Amazon und Apple überzeugen mit starken Quartalszahlen – beide Aktien steigen nachbörslich dank Cloud-Dynamik und kräftiger iPhone-17-Nachfrage.

Teil zwei des großen Big-Tech-Earnings-Showdowns: Innerhalb von 24 Stunden legten gleich fünf der "Magnificent Seven" ihre Zahlenwerke - auf Alphabet, Meta und Microsoft folgten heute Amazon und Apple.

Due heutigen Big-Tech-Bilanzen brachren zwei sehr unterschiedliche Erfolgsgeschichten hervor: Amazon erlebt in seiner Cloud-Sparte ein starkes Comeback, während Apple mit einem optimistischen Ausblick auf das Weihnachtsquartal erneut seine Ausnahmestellung unter Beweis stellt.  Beide Tech-Pioniere zeigen, wie sich das KI-Zeitalter auf operative Dynamik, Investitionsverhalten und Anlegervertrauen auswirkt – allerdings auf völlig unterschiedliche Weise.

Amazon: Der Cloud-Gigant meldet sich zurück

Es war das stärkste Quartal seit Jahren – und ein Befreiungsschlag. Nach einer längeren Phase relativer Schwäche meldet sich Amazon mit einem klaren Signal an den Markt zurück: Das Wachstum ist wieder da. Der Umsatz kletterte im dritten Quartal um 13 Prozent auf 180,2 Milliarden Dollar, das Ergebnis je Aktie lag mit 1,95 US-Dollar deutlich über den Erwartungen (1,57 Dollar prognostiziert).

Besonders bemerkenswert ist die Wiederbelebung der Cloud-Sparte AWS, die mit einem Umsatzsprung von 20 Prozent auf 33 Milliarden Dollar so stark zulegte wie seit 2022 nicht mehr. CEO Andy Jassy sprach von einem „Wachstumstempo, das wir seit Jahren nicht gesehen haben“. Im Cloud-Geschäft, in dem zuletzt von Microsoft Azure (+40 Prozent) und Google Cloud (+34 Prozent) deutlich schneller wuchsen, ist dies ein wichtiges Signal: Amazon verliert den Anschluss nicht – im Gegenteil.

AWS bleibt letztlich das Herzstück des US-Konzerns. Es trägt knapp zwei Drittel des operativen Ergebnisses und ist zugleich Schlüsselfaktor im globalen KI-Rennen. Amazon investiert massiv in Rechenzentren und spezialisierte Chips. Der neue „Project Rainier“-Komplex, ein 11-Milliarden-Dollar-Datencenter in Louisiana, ist ausschließlich auf die KI-Modelle von Anthropic zugeschnitten – jenem Start-up, an dem Amazon – je nach Angaben – zwischen 15  bis 19 Prozent  hält. Bis Ende 2025 sollen dort eine Million Trainium-2-Chips laufen.

Aktie legt nachbörslich um 13 Prozent zu 

Neben der Cloud zog auch das Werbegeschäft kräftig an (+17 Prozent auf 17,7 Milliarden Dollar) – ein Bereich, der sich immer stärker als zweites Profitzentrum etabliert. Das Online-Retail-Segment legte dank eines starken Prime Day um 10 Prozent  zu.

Allerdings bleibt der Umbau teuer. Amazon musste 2,5 Milliarden Dollar für die Beilegung eines FTC-Verfahrens und rund 1,8 Milliarden Dollar für Abfindungen im Zuge des jüngsten Personalabbaus verbuchen. Dennoch stieg der Nettogewinn um knapp 39 Prozent  auf 21 Milliarden US-Dollar, gestützt durch Neubewertungen der Anthropic-Beteiligung.

Der Ausblick zeigt, dass der Optimismus berechtigt ist: Für das laufende Quartal erwartet Amazon Umsätze zwischen 206 und 213 Milliarden Dollar – und damit deutlich über den Analystenschätzungen. Die Aktie sprang nachbörslich um gleich 13 Prozent an – und hat damit beste Aussicht, im morgigen Handel neue Allzeithoch zu markieren. 

