvergleich stark erhöht, in einzelnen Wirtschaftszweigen sorgen Liefer- und Angebotsengpässe für steigende Preise. Vor zwölf Monaten dagegen lag die Wirtschaft als Folge der ersten Corona-Welle am Boden, die Vergleichsbasis für die heutigen Zahlen ist also sehr niedrig.

"Im vierten Quartal wird die Inflation an Bedeutung verlieren, doch mit Werten über zwei Prozent werden wir uns anfreunden müssen", so der Ökonom. "Gefährlich wird es aber erst, wenn Zweifel an der Unterstützung der Notenbanken aufkommen."

Einen Hinweis, ob weiteres Ungemach droht, liefert oft auch der Blick auf die Ausrichtung der Anleger. Hier ist das Bild gemischt. Eine Gefahr für die Aktienkurse geht vom großen Teil optimistisch gestimmter Investoren aus. "Die Erwartungen der Anleger an die weitere Konjunkturentwicklung sind hoch und das Lager derjenigen, die fallende Kurse erwarten, ist klein", berichtet Hans-Jörg Naumer, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei Allianz Global Investors. Das zeigen Stimmungsindikatoren etwa von Sentix oder der US-Privatanleger-Vereinigung AAII. "Es ist schwer, diese Erwartungen noch zu übertreffen."

Andererseits sind längst nicht alle Anleger voll am Aktienmarkt engagiert. "Es steht noch immer viel Geld zum Investieren bereit", sagt Naumer und verweist auf das anhaltend hohe Vermögen von Geldmarktfonds, in denen Anleger ihr Kapital parken. "Viele wollen kaufen und werden so den Markt stützen, wenn Schwächen erkennbar sind."

Erholung eingepreist

Kaum vorherzusagen ist die weitere Entwicklung der Pandemie. Von dieser Seite aus drohen eher Gefahren als weitere positive Impulse. "Corona ist ausgepreist, eine starke wirtschaftliche Erholung eingepreist", meint Naumer. Die Hoffnung, die Krankheit über Impfungen in den Griff zu bekommen, steckt also schon in den Kursen, ein Rückschlag nicht. Die schlimme Situation in Indien führt indes deutlich vor Augen, wie schnell es zu katastrophalen Folgen kommen kann, wenn Virusmutationen sich rasch verbreiten.

Ein Blick fällt zudem auf die großen Technologiekonzerne. Sie wurden in den vergangenen Wochen mehrfach abgestraft und rissen durch ihre Dominanz den breiten Aktienmarkt mit nach unten. "Technologiewerte sind extrem teuer und reagieren auch sehr empfindlich auf Änderungen der Anleiherenditen", warnt James Athey, Senior Investment Director bei Aberdeen Standard Investments. Steigende Zinsniveaus, wie sie in den vergangenen Wochen bei Anleihen zu sehen waren, würden sich negativ auf die künftigen Gewinne der Unternehmen auswirken. Athey glaubt, dass gerade die sehr teuren Segmente des Aktienmarkts wie der Technologiesektor darunter leiden werden.

Sollten Anleger angesichts der Risiken also der Börsenweisheit "Sell in May" in diesem Jahr folgen? Das Gros der Experten verneint das - aus zwei Gründen. "Die Konjunkturdynamik für die nächsten zwei Jahre sieht sehr gut aus", sagt Eyb-&-Wallwitz-Ökonom Mayr. "Die Volatilität dürfte erhöht bleiben. Das volkswirtschaftliche Umfeld spricht aber nicht für eine starke Marktkorrektur." Regierungen weltweit, allen voran die USA, haben riesige Förderprogramme ins Leben gerufen, die sich bald in den Geschäftszahlen der Wirtschaft widerspiegeln dürften.

Gegen einen Ausstieg aus dem Aktienmarkt sprechen aber auch ganz praktische Gründe: Es fehlt an Alternativen. Trotz gestiegener Renditen sind festverzinsliche Wertpapiere noch immer reichlich unattraktiv und können kaum als sicherer Hafen herhalten. Andere Investments sind nicht so liquide wie Aktien oder kaum weniger volatil.

Ein guter Rat ist wohl, momentan nicht gerade die heißesten Eisen anzupacken, sondern mehr Wert auf Solidität zu legen. Das gelingt mit Fonds, die nicht unbedingt zu 100 Prozent am Aktienmarkt aktiv sein müssen oder die auf besonders verlässliche Firmen setzen. Mit ihnen ist kein Blick auf den Kalender nötig, um mit dem Depot möglichst gut aufgestellt zu sein.
 


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