Amazon (WKN: 906866)

Apple: Zwischen Beständigkeit und Rekordjagd

In Cupertino blickt man ebenfalls auf ein starkes Quartal – doch der Fokus liegt weniger auf der Gegenwart als auf einem spektakulären Ausblick. Apple übertraf im September-Quartal – dem traditionellen letzten des Geschäftsjahres – mit einem Umsatz von 102,5 Milliarden Dollar (+8 Prozent) und einem Gewinn je Aktie von 1,85 Dollar (erwartet: 1,77 Dollar) leicht die Erwartungen. 

Entscheidender jedoch war CEO Tim Cooks Botschaft: Das kommende Weihnachtsquartal soll das beste der Unternehmensgeschichte werden. Cook erwartet einen Umsatzsprung von 10 bis 12 Prozent im laufenden Quartal – getragen von der „überwältigenden Nachfrage“ nach dem neuen iPhone 17. Erste Verkaufsdaten seien „off the charts“, der Store-Traffic weltweit „signifikant höher als im Vorjahr“. Besonders in Nordamerika und Europa meldet Apple starke Zuwächse, während sich die Schwäche in China nach mehreren Quartalen wieder abschwächt.

Auch Apple notiert nachbörslich auf neuen Allzeithochs

Die einzelnen Sparten zeigten ein gewohnt stabiles Bild. Der iPhone-Umsatz lag bei 49 Milliarden US-Dollar und damit leicht um zwei Prozent unter dem Vorjahreswert – vor allem aufgrund des Modellwechsels. Die Mac-Sparte steigerte ihre Erlöse um 2 Prozent auf 8,7 Milliarden Dollar, während das iPad-Geschäft mit rund 7 Milliarden Dollar weitgehend stabil blieb. Besonders stark präsentierte sich erneut das Service-Segment, das um 9 Prozent auf 28,8 Milliarden Dollar zulegte und sich damit endgültig als margenstärkste Säule des Konzerns etabliert hat.

Mit einem Jahresüberschuss von 112 Milliarden Dollar und einer Bruttomarge von knapp 46 Prozent bleibt Apple die profitabelste Firma der Welt. Die Marktkapitalisierung kletterte zuletzt auf über 4 Billionen US-Dollar, nur geschlagen von Nvidia. Apple-Aktien verteuerten sich nach Handelsschluss um weitere knapp 3 Prozent auf Kurse von 279 Dollar.  Trotz geopolitischer Unsicherheiten, steigender Zölle und einer schwächeren Nachfrage in China präsentiert sich Apple als Stabilitätsanker der „Magnificent 7“. Analysten loben vor allem den konsequenten Ausbau der Service-Umsätze und den hohen Cashflow, der Spielraum für neue Buyback-Programme lässt.

Zwei Strategien, ein Signal

Amazon und Apple zeigen auf unterschiedliche Weise, wie sich das KI-Zeitalter in die Bilanzen einschreibt. Bei Amazon beschleunigt sich die operative Dynamik nach Jahren der Konsolidierung – getrieben von Cloud-Investitionen und neuem KI-Selbstbewusstsein. Bei Apple zahlt sich vor allem die Markenstärke und die vertikale Integration aus: Der Techpionier muss nicht im gleichen Stil investieren wie andere Mag 7-Werte, um relevant zu bleiben – das iPhone ist und bleibt die Plattform, auf der Innovationen laufen.

Für Anleger ist das Fazit eindeutig: Während Amazon das größte Aufholpotenzial besitzt, bleibt Apple die Stabilitätsprämie der Tech-Welt. Beide zeigen, dass die nächste Wachstumsphase der KI-Ökonomie längst begonnen hat – aber auf sehr unterschiedlichen Fundamenten.

Apple (WKN: 865985)

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